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Vierter Corona-Fall im Kreis. HFU und DHBW setzen Studienbetrieb aus. 

Schwarzwald-Baar-Kreis - Der vierte bestätigte Fall einer Coronavirus-Infektion im Schwarzwald-Baar-Kreis floss am Donnerstagabend in die Statistik ein. Unterdessen wächst in der Region die Sorge, wie mit der Situation mit Augenmaß umgegangen werden kann und wie der wirtschaftliche Schaden begrenzt werden könnte.

Drei neue Corona-Fälle im Kreis beschäftigten am Donnerstag die Behörden und Einrichtungen. Zwei erkrankte Personen stammen aus Donaueschingen, haben allerdings unterschiedliche Ansteckungsquellen. Zum einen bestand ein Kontakt zu einem Ausbruch in Mulhouse im Elsass, zum anderen zu einer Skifreizeit in Österreich.

Die dritte Person stammt derweil aus Villingen-Schwenningen. Sie kam laut dem Landratsamt Schwarzwald-Baar-Kreis von einer Fernreise zurück. "Eine mitreisende Kontaktperson ist mit einer grippalen Symptomatik erkrankt", heißt es in einer Pressemitteilung am Donnerstagabend. "Die Ergebnisse dieses Abstriches stehen noch aus." Beide Personen seien aufgrund ihrer Symptome nach ihrer Rückkehr nicht arbeiten gegangen.

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Das Gesundheitsamt steht mit den drei Erkrankten in Verbindung. Auf ärztlichen Rat bleiben sie zu Hause. Ermittelt werden derzeit zudem die Kontaktpersonen der Infizierten und ebenfalls häuslich isoliert. Die Kontaktpersonen werden in enge und Gelegenheitskontakte unterteilt und in die entsprechenden Verhaltensregeln eingewiesen.

Kontaktpersonen gesucht

Das Gesundheitsamt des Schwarzwald-Baar-Kreises hat nach den geltenden Richtlinien des Robert Koch-Institutes verfügt, dass die erkrankten Personen und die mit ihnen in Kontakt stehenden Personen für 14 Tage in häusliche Quarantäne genommen werden. Dieser Personenkreis wird bei auftretenden Symptomen wie Niesen, Husten und Fieber umgehend nach Benachrichtigung des Gesundheitsamtes getestet.

Sorgenvolle Industrie

Große Sorgenfalten zeigen sich aktuell auf der Stirn vieler Unternehmer. Thomas Burger, Präsident des wvib Schwarzwald, eines freiwilligen, privaten und branchenübergreifenden Zusammenschlusses von mittelständischen Industrieunternehmen, sieht die global vernetzte Weltwirtschaft an einem neuralgischen Punkt getroffen: "der persönlichen Begegnung von Menschen". Für einzelne Branchen, etwa Messebauer, Hoteliers und Fluggesellschaften, seien die Folgewirkungen nicht absehbar. "Wir müssen die weitere Ausbreitung des Virus stoppen, aber wir können nicht die Welt komplett zum Stillstand bringen", so Burger, der zwar für höchste medizinische Achtsamkeit, aber auch für unternehmerische Umsicht und Verantwortung wirbt. "Wir sehen, dass diese Haltung in den Industrieunternehmen unserer Region mit vielen konkreten Maßnahmen problembezogen umgesetzt wird. Der Zusammenhalt ist eher gewachsen."

Das Coronavirus habe tiefgreifende konjunkturelle Auswirkungen. Die niedrigen Zinsen und ein stark gefallener Ölpreis seien effektivere Konjunkturbeschleuniger als ein "umständliches Schnüren von zahllosen kleinen Hilfspaketen, die immer zu spät kommen, immer zu wenig Power haben und die vor allem Bürokraten beschäftigen". Was die Wirtschaft nun brauche, sei ein weiterhin professionelles Krisenmanagement, kurzfristige Liquiditätshilfen in Kernbranchen sowie die sofortige Abschaffung des Solidaritätszuschlags für alle. "Letzteres wäre eine ohnehin überfällige Maßnahme, die sofort wirken würde."

Klinikum rüstet auf

Auf Hochtouren laufen die Vorbereitungen mit Blick auf eine mögliche Zuspitzung der Lage auch am Schwarzwald-Baar-Klinikum. Aktuell sei das Haus ausreichend mit Desinfektionsmitteln und Schutzmasken versorgt, zudem werden "weitere zugesagte Lieferungen" erwartet, so Kliniksprecherin Sandra Adams auf Anfrage. Das Budget des Klinikums allerdings wird dabei viel stärker beansprucht als bislang, die Preise, so Adams, hätten sich "teilweise vervielfacht".

Studenten haben frei

Unterdessen reihen sich auch die HFU und die DHBW Villingen-Schwenningen unter jenen ein, die den regulären Betrieb einstellen: "Die Hochschule Furtwangen (HFU) verschiebt ihren Semesterbeginn und die DHBW Villingen-Schwenningen unterbricht den laufenden Studienbetrieb", heißt es in einer Pressemitteilung der beiden. Sie stehen in engem Austausch über die Entwicklungen und Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus und folgen den Empfehlungen der örtlichen und überörtlichen Gesundheitsbehörden, des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, des Ministeriums für Soziales und Integration Baden-Württemberg und des Präsidiums der DHBW.

Wurden bereits vergangene Woche entsprechende Maßnahmen erlassen, geht man nun einen großen Schritt weiter, in dem man den Studienbetrieb bis zum 19. April einstellt, so die Rektoren Rolf Schofer (HFU) und Ulrich Kotthaus (DHBW Villingen-Schwenningen).

An keiner der Einrichtungen gibt es bislang einen bestätigten Fall einer Infektion mit dem Coronavirus. "Mit der Umsetzung dieser angeordneten Maßnahme können wir einen Beitrag leisten, mögliche Corona-Infektionen zu verhindern."

"Wir sind nun dabei umzuorganisieren: Das betrifft den Semesterbeginn an der HFU und das laufende Semester an der DHBW Villingen-Schwenningen. Der Verwaltungs- und Forschungsbetrieb der Hochschulen läuft weiter. So haben die Bibliotheken weiterhin geöffnet und Studienberatungsstellen sind weiterhin besetzt. Studierende sowie weitere Mitglieder der Hochschulen werden von uns laufend über die Entwicklungen und Maßnahmen informiert."

Der Erlass des Ministeriums sieht vor bis zum 19. April 2020 den Beginn des Vorlesungsbetriebs an den Universitäten, Pädagogischen Hochschulen, Kunst- und Musikhochschulen, Hochschulen für angewandte Wissenschaften, der DHBW und den Akademien des Landes auszusetzen beziehungsweise den bereits begonnenen Vorlesungsbetrieb bis dahin zu unterbrechen. Die Bevölkerungsschutzmaßnahmen seien vorrangig zu bewerten.

Weitere Informationen: Die Hotline des Gesundheitsamtes Schwarzwald-Baar-Kreis, Telefon 07721/ 9137190, ist bei Fragen täglich von 8 bis 16 Uhr zu erreichen.