Erhabene Lage in der Halbhöhe über der Stadtmitte: Die Stadt will die Villa des Papierfabrikanten Scheufelen aus dem Jahr 1936 verkaufen. Foto: Leif Piechowski

Haus des Papierfabrikanten Scheufelen für 1,36 Millionen Euro im Angebot – mit Sanierungsauflagen.

Stuttgart - Alleinlage, großer Park, bestechende Aussicht, 480 Quadratmeter Wohn- und Nutzfläche, „ein Haus wie die Villa Scheufelen gibt es bei uns nicht mehr“, preist Thomas Zügel das Wohngebäude am Steilhang unter der Stafflenbergstraße an.

Zügel ist Leiter des städtischen Liegenschaftsamts. Das hat in den letzten zehn Jahren eine um die andere schmucke Behausung auf die Verkaufsliste gesetzt. „Die Villa Gemmingen, die Villa Levi, repräsentative Häuser in der Stafflenbergstraße“, zählt Zügel auf. Das Wohnhaus Scheufelen, zuletzt über mehr als ein Jahrzehnt an das Architekturbüro Anton Ummenhofer vermietet, sei das letzte in der Reihe. Ummenhofer ist hangabwärts in die Blumenstraße gezogen.

1936 hatte der Architekt Kurt Dübbers, Schwiegersohn des berühmten Paul Bonatz, die Villa als Alterssitz für den Papierfabrikanten Heinrich Scheufelen entworfen. Der wünschte ein Haus, das „den persönlichen Bedürfnissen und den schönsten Stücken einer großen Gemäldesammlung in gleicher Weise Rechnung trägt“, heißt es in dem 1937 erschienenen Band „Moderne Bauformen, Arbeiten von Architekt Kurt Dübbers“. „Wenn eine solche Aufgabe kam, hat Bonatz im Büro einen Ideenwettbewerb gemacht“, erläutert Bonatz-Enkel Peter Dübbers, selbst auch Architekt, die damalige Arbeitsweise. Peter Dübbers kennt die von Stützmauern aus rötlichem und grauem Sandstein umgebene Immobilie. Im Chauffeurshaus hatte er selbst in den 90er Jahren ein Zweigbüro.

Eine Monatsmiete von 4550 Euro, bei gewerblicher Nutzung von 7950 Euro, ist auch möglich

In den 80er Jahren kaufte die Stadt die Villa. „Ohne Nutzungskonzept, das wäre heute unmöglich, aber im Gemeinderat waren alle dafür“, sagt Zügel. Zunächst zog die Messegesellschaft mit Büros ein, dann Ummenhofer. „Eine Eigennutzung durch die Stadt scheidet aus, das Haus passt nicht in unsere Standards“, nennt Zügel den vom Gemeinderat verfügten Trennungsgrund.

Investiert hat die Stadt in ihre Villa, wie in viele andere, über all die Jahre ganz offensichtlich nicht viel. Zum Kaufpreis, den die Stadt mit 1,38 Millionen Euro ansetzt, addieren sich für das unter Denkmalschutz stehende Haus rund 1,95 Millionen Euro Sanierungsbedarf. „Behebung der partiellen Mauerfeuchte und des Schimmelbefalls“ machen dabei einen kleineren Posten aus.

Wer das Haus am Steilhang ins Herz schließen will, kann sich am Montag, 13. August, von 10 bis 17 Uhr seine neue Wohnumgebung bei einer offenen Besichtigung ansehen. Er muss das Haus noch nicht mal kaufen. Eine Monatsmiete von 4550 Euro, bei gewerblicher Nutzung von 7950 Euro, ist auch möglich. Oder ein Kauf für 110.000 Euro, bei dem aber für die nächsten 99 Jahre (verhandelbar) noch 50.000 Euro Erbbauzins jährlich für das 2370 Quadratmeter große Grundstück anfielen. Das vermietete Chauffeurshaus am Hangfuß ist da noch nicht dabei.

Die Bewerbungsfrist läuft bis zum 12. Oktober, 12 Uhr

In Erwerbsfall verlangt die Stadt ein Nutzungs- und ein mit dem Denkmalamt abgestimmtes Sanierungskonzept, das innerhalb weniger Jahre umgesetzt werden muss. Bei der Laufzeit werde man verhandlungsbereit sein, räumt Zügel ein gewisses Entgegenkommen ein. Die Bewerbungsfrist läuft bis zum 12. Oktober, 12 Uhr.

Kein Pardon allerdings wird es beim Thema Park geben. Von den 6659 Quadratmeter Grundstück werden nur die 2370 um die Villa verkauft, der große Rest muss öffentlich zugänglich bleiben. Ein öffentlicher Treppenweg von der Stafflenberg- zur Alexanderstraße muss zudem erhalten bleiben. Und noch ein Haken: Die Stellplätze im Park vor dem Chauffeurshaus sollen „wieder in den Park integriert werden und stehen dem Nutzer nicht zur Verfügung“, heißt es im Exposé der Stadt.

Thomas Zügel glaubt nicht, dass diese Einschränkungen und ein Aufwand von letztlich wohl über vier Millionen Euro irgendwie abschreckend wirken könnten. „Ich gehe von einer Vielzahl von Angeboten aus“, so der Amtsleiter. Wer auf Understatement Wert legt, könnte mit dem Wohnhaus am Steilhang richtig liegen. Es dürfe „trotz Geräumigkeit und hochwertiger Ausstattung kein anspruchsvolles Äußeres zur Schau tragen“, lautete Scheufelens Auftrag.