Josef Grimm (Zweiter von links) mit Peter Renz, Wayne Pohl (links) und Rainer Fader (rechts). Foto: Zeger

Die Villa Junghans gibt es in Schramberg jetzt doppelt: Einmal davon als Modell im Maßstab 1:30

Schramberg. Josef Grimm ist der richtige Mann, wenn es um Herbergen geht: Seit mehr als drei Jahrzehnten ist der Sulgener bekannt für seine kunstvoll detaillierten Weihnachtskrippen. Nun hat er eine ganz besondere "Herberge" erschaffen, die zur Schramberger DNA gehört – die Villa Junghans. Das Modell ist aus Styrodur im Maßstab 1:30 hergestellt und ab sofort in der Kundenhalle der Volksbank zu bestaunen.

430 Stunden Arbeit stecken in diesem Kunstwerk. "Und da ist die Zeit, in denen ich nachts gegrübelt habe, noch nicht dabei", erzählt Josef Grimm mit einem Lächeln. Von Ende August bis Mitte November hat er in seiner Werkstatt in Sulgen daran gearbeitet. Ideen- und Auftraggeber ist Unternehmer Peter Renz.

Viel "Hirnschmalz"

Aber wie kam es zu dieser Idee? Dessen Antwort ist ein bekennendes Statement für seine Heimatstadt: "Die Villa Junghans hat Tradition – und nicht alles Traditionelles muss dem Zeitgeist weichen. Sie trägt zur Attraktivität Schrambergs bei und davon profitieren nicht nur die Gastronomie und der Handel sondern die ganze Stadt." Es sei im ein Anliegen, dass dieses "fantastische Gebäude" nicht nur im Gedächtnis bleibe, sondern weiter als Schmuckstück und Herberge Bestand habe, so Peter Renz. Auch der Vorstand der Volksbank, Rainer Fader, möchte mit diesem Modell, dass die Villa im Gespräch bleibt und weiterhin zur Diskussion anregt. Deshalb sei er auch sofort begeistert gewesen, als er die Anfrage erhielt, das "Meisterwerk" an diesem Ort aufzustellen. "Es wird auf jeden Fall bis mindestens Ende Januar zu sehen sein", ergänzt Regionaldirektor Wayne Pohl.

3500 Dachziegel hergestellt

Wie viel Arbeit, Fingerfertigkeit und "Hirnschmalz", wie es Josef Grimm formuliert, in der Villa en miniature stecken, lässt sich beim Betrachten nur erahnen. Das Gebäude weißt so viele Details und Finessen auf, dass es sich zu einem der anspruchsvollsten Projekte von Josef Grimm entwickelte: 3500 Dachziegel stellte er einzeln her, dazu 74 Fenster, sechs Kamine. Als Vorlage dienten historische Fotos, teilweise aus dem Stadtarchiv. Trotzdem stand Grimm oft mit dem Meterstab bei Patron Michael Weisser und hat nachgemessen und Skizzen gemacht. Einmal kletterte er zu Recherchezwecken sogar aufs Dach. "Ich wollte schon Biberschwanzziegel anfertigen, stellte dann aber fest, dass Schiefer verwendet wurde." Der schwarze Baldachin überm Eingang stammt aus dem 3D-Drucker, und das geschnörkelte Balkongeländer im obersten Stock hat er sich extra aus England kommen lassen. Kniffelig sei auch die Farbgebung gewesen, und wer genau hinschaut, wird erkennen, dass das Modell auf der Rückseite mehr Fenster hat, als das Gebäude im jetzigen Zustand. "Die wurden im Laufe der Zeit teilweise zugemauert", erläutert Grimm.