Die Coverband "Lucky Punch" füllt die Tanzschule Gayer mit Musik. Foto: Fahrland

Beim vierten Oberndorf-Slam gab es in der Oberstadt erneut an jeder Ecke "Musik, Poetry und Kunscht" in allen Facetten zu entdecken. Die hervorragende Vorbereitung durch das veranstaltende Kulturforum bescherte der Gastronomie ein volles Haus und allen Beteiligten einen inspirierenden Abend.

Oberndorf - In acht Hautnah-Konzerten und an vier weiteren Veranstaltungsorten, die den Poetry-Slammern aus ganz Baden-Württemberg eine Bühne boten, wetteiferten rund 30 Musikgruppen und Solisten sowie 22 Wortakrobaten um die Gunst des Publikums.

Für jeden Geschmack war das richtige Umfeld dabei. Drangvolle Enge herrschte etwa im Sudhäusle oder in der Lounge im Alten Rathaus, auf der roten Bank konnte man im Eiscafé Cortina Platz nehmen.

Reichlich Platz stand in der katholischen Kirche zur Verfügung, während im Café Krönchen nur diejenigen die gemütliche Wohnzimmeratmosphäre genießen konnten, die sich frühzeitig Plätze reserviert hatten. Erneut zählten auch das Generationenhaus Linde 13, das Fitnessstudio SMS, die Fahrschule Indrive, die Tanzschule Gayer und das Pizza- und Kebablokal "Lawine" zu den Gastgebern.

Skurrile Geschichten

Mit kuriosen, lustigen, nachdenklichen und skurrilen Geschichten in Prosa und Reim stellten sich die Poetry-Slammer im "Krönchen" dem Applaus-Barometer. Dabei kam es nur auf das gesprochene Wort der selbst geschriebenen Texte und die Einhaltung eines Zeitlimits von sechs bis sieben Minuten an.

Thomas Ring aus Stuttgart amüsierte mit den Nöten eines Ehepaars, das mit Fahrrädern und 9-Euro-Ticket im oberhessischen Jossa strandete, während Pauline Hagmann aus Reutlingen den Zuhörern mit "Ich hätte ja Nein sagen können" Schauer über den Rücken laufen ließ und Karl Kaspar ironisch die Urlaubsallüren deutscher Billigflugurlauber auf die Schippe nahm.

Wechsel zwischen den Locations

Im Gegensatz zu den beiden Vorjahren mit strengen Corona-Auflagen gab es nun wieder die Möglichkeit, unbekümmert zwischen den Veranstaltungsorten zu wechseln. Lediglich für den Zutritt zum Café Paula im Haus Raphael galt die für Seniorenzentren übliche Test- und Maskenpflicht zum Schutz der Bewohner. Dank einer Testmöglichkeit vor Ort war diese Formalität rasch abgehakt.

Bewohner und Gäste genossen den unterhaltsamen Abend und hatten viel Spaß an den musikalischen Darbietungen, bei denen Dennis Müller wegen einer kurzfristigen Absage an die Stelle von "Freaky Izzy" trat.

Auch Lokalmatadoren am Start

Zum Konzept gehört die jährlich Neuverteilung der Künstler und Moderatoren, die schon mehrfach am Oberndorf-Slam beteiligt waren. Auch Oberndorfer Lokalmatadoren wie "Das Tomatenhaus", "Jack" alias Hans-Joachim Ahner und "Bebo 104" waren mit von der Partie.

Rainer Engelkes lebt als geborener Ostfriese schon seit 32 Jahren in Oberndorf, wagte sich aber erstmals mit Gitarre und eigenen Liedern vor das Publikum, das seinen Auftritt mit begeistertem Applaus quittierte.

Fast schon meditativ

Fast meditativ war die Stimmung in St. Michael, wozu Sabine Wehrle aus Freiburg an der Harfe und Juliane Mangold mit der auf e-moll gestimmten Handpan beitrugen. Sie entlockte dem Blechklanginstrument, das sie auf einem Street Festival kennen und lieben gelernt hatte, mit sanften Händen sphärische Klänge. Der Oberndorfer Orgelvirtuose Michael Link steuerte Variationen von Abendliedern bei.

"Could be worse" nennt sich eine Band junger Studenten aus dem Schramberger Raum, die sich eigentlich nur zu einem einzigen Konzert während der Schulzeit zusammengefunden hatte. Sie unterzogen ihre eigenen Songs erfolgreich einem Stimmungstest, bevor sie in diesem Monat ihr erstes Studioalbum aufnehmen werden. Der regnerische Abend schien ihnen der Garant "für diesen kuschligen Abend" zu sein.

Stimmung und Konzept begeistern

Auch Winnie Schweitzer lobte die "sehr gute Atmosphäre trotz des schlechten Wetters". Mit dem Singer-Songwriter-Trio "Unverpackt", das aus Stuttgart und Hausen im Tal bei Beuron stammt und sich deutsche Titel mit Pointe auf die Fahnen geschrieben hat, war er zum ersten Mal in Oberndorf und zeigte sich sehr angetan von der Stimmung und dem Konzept beim Oberndorf-Slam.

"Alle unsere Künstler waren begeistert und haben uns versichert, dass sie gerne wiederkommen möchten", freuten sich die Kufo-Verantwortlichen gegen Ende des gelungenen Abends. Zuvor hatten sie die Künstler zum Maultaschenessen ins Bonhoefferhaus eingeladen, wo ein reger Austausch entstand.