Janne Ahonen (rechts) und Jakub Janda feiern am 06. Januar 2006 nach dem letzten Springen der 54. Vierschanzentournee im österreichischen Bischofshofen gemeinsam: Der Finne und der Tscheche erreichten exakt die gleiche Punktzahl. Erstmals in der Geschichte der Vierschanzentournee teilen sich damit zwei Skispringer den Gesamtsieg. Foto: Schrader

Zum 71. Mal geht in dieser Wintersportsaison die Vierschanzentournee über die Bühne. Über die Jahre gab es allerlei kuriose Begebenheiten.

Es war im Sommer 1949, als die Verantwortlichen der Vereine SC Partenkirchen und WSV Innsbruck gemütlich im Haus "Maier" in Partenkirchen zusammensaßen und den Winter Revue passieren ließen. Nachdem die deutschen Springer ab 1949 wieder an internationalen Wettkämpfen hatten teilnehmen dürfen – der 1945 aufgelöste Deutsche Skiverband wurde erst im Oktober 1949 in Heidelberg wiedergegründet – hatte der SCP am 1. Januar sein Neujahrsspringen sofort wieder mit internationaler Besetzung über die Bühne gebracht. Und die Innsbrucker hatten mit dem ersten Bergisel-Skispringen einen großen Erfolg gelandet. So fragten sich die Macher der beiden Vereine bei einem guten Glas Wein: Warum das Ganze nicht bündeln und eine Tournee draus machen?

Geburtsstunde 1952

Gesagt, getan: Am 17. Mai 1952 stand der Organisationsplan, das Neujahrsspringen 1953 vor 20 000 Zuschauern in Garmisch-Partenkirchen war die Geburtsstunde der erfolgreichsten Skisprungserie der Welt. Teilnehmer: 18 Österreicher, 16 Deutsche, fünf Slowenen (unter der Flagge Jugoslawiens), vier Schweden, drei Norweger und drei Schweizer. Trotz der erdrückenden Teilnehmerzahlen der beiden ausrichtenden Verbände gewannen alle drei Norweger je ein Springen, nur in Innsbruck hatte die österreichische Skisprung-Legende Sepp Bradl die Nase vorn – und in der Gesamtwertung ebenfalls.

Zweimal exakt 1081,5 Punkte

Apropos Gesamtwertung: Kurios wurde es im Jahr 2006, denn da gab es nicht einen, sondern zwei Gesamtsieger. Der finnische Star Janne Ahonnen sammelte exakt 1081,5 Punkte – genau wie Jakub Janda aus Tschechien. Zuvor hatten schon 1955 die beiden Finnen Eino Kirjionen und Aulis Kallakorpi gemeinsam auf dem Siegerpodest gestanden – allerdings nur nach dem gemeinsamen Tagessieg in Oberstdorf. 1991 war auch Jens Weißflog an einem Doppelsieg beteiligt – allerdings in Garmisch-Partenkirchen. Sieg-"Partner" war damals der Österreicher Andreas Felder.

Norweger gewinnt abgesagte Tournee

Ebenfalls skurril: Schneemangel zwingt die Organisatoren Ende Dezember 1953, die geplante zweite Tournee abzusagen. Die österreichische Mannschaft erreicht die Nachricht über die Absage jedoch nicht, sie reist trotzdem an, und als die Springer in Oberstdorf ankommen, fängt es an, heftig zu schneien. Die Absage wird kassiert, die anderen Skiverbände informiert, Fluggesellschaften ändern ihre Flugpläne, und pünktlich gehen die eigentlich abgesagten Wettkämpfe doch noch über die Bühne. Gut für den eilig angereisten Norweger Olaf B. Bjørnstad, denn der schnappt sich drei Tageserfolge und den Gesamtsieg. Bis ein Springer – Sven Hannawald – alle vier Tagessiege einsammelt (2002) dauert es danach noch fast 50 Jahre.

Bechern in der Silvesternacht

Heute undenkbar ist, was Hemmo Silvenoinen in der Silvesternacht 1955 abzieht. Denn er betrinkt sich hemmungslos und kommt mit reichlich Restalkohol an die Schanze in Garmisch-Partenkirchen. Der Trainer will ihn von der Startliste streichen lassen, seine Mannschaftskollegen rebellieren. Silvenoinen schnallt sich die Sprungski unter und landet – auf Platz 1! Später gab es so etwas nur noch bei "Kampftrinker" Matti Nykänen – ebenfalls aus Finnland.

Highnoon auf der Zinkenschanze

Schneemangel war des Öfteren ein (für die Organisatoren teures) Problem. 1956 kann Bischofshofen kein kaltes Weiß auf die Schanzen zaubern. Das vierte Springen findet auf der "weltberühmten" Zinkenschanze in Hallein statt. Siegerweite: 63,5 Meter. 1958 reicht der per Lkw geholte Schnee beim letzten Springen nur für die Normalschanze. Auch da genügen magere 58,5 Meter für Sieger Helmut Recknagel aus der DDR.

Vier Stunden TV-Unterhaltung – ohne einen einzigen Sprung

Eis statt Schnee sorgt dafür, dass das Neujahrsspringen 1979 erst am 2. Januar stattfinden kann. Auf Skisprung-Unterhaltung tags zuvor brauchen die Fernsehzuschauer allerdings nicht zu verzichten: ZDF-Legende Bruno Moravetz ("Wo ist Behle?") erzählt vier Stunden am Stück Skisprung-Geschichten – das ist fast viermal länger als der unterhaltsame Klamauk, den am 1. April 1998 Günther Jauch und Marcel Reif den Fernseh-Zuschauern nach dem umgefallenen Tor im Champions-League-Halbfinale zwischen Real Madrid und Borussia Dortmund liefern.