Kevin Rummel (von links) , Björn Maier, Markus Rummel und Frank Ebner nehmen Abschied. Foto: Steffen Maier

Wenn am Samstagabend um 19.45 Uhr in der Balinger Eishalle das letzte Heimspiel der Saison für die Eisbären gegen Zweibrücken ansteht, dann dürften viele Fans den Ort des Geschehens nicht nur deswegen mit einem weinenden Auge verlassen.

Die Partie ist für vier Spieler zugleich der letzte Auftritt vor heimischem Publikum. Vier Spieler, die zusammengerechnet rund 100 Saisons in Balinger Trikots absolviert haben, die den Eishockeysport in der Kreisstadt maßgeblich mit geprägt haben – vier „Legenden“, wie sie Eisbären-Vorsitzender Andreas Kodweiss nennt.

26 Saisons für Balingen

Das letzte Mal die Schlittschuhe schnüren wird zum einen Frank Ebner. Er kommt aus Dürrwangen, ist 44 Jahre alt, mit zwölf Jahren fing er mit dem Eishockeysport an. In Balingen. Und wo er anfing, da blieb der „K-nipser“, wie er intern genannt wird, all die Zeit. Nach der Jugend ging Frank Ebner 26 Saisons für Balingen in der ersten Mannschaft als Stürmer auf Torejagd – und war oft erfolgreich. „Das war eine super Zeit, die ich nicht missen möchte.“

Weiter in der Hobby-Truppe

Auch beim Allstar-Game der Baden-Württemberg einst in Bad Liebenzell war Ebner dabei – eine seiner Lieblingserinnerungen. Sein bis dato letztes Spiel absolvierte er im März 2022, dabei verletzte er sich schwer an der Schulter. Zu den Gründen, warum er nun aufhört, meint er: „Wir werden alle älter.“ So ganz leise aber will auch Frank Ebner nicht gehen – deshalb trainierte er in den vergangenen Wochen wieder mit bei der ersten Mannschaft. Ab und zu schaute er auch bei seinem künftigen Team vorbei - der 1b-Mannschaft. Bei der Hobby-Truppe will er künftig weiter aktiv sein.

Gebrüder Rummel hören auf

Ebenfalls ein letztes Mal die Balinger Trikots vor heimischem Publikum überziehen werden die Brüder Markus und Kevin Rummel. Beide stammen aus Dürrwangen. Der ältere, Markus, mittlerweile 44 Jahre alt, begann mit 13 Jahren mit dem Eishockeysport in Balingen - zusammen mit Frank Ebner ging er eines samstags zum Tag des Eissports, um sich das mal anzuschauen.

Drei Jahre später schon absolvierte Markus Rummel sein erstes Spiel in der ersten Balinger Mannschaft. Er machte sich zunächst als Verteidiger, dann als Stürmer einen Namen. Gespielt hat Markus Rummel immer und ausschließlich für Balingen. Seine letzte Partie als Aktiver bestritt er in der Corona-Saison 2019/20, die im Frühjahr 2020 abgebrochen wurde. Wegen wiederkehrender Rückenproblemen stand „Kuse“, wie er intern genannt wird, seitdem nicht mehr in Ausrüstung auf dem Eis, nur als Papa drehte er mit seinem Sohnemann gelegentlich seine Runden.

Fit gemacht

Nun aber will Markus Rummel es noch einmal wissen – und hat in den vergangenen Wochen bei der Mannschaft von Coach Petr Kasik mittrainiert, sich fit gemacht für den letzten Auftritt gegen Zweibrücken. In der Hobby-Mannschaft – den Eisbären 1b – will er künftig zocken. „Es gab viele schöne Momente, auf und neben dem Eis. Wirklich klasse fand ich, dass mit Gründung der EC Eisbären eine Mannschaft aus (fast) nur Balinger Spielern gestellt wurde. Eine Mannschaft, wie wir es bei den Eisbären waren, sucht sicherlich ihresgleichen was Kameradschaft und Zusammenhalt betrifft. Und konkurrenzfähig waren wir noch dazu“, blickt Markus Rummel zurück.

Ende mit 37

Kevin Rummel ist 37 Jahre alt, er begann, quasi angefixt von seinem älteren Bruder, im Alter von neun Jahren mit dem Eishockeysport in Balingen. Zunächst durchlief er von 1994 bis zum Jahr 2000 die Nachwuchsmannschaften, wechselte dann für zwei Saisons nach Bietigheim und Stuttgart, ehe er von 2002 bis 2008 zurück in die Kreisstadt kam. Anschließend absolvierte er, als der ESV Balingen keine Mannschaft stellte, zwei Spielzeiten die TSG Reutlingen.

Weite Anfahrt

Seinen bisher letzten Einsatz als Stürmer hatte Kevin Rummel für die Eisbären im November 2021. Dass er seitdem nicht mehr in Balingen aufs Eis ging hat viel mit seinem Umzug mit der Familie nach Tettnang vor zehn Jahren zu tun: Die Entfernung ist zu weit, die Fahrerei – drei Stunden hin und zurück – eine Plage. Aufs Eis begab sich Kevin Rummel aber weiterhin: für die Weiher Wings Immenstaad geht er auf Tore- und Punktejagd. Für das Abschiedsspiel hat er die weite Anreise in den vergangenen Wochen regelmäßig auf sich genommen und mit der Eisbären-Mannschaft trainiert.

Dank an die Fans

Seine Lieblings-Erinnerung an die Balinger Zeit? „Ein Heimspiel gegen die Fire Wings aus Schwenningen, bei dem wir von 900 Zuschauern angefeuert wurden. Und natürlich jeder Derby-Sieg gegen Reutlingen!“ Kevin Rummel weiter; „Ich danke allen Fans und dem Verein für die geile Zeit. Bleibt alle verletzungsfrei und gebt weiterhin Vollgas.“ Er freue sich nun auf den letzten Einsatz - und die Party nach dem Spiel.

Die im Vergleich zu den anderen „Legenden“ abwechslungsreichste Karriere kann Björn Maier vorweisen, der nun im Alter von 44 Jahren der aktiven Sportlerzeit Adieu sagt. Der Balinger Maier begann in der Saison 1989/90 im Alter von elf Jahren als Spieler, wechselte aber schnell ins Tor – darin steht er heute noch.

Maier spielte in der Oberliga

Nach vier Jahren in Balingen wechselte Maier nach Schwenningen, wo er mit 16 Jahren in der 1b-Mannschaft das erste Spiel im Seniorenbereich absolvierte. Von Schwenningen kam er für eine Saison in der ersten Mannschaft nach Balingen zurück, ehe er nach Nürnberg wechselte, wo er auch das Abitur ablegte. Anschließend spielte Maier - Spitzname „The Wall“ - vier Jahre für Schweinfurt, wurde Meister in der Bayernliga, stieg in die Oberliga – der dritthöchsten Spielklasse in Deutschland – auf.

Back-Up für Weßner

Dann kam er nach Balingen zurück, wechselte zwischendurch für eine Saison nach Bad Liebenzell. Seit der Saison 2006/07 lief er wieder und nur noch – beruflich bedingt unterbrochen von einer Auszeit von drei Jahren – für Balingen auf. Und eigentlich hatte Björn Maier bereits mit Ablauf der vergangenen Saison seinen Abschied erklärt. Wegen akuten Torhütermangels – Julius Schwarz verletzte sich zu Beginn der Saison 2022/23 an der Schulter – stieg er als Notfall-Goalie wieder ein, saß bei allen Spielen als Reserve für Louis Weßner auf der Bank.

Tolle Zeit

„Ich wollte immer zufrieden, verletzungsfrei und vor allem selbstbestimmt aufhören. Das ist jetzt der Fall. Lieber höre ich mit dem Wissen auf, dass ich eventuell noch ein bis zwei Jahre hätte spielen können, als mir hinterher vorzuwerfen: Hätte ich mal lieber ein Jahr früher aufgehört.“ Seine Lieblingserinnerung während seiner langen Karriere als Eishockey-Torhüter? „Eigentlich die gesamte Eishockeyzeit“, sagt Maier: „Ich hatte das Glück, in verschiedenen Vereinen spielen und durchs Eishockey in anderen Städten wie Nürnberg oder Schweinfurt leben und viele tolle Menschen kennenlernen zu dürfen. Das war eine wertvolle Erfahrung und grundsätzlich eine geile Zeit!“

Mit Eishockey oder Sport aufhören werde er auf keinen Fall. Ab der neuen Saison will „The Wall“ in den Hobby-Mannschaften in Balingen angreifen.