Vier Länder – darunter Baden-Württemberg – werden die Isolationspflicht bei Corona-Erkrankungen kippen. Schon Mittwoch könnte das Ende der Quarantäne kommen.
Wer positiv auf Corona getestet, muss sich in vier Bundesländern bald nicht mehr in häusliche Isolation begeben. Darauf haben sich die Gesundheitsminister von Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Schleswig-Holstein geeinigt. Aus ihrer Sicht sieht man bei Corona den Übergang von der Pandemie zur Endemie, einer also immer wieder regional auftretenden Erkrankung. Wie ein Sprecher des Gesundheitsministeriums in Stuttgart mitteilte, arbeiten die Länder derzeit an den Details für neue Verordnungen, die schon nächste Mittwoch in Kraft treten könnten: „Personen, die sich aktuell in Absonderung befinden, dürfen sie also voraussichtlich Mitte nächster Woche beenden.“
Gute Erfahrungen in Österreich
Die Länder berufen sich auf Erfahrungen aus Nachbarländern wie Österreich, wo im Sommer 2022 die Quarantäne abgeschafft worden ist. Dort seien keine negativen Folgen bekannt. Sinkende Infektionszahlen, eine wirksame Impfung und eine Basisimmunität in der Bevölkerung von mehr als 90 Prozent rechtfertigen aus Sicht der Länder den Schritt. Hinzu komme, dass es nun antivirale Medikamente gebe und die Krankheitsverläufe in der Regel nicht schwer seien.
Zeit für mehr Eigenverantwortung
Das Ende der Isolationspflicht soll flankiert werden von „verpflichtenden Schutzmaßnahmen wie eine begrenzte Maskenpflicht positiv getesteter Personen sowie dringenden Empfehlungen“. Manfred Lucha (Grüne), Gesundheitsminister in Baden-Württemberg, sagte: „Es ist Zeit, den Menschen mehr Eigenverantwortung zu übertragen. Nach wie vor gilt: Wer krank ist, bleibt zu Hause. Der Schutz vulnerabler Gruppen wird aufrecht erhalten.“ Dies gelte vor allem in Krankenhäusern und Heimen.
Seitenhieb auf die Ampel-Regierung
Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) verband sein Statement mit Kritik an der Ampel-Koalition: „Leider hat sich die Bundesregierung bislang einer gemeinsamen Lösung verweigert. Deshalb gehen wir mit Blick auf die veränderte Pandemie-Lage den wichtigen Schritt für einen eigenverantwortlichen Umgang mit Corona voran.“ Hessens Gesundheitsminister Kai Klose (Grüne) nannte den Schritt „verantwortbar und vertretbar“, solange das vorherrschende Omikron-Virus nicht von einer pathogeneren Variante verdrängt werde, die das Gesundheitssystem überlaste. Schleswig-Holsteins Gesundheitsministerin Kerstin von der Decken (CDU) meinte: „Die Freiheit einschränkenden Maßnahmen wie die Absonderungspflicht sind in dieser Phase weder verhältnismäßig noch erfüllen sie ihren Zweck.“
Kritik von Lauterbach
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat die Entscheidung der Länder als „Fehler“ kritisiert, Sie werde zu einem Flickenteppich verschiedener Regeln in Deutschland führen. Es gebe keinen medizinischen Grund, auf die Isolationspflicht zu verzichten. Derzeit gebe es rund 1000 Todesfälle durch Covid-19 pro Woche, so Lauterbach. Auch befinde sich Deutschland „wahrscheinlich vor einer schweren Winterwelle“. Der Arbeitsplatz müsse weiter sicher sein, sagt Lauterbach: „Wir müssen auch dafür sorgen, dass Menschen nicht zur Arbeit gedrängt werden, wenn sie mit Covid infiziert sind.“
Krankenhausgesellschaft ist zufrieden
Zustimmung signalisierte Matthias Einwag, der Hauptgeschäftsführer der baden-württembergischen Krankenhausgesellschaft: „Das ist in der aktuellen Situation ein wichtiger Schritt in Richtung Normalität, ohne unvorsichtig zu werden.“ Die Mitarbeiter in Krankenhäusern, Reha-Kliniken und Pflegeheimen seien „Profis in Hygienefragen“, sie würden verantwortungsvoll mit der Veränderung umgehen. Aktuell belastet es alle, „wenn immer wieder Kolleginnen und Kollegen mit einem positiven Test für einige Tage ausfallen, obwohl sie keine Symptome haben“. Es wäre eine Erleichterung, wenn symptomlose Kollegen zur Arbeit kommen dürften.
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