Eva Schmidt ist Bad Herrenalbs erste Energiemanagerin. Und sie hat große Pläne. Doch um diese umzusetzen, muss sie erstmal um die nötigen Gelder kümmern.
Seit Dezember 2023 arbeitet Eva Schmidt als Energiemanagerin für die Stadt Bad Herrenalb. Die 50-Prozent-Stelle wird – zunächst bis Februar 2026 – durch Bundesfördermittel finanziert.
Ihr Aufgabengebiet umfasst die praktische Umsetzung und der dauerhafte Betrieb eines Energiemanagementsystems (EMS), die Einbindung der kommunalen Liegenschaften (also sämtlicher Gebäude der Stadt, der Straßenbeleuchtung) sowie in weiteren Schritten kommunaler Unternehmen ins EMS und die Anschaffung moderner Funkmesstechnik etwa zur Wärmemengenerfassung und schnelleren Auswertung.
Die kommunale Wärmeplanung gehört nicht mehr dazu. Auch nicht der Klimaschutz mit etwa Klimaneutralität oder Krisen- und Katastrophenschutz-Management. Aber es gibt viele Schnittstellen und es ploppt immer einmal wieder, in Ermangelung anderer Ansprechpartner, etwas davon in Schmidts Büro auf.
Was in der Kommunalverwaltung anders funktioniert
Die 43-Jährige gebürtige Augsburgerin ist Mutter zweier Kinder und kam durch ihren Ehemann, einen Bad Herrenalber, in die Siebentälerstadt. Zuvor sammelte sie nach dem BWL-Studium unter anderem bei einem internationalen Logistikdienstleister als Koordinatorin des Umweltmanagements viele Jahre Erfahrung im Projektmanagement.
Dass was in der freien Wirtschaft funktioniert, nicht eins zu eins für eine Kommunalverwaltung gilt, musste die junge Betriebswirtschaftlerin schnell lernen: Es gibt gerade bei ihrer neu geschaffenen, zunächst nur durch Fördermittel finanzierten Stelle, kaum chronologische, logisch hintereinander folgende Abläufe.
Viele Studien und Projekte
So hat Schmidt bereits jetzt Bewerbungen für die Stadt bei vom Landratsamt ausgeschriebenen Förderwettbewerben verfasst, ihre Ideen erläutert und Zusagen für weitere Mittel im mittleren sechsstelligen Bereich erhalten. Die könnten wiederum den Erhalt ihrer Stelle sinnvoll machen.
Dazu gehören beispielsweise eine Machbarkeitsstudie zur möglichen Versorgung des Schule-/Kindergartenkomplexes durch Geothermie auf Basis der bereits durchgeführten Bohrung im Dobeltal oder die über ein Ingenieurbüro durchgeführte Machbarkeitsstudie zur Optimierung der Wasserkraftnutzung.
Nicht zuletzt die energetische Bewertung sämtlicher Bestandsgebäude. Realisiert werden können solche Projekte aber wiederum erst, wenn in Bad Herrenalb der Haushalt 2025 genehmigt ist.
Viele Herausforderungen
Im zurückliegenden Jahr 2024 hat Schmidt „Communal FM“ eingeführt, ein Managementsystem, das nicht nur Gebäude selbst in ihren Details erfasst, sondern auch eben die Energieflüsse. Das System wird derzeit mit sämtlichen vorhandenen Daten gefüttert. Es liegen von vielen Liegenschaften bereits Zahlen ab 2010 vor. Dies Dank der frühen Übersicht der damals „nebenbei“ verantwortlichen Hanna Nofer.
Gebäudeweise werden Wärmemengen, Strom, Gas und Wasser erfasst, erläutert Schmidt. Teils sei das echte Pionierarbeit. So gebe es etwa im Rathauskomplex fast 50 Zähler, die erst einmal ihren Verbrauchern zugeordnet werden mussten.
Doch die Zahlen zu analysieren oder gar zur Basis grundlegender Veränderungen zu machen, davon ist die Energiemanagerin noch weit entfernt. Mittelbeschaffung über Fördermittel vom Land und vor allem vom Bund sei eine bürokratische Herausforderung.
Therme nicht mit eingerechnet
Die Hauptverbraucher bei den Gebäuden ließen sich klar benennen. Dies seien die Falkensteinschule mit 19 Prozent und rund 550 000 KWh und der Rathauskomplex mit 17 Prozent oder rund 500 000 KWh des kommunalen Energieverbrauchs 2023.
Wobei Wärme gegenüber Strom über achtmal höhere Werte zeigt. Und über 60 Prozent davon durch Ferngas, also fossile Energie, abgedeckt wird. Stadtwerke-Liegenschaften wie die Therme sind da noch nicht eingerechnet.
Kleine Brötchen backen
Derzeit ist eine Energiemanagement- Zertifizierung über Kom.Ems in Arbeit. Anfang 2025 hat sich Schmidt in Stuttgart etwa eine „Plus Energie“-Pilotschule angeschaut, einen Schulkomplex, bei dem sukzessive die Gebäude nach energetischen Richtlinien saniert werden. Das auf die Falkensteinschule herunterzubrechen, sei jedoch illusorisch.
Ehe es Fördermittel gäbe, müsste eine Langfristplanung zum grundsätzlichen Bestehen des Standortes vorliegen und dann abgewogen werden, ob nicht ein Neubau kostengünstiger wäre. Extremer noch ist alles bei denkmalgeschützten Gebäuden wie dem Rathaus: „Da muss man weit hinaus strategisch denken.“
Also muss Schmidt zunächst einmal klein anfangen: die Energieverbräuche genauer anschauen, Menschen sensibilisieren für einen sparsamen Umgang mit Strom oder Wasser.
„Aber als ich selbst mal übers Wochenende die Heizung in meinem Büro unterm Rathausdach abgedreht habe, hab ich danach zwei Tage lang gefroren, ehe es wieder normale Zimmertemperatur gab“, erklärt sie mit Blick auf Dämmung und die alten Heizkörper.
Positiv stimmen sie Anfänge wie die Wasser-Wärmepumpe, die das Kurhaus schon jetzt großteils heizt. Grüner Strom aus Sonne, Wind oder Wasserkraft ist erklärtes Ziel.
Und für Schmidt außerdem, dass sie im zweiten Halbjahr 2025 jene Projekte angehen kann, für die sie bereits Fördergelder generiert hat.
Kein Budget
Spannend sei ihre Arbeit, sagt die Energiemanagerin. Und sie mache ihr viel Spaß. Aber sie sei auch herausfordernd und mit Hürden gespickt: „Statt fortlaufend zu arbeiten, wird zwischendrin wieder einmal alles auf links gedreht.“
Hinzu kommt, dass sie kein Budget für Investitionen zur Verfügung hat – außer sie bringt es aktiv bei.