Die Zeit der Krötenwanderung ist wieder beendet – und mit ihr der Einsatz unzähliger Helfer, die jedes Jahr dafür sorgen, dass die Amphibien sicher ihr Laichgewässer erreichen. Koordinatorin Pamela Schilli beschreibt, was in Biberach und Umgebung getan wurde.
Sobald die Temperaturen steigen und die Nächte feuchter werden, machen sich tausende Kröten, Frösche und Molche in Deutschland auf den Weg zu ihren angestammten Teichen. Der Weg dorthin führt sie allerdings oft über gefährliche Straßen – eine tödliche Falle für viele Tiere. Doch dank engagierter Naturschützer wird vielerorts geholfen: Ehrenamtliche errichten Schutzzäune entlang der Straßen, stellen Eimerfallen auf und tragen die Tiere morgens und abends sicher auf die andere Straßenseite, wie Pamela Schilli in einer Mitteilung über die Arbeit in Biberach und Umgebung schreibt.
Bereits im dritten Jahr wurde dort ein Amphibienzaun mit Hilfe des Biberacher Bauhofs und dem Nabu Mittleres Kinzigtal aufgebaut. An insgesamt 42 Tagen zwischen Februar und April wurden 83 Erdkröten, 24 Bergmolche und drei Grasfrösche eingesammelt und sicher in ein nahgelegenes Biotop umgesiedelt.
Neu wurde in diesem Jahr laut Mitteilung ein zweiter Zaun beim Gasthaus „Kreuz“ in Prinzbach aufgestellt; dort konnten 60 Erdkröten durch Eimerfallen am Zaun gerettet werden, insgesamt 103 wurden händisch vom Parkplatz und der Straße eingesammelt und so vor dem Überfahren gerettet.
Die Gruppe zeigt sich sehr zufrieden mit diesen Ergebnissen - mehr als 110 ehrenamtliche Arbeitsstunden stecken in den Rettungsaktionen, heißt es in der Mitteilung.
Amphibien stehen unter einem besonderen Schutz
Pamela Schilli als Koordinatorin sei glücklich, dass so vielen Menschen das Wohl der Tiere am Herzen liegt: „In Deutschland stehen alle Amphibienarten gemäß der Bundesartenschutzverordnung unter besonderem Schutz. Es geht nicht nur um Kröten; alle Amphibien sind ein wichtiger Teil unseres Ökosystems. Ihr Verschwinden hätte weitreichende Folgen.“
Anja Niermann, die von Anfang an dabei ist, findet die Zusammenarbeit und die erlebte Gemeinschaft innerhalb der Gruppe, mit der Gemeinde und dem Nabu Mittleres Kinzigtal als sehr bereichernd: „In unserer Gruppe sind von jungen Müttern mit Kindern bis hin zu Rentnerinnen und Rentnern alle dabei. Wir können alle voneinander lernen, es besteht ein wertvoller Austausch und das gemeinsame Thema verbindet. Wir haben aus der Bevölkerung bisher ganz viel Zuspruch und positive Rückmeldung bekommen und wir freuen uns, wenn wir auch andere Menschen für Tier- und Naturschutz begeistern können.“
Auch zahlreiche Kinder gehören zu den Helfern
Auch Antonia Baumgärtner, die ebenfalls ein Mitglied der ersten Stunde ist, freut sich vor allem über das große Interesse der kleinsten Helfer und Helferinnen. „Kinder bekommen die Chance, Tiere aus nächster Nähe zu beobachten – ein Erlebnis, das oft mehr Eindruck hinterlässt als jedes Buch oder Video. Sie lernen, dass auch kleine Tiere wie Kröten wichtig sind und geschützt werden müssen. Durch den direkten Kontakt mit der Natur entwickeln Kinder ein tieferes Verständnis für ökologische Zusammenhänge und die Bedeutung von Artenvielfalt“, so die zweifache Mutter.
Insgesamt 13 Kinder wären mit ihren Eltern oder Großeltern regelmäßig bei den Rettungsaktionen mit Feuereifer dabei. Mit Warnwesten, Taschenlampen und Handschuhen ausgestattet, stapfen sie bei Wind und Wetter am Krötenzaun entlang, sammeln die Tiere vorsichtig aus den Eimern und bringen sie an ihr Laichgewässer. Sie beobachten, stellen viele Fragen und lernen mit allen Sinnen. Mittlerweile sind sie richtige „Krötenexperten“ und stecken so manchen Erwachsenen mit ihrem Wissen um die kleinen Amphibien locker in die Tasche.
„Lokale Agenda Umwelt“
Nicht nur die Amphibien brauchen Hilfe – auch weitere Tierarten wollen geschützt und unterstützt werden, zum Beispiel beim Bau von Brutstätten für heimische Vogelarten. Hier hatten sich vor 21 Jahren Engagierte zur „Lokalen Agenda Umwelt“ zusammengeschlossen und unglaublich viel bewegt. „Langfristig müssen die Aufgaben der „Lokalen Agenda Umwelt“ in Biberach neu verteilt und in jüngere Hände gelegt werden“, so Pamela Schilli. „Wir helfen wo wir können – würden uns aber sehr über weitere interessierte Tier- und Naturfreunde freuen, die sich besonders im Bereich Vogelschutz einbringen möchten. Wer Interesse hat kann sich unverbindlich per E-Mail an pam.heitzmann@web.de melden.