Der Stammheimer Dennis Härdter hat mit seiner Stammzellenspende einem anderen Menschen das Leben gerettet. Foto: DKMS

Dennis Härdter aus Stammheim hat mit seiner Stammzellenspende bei der DKMS einem anderen Menschen das Leben gerettet. Wer seine Spende bekommt, weiß er nicht. Für ihn war es trotzdem eine Selbstverständlichkeit – und er würde es wieder tun.

Als er den Anruf bekam, stutzte er kurz. Die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS) meldete sich bei Dennis Härdter und sagte ihm, dass er als Spender ausgewählt wurde. Die Stammzellen des 30-jährigen Stammheimers passten zu einer anderen Person, die aus medizinischen Gründen die Spende braucht. Solche Spenden können bei Leukämie oder Immundefekten Leben retten.

 

Vor 13 Jahren registriert Härdter hatte fast vergessen, dass er sich bei der DKMS registriert hatte. Das liegt schon 13 Jahre zurück. Ein Bekannter war an Leukämie erkrankt. Härdter, der beim Musikverein Stammheim Schlagzeug spielt, machte bei einer Registrierungsaktion mit. Seine Stammzellen passten zwar nicht zu dem Bekannten aus dem Kreisjugendorchester. Aber er war nun in der weltweit über 40 Millionen Menschen umfassenden Spenderdatei registriert. Jetzt kam er doch als Spender in Frage. „Ich habe keine Sekunde überlegt, ob ich das mache“, so Härdter. Er sagte direkt zu.

Dringend nötig Und die Spende wurde wohl dringend benötigt. Denn nur zehn Tage nach dem Anruf war Härdter in Tübingen zu einer Voruntersuchung. Das Ergebnis: Er ist gesund und kann spenden. „Es hat sich sehr schnell rausgestellt, dass ich das alles in Tübingen machen kann. Das war natürlich für mich sehr geschickt“, erzählt er. Außerdem sei ihm erklärt worden, dass bei ihm kein Knochenmark entnommen werde, sondern die Stammzellen aus dem Blut gefiltert werden. „Das hat mich dann schon entspannt“, sagt er.

Entnahmemethode Welche Entnahmemethode gewählt wird, hängt davon ab, in welcher Form der Empfänger die Stammzellen braucht. Dabei spielt die Form der Erkrankung eine Rolle. Bei der Knochenmarkentnahme wird mit einer Nadel der Beckenknochen punktiert. Der Eingriff geschieht unter Vollnarkose. Heute ist allerdings die periphere Blutstammzellenspende die Standardmethode. Dabei wird der Spender – ähnlich wie bei einer Dialyse – mit Zugängen in beiden Armen an eine Maschine angeschlossen. Durch die läuft das Blut. Die Stammzellen bleiben dort hängen. Härdter hätte auch bei einer Knochenmarkentnahme zugestimmt, sagt er. Aber die andere Variante sei ihm lieber.

Spritzen gesetzt

In der Vorbereitung auf seine Spende musste er über fünf Tage hinweg ein Medikament mit dem Wachstumsfaktor G-CSF einnehmen. Das bewirkt, dass der Körper mehr Stammzellen bildet und diese ins Blut ausschwemmt. Dort kommen sie normalerweise nämlich nicht zahlreich genug vor. Härdter setzte sich die verschriebenen Spritzen. Die können unterschiedliche Nebenwirkungen haben. Er berichtet von leichten Kopf- und Gliederschmerzen.

Professionell organisiert

Mit den Spritzen hatte er kein Problem. Wer sich die nicht selbst setzten könne, für den engagiere die DKMS einen Pflegedienst, der das übernimmt – ohne Mehrkosten für den Spender. Generell bekommen die Spender alles gezahlt. Für die DKMS ist Härdter voll des Lobes. Er habe sich immer gut aufgehoben und informiert gefühlt. Alles laufe über das Uni-Klinikum in Tübingen. Und das habe ja einen sehr guten Ruf. Alles sei sehr professionell organisiert.

So beschreibt er auch die Spende selbst. Es habe etwas gebraucht, bis die Krankenpfleger seine Venen gefunden hatten. Dann ging es aber schnell. Nach nur zweieinhalb Stunden war die Spende fertig. Härdter, so haben es die Ärzte ihm gesagt, hat wohl sehr viele Stammzellen im Blut gehabt. Viel gemerkt habe er bei der Spende nicht. Er habe in der Zeit seinen Lieblingsfußballpodcast gehört. Nach der Spende sei sein Kreislauf etwas schwach gewesen. „Aber im Grunde ging es mir besser als nach jeder Blutspende“, sagt er. Er würde es jederzeit wieder tun.

Ein Privileg Es fühle sich gut an, jemand helfen zu können – auch wenn es etwas merkwürdig sei. „Weil man einfach eigentlich so gut wie nichts dafür machen musste“, sagt Härdter. Es sei ein Privileg, jemandem auf so einfache Weise – im Liegen – das Leben retten zu können. Er könne das nur weiterempfehlen. Aus seinem Bekanntenkreis seien die Rückmeldungen durchweg positiv gewesen. Viele hätten nicht gewusst, dass die Spende über die periphere Entnahme heute der Standard ist. Ein paar Freunde hätten sich daraufhin direkt ein Test-Kit bei der DKMS bestellt. Das gehe ganz leicht online. Dann bekomme man ein Stäbchen, mache einen Abstrich im Mund und sende alles zurück. „Das ist total einfach“, sagt er.

Der Empfänger Wem genau Härdter das Leben gerettet hat, weiß er nicht. Im Vorhinein bekommen Spender keinerlei Informationen zu dem Empfänger. Im Nachgang erfahren sie zumindest das Land, das Geschlecht und die Alterskohorte. Seine Stammheimer Stammzellen gehen in die USA, wo ein über 30-jähriger Empfänger wartet. Wenn beide Seiten zustimmen, können anonym Nachrichten ausgetauscht werden. Nach zwei Jahren ist bei beiderseitigem Einverständnis auch eine persönliche Kontaktaufnahme möglich.

Härdter ist froh, dass er einem anderen Menschen helfen konnte. „Das ist ein sehr schönes Gefühl“, sagt er – und der Aufwand dafür sei gering gewesen.

Informationen und registrieren unter https://www.dkms.de/registrieren