Ein mit fast 7500 Festmetern übererfüllten Hiebplan und ein Betriebsgewinn von einer Viertelmillion Euro: Diese positive Bilanzen konnte der neue Wolfacher Forstbezirksleiter, Mario Herz, dem Gemeinderat berichten.
Wolfach - Ein Betriebsgewinn von einer Viertelmillion Euro und sehr gute Betriebszahlen für den Wolfacher Stadtwald konnte Mario Herz, der neue Leiter des Forstbezirks Wolfach, bei seinem Antrittsbesuch im Gemeinderat vermelden.
Anders als in den Nachbargemeinden konnte der Hiebplan von 7150 Festmetern mit am Ende 7493 Festmetern bei sehr guten Stammholzpreisen im Leitsortiment Fichte sogar übererfüllt werden, so Herz.
Knapp 1500 Festmeter entfielen auf "Zwangsnutzung" durch Käferbefall, Dürre und Sturm. Hier eine schnelle Aufarbeitung gefragt, welche die drei Mann starke städtische Waldarbeiter-Rotte zu leisten imstande war. Dies hätte einmal mehr gezeigt, wie wichtig die eigenen Waldarbeiter für einen Wald dieser Größe seien, erklärte Herz.
2022 war das vierte Trockenjahr in den vergangenen fünf Jahren. Mit einem Mittelwert von zwölf Grad habe sich der Standort Wolfach als "Weinbau-Region" qualifiziert und das viel zitierte 1,5-Grad-Ziel im zehnjährigen Mittel schon jetzt erreicht.
Keine Beteiligung am Bundesförderprogramm
Herz gab der Verwaltung auch Empfehlungen zur neuen Bundesförderrichtlinie "Klimaangepasstes Waldmanagement". Die Finanzierung des Programms sei bis 2026 mit üppigen 900 Millionen Euro gesichert und zumindest vordergründig auch für die Stadt Wolfach mit 840 Hektar Kommunalwald finanziell attraktiv. Dafür müssten allerdings zwölf Kriterien erfüllt werden, von denen die Pflicht zur Stilllegung von 42 Hektar, der Vorrang für die Naturverjüngung oder ein Kahlschlagsverbot noch die unproblematischeren seien, so Herz.
Die Hoheit über die Auslegung der Kriterien liege bei den mit der Zertifizierung beauftragten Unternehmen, hier seien Stand jetzt noch keinerlei Übereinkünfte erzielt worden,. Laut Herz sei beispielsweise unklar, wie streng das Kahlschlagverbot auf Flächen mit Käferbefall geregelt sei.
Schwierigkeiten bei den Habitat-Bäumen
Als größte Schwierigkeit identifizierten die Forstleute die Notwendigkeit, pro Hektar fünf sogenannte Habitat-Bäume auszuweisen, die dann 20 Jahre nicht gefällt werden dürften. In Flurstücken mit hohem Fichten-Anteil gäbe es solche für Vögel und Insekten besonders geeignete "Wohnbäume" kaum in der erforderlichen Anzahl. Dort wo Habitatbäume verfügbar seien, müssten deren Standort metergenau ermittelt, die Bäume katalogisiert und in eine Datenbank eingepflegt werden. Wiedmaier kalkuliert den Arbeitsaufwand pro Baum auf etwa 15 Minuten, bei 4000 Bäumen kämen da 1000 Arbeitsstunden zusammen.
Als Gegenwert erhielte die Gemeinde 77 000 Euro pro Jahr und läge damit über der "De-Minimis"-Obergrenze von 200 000 Euro für drei Jahre. Damit könne sie – wenn die Bundesregierung bei der EU keine Sonderregelung erreicht – gar nicht den vollen Förderbetrag abrufen.
Habitat-Bäume bereiten Schwierigkeiten
Das Amt für Waldwirtschaft habe für Wolfach vorsorglich einen unverbindlichen Antrag gestellt, um damit den Zugriff auf den im "Windhund-Prinzip" vergebenen Fördertopf zu sichern. Laut Herz sei aber auch möglich, dass bei der Novellierung des Bundeswaldgesetzes die "gute forstfachliche Praxis" im Sinne des Klima- und Naturschutzes strenger definiert werde. Aufgrund der vielen offenen Fragen wollte Herz der Stadt aber noch nicht raten, zum jetzigen Zeitpunkt in das Förderprogramm einzusteigen.
Alternative Wege für Zuschüsse über das Ökokonto oder den "Vertragsnaturschutz Baden-Württemberg" seien ebenfalls denkbar, so Herz.
Plan für 2023
Für 2023 werde entsprechend dem Zehnjahres-Plan wieder auf einer Fläche von 103 Hektar ein Hiebsatz von 7500 Festmetern angestrebt, 3000 Festmeter davon mit den eigenen Waldarbeitern. Auf 50 Hektar sind von Revierförster Ulrich Wiedmaier zudem arbeitsintensive Maßnahmen wie Pflanzung, Kultursicherung oder die Förderung der Naturverjüngung geplant. Punktuell werde auch der Japanknöterich durch die "Hauptamtlichen" bekämpft.