Saftige grüne Wiesen, auf denen flauschige Schäflein herumtollen und ein Schäfer, der mit Stock und Hut in der Sonne liegt: Ganz so romantisch ist das Schäfer-Dasein bei einem Stundenlohn von 6,50 Euro eher nicht. Der 29-jährige Aaron Mauch erzählt von der Realität.
Immer weniger Menschen ergreifen heutzutage den Beruf des Schäfers. In Deutschland gibt es nur noch 950 Berufsschäfereien, die Hälfte der Schäfer ist älter als 50 Jahre – wird also in absehbarer Zeit in den Ruhestand gehen. Ähnlich ist es in Sulz: Wo früher fünf Schäfer für ein Gebiet zuständig waren, hält der 29-jährige Aaron Mauch heute ganz allein die Stellung. Warum der junge Schäfer als Sulz-Mühlheim sich vor drei Jahren trotzdem dafür entschieden hat, gleich zwei Schäfereien zu übernehmen, das erzählt er im Gespräch mit unserer Redaktion.
Mit lässiger Beanie auf dem Kopf und den Händen in den Hosentaschen sieht Aaron Mauch nicht aus, wie der Schäfer aus dem Bilderbuch. Doch hinter dem untypischen Erscheinungsbild steckt ein ausgebildeter Fachmann: In den Beruf ist Mauch von klein auf reingewachsen.
Vater war sein Vorbild
Sein Vater, der selbst über viele Jahre eine Schäferei in Sulz betrieben hat, sei stets sein Vorbild gewesen, erzählt der 29-Jährige. Sein Wissen verfestigte der junge Schafliebhaber schließlich bei einer dreijährigen Ausbildung zum Tierwirt mit der Fachrichtung Schäferei in Hohenheim.
Im Jahr 2020 hat er dann, zusätzlich zu der Schäferei seines Vaters in Sulz, die Bergfeldener Schäferei von Klaus Schaible übernommen. In insgesamt drei Ställen hat Mauch seitdem 750 Merinolandschafe in seiner Obhut. Was dem 29-Jährigen an seinem Beruf besonders gefällt? „Ich bin ständig draußen an der Natur und mit den Schafen unterwegs“, sagt Mauch.
Wolle ist ein Minus-Geschäft
Das Schäfer-Dasein sei heutzutage jedoch kaum noch rentabel. Mit Wolle lasse sich kein Geld mehr verdienen, ganz im Gegenteil. Für das Scheren der Tiere muss der Schäfer sogar drauflegen: „Im letzten Jahr habe ich halb so viel zurückgekriegt, als ich ausgeben musste“, sagt Mauch. Grund dafür seien Einfuhren aus Australien und Neuseeland. Auch vom reinen Verkauf von Schlachtlämmern lasse es sich nicht leben.
Das Haupteinkommen bezieht Mauch aus Agrarsubventionen und Landschaftspflege. Rund ums Jahr, ausgenommen von den Wintermonaten, zieht der 29-Jährige mit seinen Tieren über die Weidegründe rund um Sulz und Vöhringen. Die flauschigen Vierbeiner betreiben in dem teilweise unter Naturschutz stehenden Gebiet unterstützende Landschaftspflege: Sie stutzen die Gräser und sorgen für mehr Biodiversität durch das Verteilen von Pflanzensamen. Zeitgleich dient der Kot der Schafe als natürliches Düngemittel.
365 Tage im Jahr im Dienst
Dreimal im Jahr müssen die Flächen in dem 120 Hektar großen städtischen Gebiet von seinen Schafen abgegrast werden. Der Landschaftserhaltungsverband bezahlt den Schäfer hierfür aus Landesgeldern. „Ich bin zu 100 Prozent abhängig von den Subventionen“, sagt Mauch. Und diese seien trotz Kostensteigerung und Inflation seit 2014 nicht mehr erhöht worden. Nur etwa 6,50 Euro verdiene ein Schäfer in der Stunde – weit unter dem Mindestlohn.
Das Schäfer-Dasein ist nicht nur idyllisch, das macht Mauch klar: „Ich arbeite eigentlich 365 Tage im Jahr.“ In den Sommermonaten sei er zehn bis zwölf Stunden am Tag unterwegs. Für Urlaub oder krank sein bleibt dem jungen Schäfer keine Zeit. „Aber das ist nun mal der Preis, den man bezahlt.“