Nach der Restauration lackiert Alfons Heimburger einen Korpus mit einer weißen Grundfarbe. Foto: Strohmeier

Alfons Heimburger ist mittlerweile 94 Jahre alt, er arbeitete als Industriedesigner und legte in jungen Jahren auch eine Ausbildung zum Holzbildhauermeister ab. Zum Holz fand er in seiner Rente zurück. Er restauriert Kruzifixe, nun auch für St. Johann in Bad Dürrheim.

Bad Dürrheim - Das Kruzifix stand am Dreieckswäldchen zwischen Bad Dürrheim und Zollhaus. Wanderer und Radfahrer kennen es, denn wie so oft steht eine Ruhebank gleich daneben, und man hat ein bisschen Ausblick in Richtung Südwesten.

Mit Haarrissen beginnt es

Mehrere Wochen lag der Korpus in seiner Werkstatt in Niedereschach und wurde nach und nach von ihm restauriert. "Die Sonne ist das Schlimmste", beschreibt Alfons Heimburger den Verwitterungsprozess. Das Holz arbeite, egal wie alt es ist. Meist wird ein Korpus lackiert, und wenn das Holz sich ausdehnt und wieder zusammenzieht, macht das der Lack zwar mit, aber nur bis zu einem gewissen Grad. Es bilden sich Haarrisse, die man mit bloßem Auge zunächst nicht erkennen kann. Durch diese dringt Feuchtigkeit ein, beispielsweise bei Nebel oder feuchter Witterung. Dieses Wechselspiel bewirkt, dass der Lack an diesen Rissen abplatze. Nach ein paar Jahren könne man diese Verwitterungsspuren sehen.

Schwachpunkt Fuge

Ein weiterer Schwachpunkt ist die Fuge bei der Verbindung der Arme mit dem Korpus. Hier prallen zwei Holzachsen zusammen. "Das ist der erste Punkt, an dem etwas geschieht." So war es auch bei dem Bad Dürrheimer Korpus. Einer der Arme war im Laufe der Jahre irgendwann einmal mit einem zusätzlichen Nagel fixiert worden. Zudem hatte die Dornenkrone keine Dornen mehr, er hatte ein Loch im Kopf, und von den drei "Schmucknägeln" am Kopf war einer nicht mehr zu gebrauchen.

Heimburger bürstete den vorhandenen Lack mit einer Stahlbürste herunter und war selbst etwas überrascht. Denn das geschnitzte Gesicht hatte richtige Konturen, die jedoch unter mehreren Schichten Farblack verborgen waren. So wird sich das Kruzifix nun ganz neu präsentieren.

In der Rente begonnen

Im Laufe der vergangenen Jahrzehnte hatte er mehrere solcher Arbeiten erledigt. Ursprünglich hatte er die Meisterprüfung als Holzbildhauer abgelegt, sattelte jedoch auf Industriedesigner um und entdeckte in der Rente das Arbeiten mit Holz neu. Und er hat schon Kruzifixe bekommen, die eigentlich nur noch Einzelteile waren und kurz davor standen verfeuert zu werden. In solchen Fällen oder auch wenn er den Korpus teilweise in die Einzelteile zerlegen muss fotografiert er diese immer, das hilft ihm am Schluss, die Einzelteile wieder richtig zusammenzusetzen.

Der Aufbau wiederum ist bei allen gleich. Der Lack gehe beim Bürsten nicht an jeder Stelle weg, erläutert Heimburger. Es gibt teilweise Vertiefungen, die ausgespachtelt werden müssen, um eine Ebene Fläche zu bekommen. Danach wird er mit weißer Farbe grundiert und anschließend kommt die Farbgebung das "Fassen" der Haut und die Gesichtsschattierungen. Warum er in seinem Alter noch an solchen Dingen arbeitet? "Es macht mir Spaß, dass ich in meiner eigenen Werkstatt noch etwas machen kann." Und dort liegt auch schon das nächste Kruzifix, das bereits in weißer Grundlackierung darauf wartet, gefasst zu werden.

Info: Einsegnung

Am Donnerstag, 9. September, 15 Uhr, wird Pfarrer Michael Fischer das vollständig restaurierte Wegkreuz am Dreieckswäldchen neu einsegnen. Das kleine Wäldchen liegt entlang des Landwirtschaftsweges, der zwischen Bad Dürrheim und Zollhaus verläuft, nordöstlich der B 33.