Die Familie von Maria Bögerl richtete am Mittwochabend einen verzweifelten Appell an die Entführer: Sohn Christoph (24), Ehemann Thomas und Tochter Carina (27). Foto: dpa

Mit einem dramatischen Hilferuf hat sich die Familie Bögerl im Fernsehen an die Entführer gewandt.

Heidenheim - Der Auftritt ist nur kurz, aber er spiegelt die ganze Verzweiflung wider. Mit einem dramatischen Hilferuf unter Tränen hat sich die Familie von Maria Bögerl am Mittwochabend in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY ... ungelöst" an die Entführer gewandt.

"Wir flehen Sie an, die für uns alle so qualvolle Situation positiv zu beenden", sagte der Sohn Christoph und fügte hinzu: "Bitte lassen Sie uns wissen, wo sich unsere Mama befindet." Seine Schwester Carina ergänzte weinend: "Bitte geben Sie uns ein Zeichen, wo unsere Mutter ist."

Familie "appelliert an die Menschlichkeit"

Es gebe viele Möglichkeiten der Kontaktaufnahme, ob per Brief oder E-Mail. Man werde alles vertraulich behandeln. Vater und Ehemann Thomas Bögerl "appellierte an die Menschlichkeit" der Entführer, ein Lebenszeichen der Frau zu geben. Die ganze Familie sei in "tiefer Verzweiflung".

Nach der Sendung gingen  bei der Heidenheimer Polizei mehr als 90 Hinweise ein. Es gebe aber keine neuen Erkenntnisse, wo sich die Frau befinde, sagte ein Polizeisprecher am Donnerstagmorgen. Die meisten Zeugen hätten das im Kloster Neresheim (Ostalbkreis) gefundene Auto oder die Deutschlandflagge am Ort der gescheiterten Geldübergabe an der Autobahn 7 gesehen.

Polizei: Keine Panne bei Lösegeldübergabe

Indes bestritt die Polizei Medienberichte, wonach es bei der Lösegeldübergabe zu einer fatalen Panne gekommen sei. "Bild" hatte berichtet, Angestellten der Autobahnmeisterei hätten den Müllsack mit den 300.000 Euro Lösegeld eingesammelt, das 16 Stunden zuvor dort platziert worden war. Zivilpolizisten hätten den Sack kurze Zeit später zurückgebracht.

Die Polizei bestätigte zwar, dass der Sack unbeabsichtigt von der Autobahnmeisterei abtransportiert wurde. Er sei aber nicht zurückgebracht, sondern von der Polizei sichergestellt worden. "Wir hätten das Geld kurze Zeit später ohnehin abgeholt", sagte der Polizeisprecher.

Die 54-jährige Maria Bögerl war am Mittwoch vergangener Woche aus dem Haus der Familie im Heidenheimer Stadtteil Schnaitheim in ihrem eigenen Auto entführt worden. Wenig später rief ein Erpresser den Ehemann an und forderte Geld.

Bei dieser Gelegenheit konnte Bögerl ihren Mann kurz sprechen und berichtete, sie sei in Lebensgefahr. Das geforderte Lösegeld in Höhe von 300.000 Euro wurde neben der Autobahn 7 hinterlegt. Die Stelle der Lösegeldübergabe war mit einer Deutschlandfahne markiert. Doch das Lösegeld wurde nicht abgeholt. Seitdem ist der Kontakt zu den Entführern abgebrochen.

Hundertschaften durchkämmen Höhlen und Wälder

Zwar durchsuchten am Mittwoch erneut zwei Hundertschaften der Polizei die Wälder rund um den Ort der misslungenen Geldübergabe an der A 7 und den Fundort des Wagens am Kloster Neresheim (Ostalbkreis). Unter den bislang vorliegenden 1000 Hinweise gebe es aber keine heiße Spur, sagte ein Sprecher der Polizei.

Im Rahmen der Suchaktionen durchkämmten die Polizisten auch einige Höhlen im Kalkgestein der Schwäbischen Alb, in denen man einen Mensch verbergen kann. Doch auch dort wurden keine Spuren der Frau entdeckt.

"Unsere Zuversicht, sie noch lebend zu finden, nimmt nach einer Woche ab. Aber wir geben die Hoffnung noch nicht auf", sagte Hartmut Schröppel, Leiter der Sonderkommission Flagge, am Mittwochabend im ZDF. Man suche nach wie vor Zeugen, die Beobachtungen an jenem Mittwoch an der A 7 oder am Kloster Neresheim gemacht hätten. Schröppel: "Wir hoffen auf aktuelle Hinweise, dass wir Maria Bögerl noch lebend finden."