Tickets für Fahrten innerhalb des Kreises Calw können nun auch via Smartphone gekauft werden – das zeigen (von links) Luisa Kusterer (Landratsamt), Dagmar Kistner (Fahrgastbeirag), Andreas Breitbach (VGC) und die Projektkoordinatorin Elke Ehrenfried. Quelle: Unbekannt

Wer innerhalb vom Landkreis Calw Bus und Bahn nutzen wollte, musste sein Ticket bislang am Automaten oder beim Busfahrer kaufen. Das ist nun vorbei – denn die VGC schließt sich dem bekannten DB-Navigator an.

Kreis Calw - Wer vom Landkreis Calw mit Bus und Bahn hinaus in die Welt fahren wollte, der konnte schon seit langer Zeit seinen Fahrschein online kaufen. Nur für Fahrten innerhalb des Landkreises ging das bislang nicht. Der Gang zum Automaten oder der Kauf beim Busfahrer war unumgänglich.

Mit dem sogenannten kleinen Fahrplanwechsel im Juni hat sich das geändert: Die Verkehrsgesellschaft Bäderkreis Calw (VGC) kooperiert nun mit der Deutschen Bahn und ihrem bekannten DB-Navigator, den schon Millionen Deutsche auf ihrem Smartphone installiert haben. Auch zeigt die Online-Fahrplanauskunft auf der Homepage der Bahn nun die Fahrpreise für Fahrten innerhalb des Landkreises an.

Kaufverhalten ändert sich

"Digitale Tickets werden vor allem seit Beginn der Corona-Pandemie ein immer stärkeres Thema", sagt VGC-Geschäftsführerin Gisela Volz. Schon jetzt werden rund 20 Prozent der Fahrten, die aus dem Kreis Calw hinaus oder in ihn hinein führen, online gekauft. "Vor drei, vier Jahren war das noch eher die Ausnahme", vergleicht Volz.

Im Alleingang konnte die VGC die Einführung des Online-Verkaufs nicht schultern. Zu immens ist der Aufwand für die Programmierung. Sie suchte sich daher die Bahn als Kooperationspartner, die dafür eine Provision erhält, und sattelt auf den DB-Navigator auf. Volz lobt: "Die Zusammenarbeit hat wirklich gut funktioniert." Für die VGC hat federführend Elke Ehrenfried die Umsetzung begleitet, die bereits seit Jahresbeginn lief.

Fahrgast sieht ganze Ticket-Palette

Die Möglichkeit, Fahrscheine nun online zu kaufen, ist aber nicht nur aus praktischen Gründen von Vorteil – denn automatisch zeigt der DB-Navigator das gesamte Angebot der VGC-Fahrkarten-Palette an. Gerade der Gelegenheitsfahrer kann dadurch Geld sparen. Volz erklärt: "Wir verkaufen unverhältnismäßig viele Einzelfahrscheine. Dabei ist das immer der teuerste Fahrschein." So verweist der DB-Navigator auf Tages- und Vierer-Tickets und erinnert an den Bahncard-Rabatt, der auch bei Fahrten innerhalb des VGC-Gebiets gilt. Aktuell wird natürlich ebenso der Kauf des 9-Euro-Tickets angeboten, das sich schon bei nur einer Hin- und Rückfahrt rentieren kann.

Anders als bei den Vierer- und Tagestickets ist es jedoch nicht möglich, Einzelfahrscheine im Voraus zu kaufen, sondern nur zum sofortigen Fahrtantritt. Sie gelten dann drei Stunden lang auf der gebuchten Strecke.

Online-Abos kommen später

Auf absehbare Zeit soll es zudem möglich sein, VGC-Monatsabos online kaufen zu können. Durch das 9-Euro-Ticket, das bis Ende August auf dem Markt sein wird, kaufe momentan aber ohnehin niemand Abos. Zudem soll in Baden-Württemberg zum 1. März 2022 das landesweit gültige Jugendticket kommen, das einen Euro pro Tag kostet. Auch das wird die Nachfrage verändern. Da laut Volz mehr als 90 Prozent der VGC-Abos Schülermonatskarten sind, wolle man den Online-Verkauf von Abos daher erst im kommenden Jahr anbieten. Ohnehin sagt Volz: "Wir sind jetzt erst einmal froh, dieses Stadium erreicht zu haben."

9-Euro-Ticket

In vielen Teilen Deutschlands sind seit dem Start des 9-Euro-Tickets am 1. Juni Busse und Bahnen überfüllt. Stellenweise musste sogar die Bundespolizei Züge räumen. Der Kreis Calw blieb davon bislang verschont. Zwar sagt VGC-Geschäftsführerin Gisela Volz: "Wir merken schon eine höhere Auslastung." Völlig überfüllte Busse habe man jedoch nicht gehabt. Dennoch: Vereinzelt – insbesondere an den Wochenenden – habe es auch in den Linienbusse der VGC nur noch Stehplätze gegeben. Auch merke der Verbund, dass nun viele Menschen den ÖPNV nutzen, die das sonst nicht tun. Bestes Beispiel: Zuletzt seien Beschwerden eingegangen, dass die Nummern der Bussteige am Calwer Busbahnhof abgeblättert seien und man nicht wissen, wo man warten müsse. Volz: "Diese Beschwerden haben wir sonst nicht. Wer regelmäßig mit dem Bus fährt, weiß ja, wo der abfährt."

Maskenpflicht

Keine Ausnahme bildet der VGC dagegen bei den Verstößen gegen die Maskenpflicht, die im ÖPNV nach wie vor bundesweit gilt. Vielerorts mehren sich die Hinweise, dass die Masken in Bus und Bahn gar nicht mehr oder nicht korrekt getraten werden – so auch im Kreis Calw. "Wir bekommen Beschwerden, aber von beiden Seiten", sagt Volz und verdeutlicht: "Die Leute kommen von Großveranstaltungen, wo keine Maskenpflicht herrscht, und steigen dann in den Bus, wo sie gilt." Auch seit dem Wegfall der Maskenpflicht in den Schulen sinke bei Jugendlichen die Bereitschaft, im Bus Maske zu tragen. Klar macht Volz aber auch: "Die Busfahrer können die Maskenpflicht nicht durchsetzen." Denn oft würden sich Fahrgäste ohne Maske auch noch Aufforderung weigern, sie aufzusetzen. Zudem seien die Fahrer für so etwas gar nicht ausgebildet. Einzige Möglichkeit sei, wieder Security in den Bussen einzusetzen. Das habe man während der Corona-Pandemie schon getan, um den 3G-Nachweis zu kontrollieren. Volz erinnert sich: "Den 3G-Nachweis hatte jeder, aber die Masken sorgten schon damals für viele Diskussionen."