Muss jetzt liefern: VfL-Trainer Nico Kovac Foto: dpa/Swen Pförtner

Beim VfB Stuttgart läuft es nicht gut, beim VfL Wolfsburg aber auch nicht besser. An diesem Samstag kommt es zum Duell der Unzufriedenen.

Der VfB Stuttgart hat genügend eigene Sorgen. Zum Start sieben Spiele ohne Sieg, schon wieder ein Platz im Tabellenkeller, die ungeklärte Zukunft von Sportdirektor Sven Mislintat – und das sind ja nur die sportlichen Themen. Da ist es ein schwacher Trost, dass die Nöte beim Gegner an diesem Samstag (15.30 Uhr) nicht viel kleiner sind. Ein Blick auf die drei größten Baustellen des Vorletzten VfL Wolfsburg.

Das Team Die Zahlen sind ernüchternd. Der VfL Wolfsburg hat zwar ein Spiel gewonnen (1:0 bei Eintracht Frankfurt), nach sieben Partien aber erst fünf Punkte geholt – wie der VfB. Dazu haben die Wölfe gemeinsam mit Schlusslicht VfL Bochum die harmloseste Offensive der Bundesliga: Bisher gab es erst fünf Treffer. Und das mit einem Kader, der nach Meinung vieler Experten eigentlich höheren Ansprüchen genügen müsste.

Doch individuelle Qualität garantiert nicht automatisch mannschaftliche Geschlossenheit, Willen und Kampfkraft. „Wir müssen gewarnt sein und wissen: Ja, wir sind in Gefahr“, sagte Mittelfeldspieler Joshua Guilavogui (32) im „Kicker“ über die heulenden Wölfe, „wir haben gute Spieler, aber wir sind noch kein gutes Team. Vielleicht sind wir auch einfach zu brav, wir brauchen mehr Rock ’n’ Roll auf dem Rasen.“ Nun bittet man den VfB zum Tänzchen.

Der Trainer Nico Kovac (50) gewann 2018 mit Eintracht Frankfurt den DFB-Pokal, nach dem 3:1-Sieg wechselte er zum Gegner FC Bayern München – und galt als Coach mit großer Perspektive. Nun muss er um seine Zukunft kämpfen. Was natürlich mit dem schwachen Saisonstart zu tun hat, aber auch mit negativen Äußerungen von Kovac über die Mannschaft, zu der er deutlich auf Distanz ging: „Fußball ist Arbeit, vor allem, wenn du in anderen Sachen Defizite hast und limitierter bist. Wir haben den Kader, den wir haben.“ Solche Aussagen sind nicht ganz ungefährlich, zumal in Thomas Reis, von dem sich der VfL Bochum getrennt hat, der frühere U-19-Coach des VfL Wolfsburg eine interessante Alternative sein könnte.

Rückendeckung für Kovac

Vor dem Duell mit dem VfB Stuttgart erhielt Kovac allerdings demonstrativ Rückendeckung von vielen Seiten. „Mark van Bommel war angeblich nicht gut genug und ist jetzt erfolgreich in Belgien. Florian Kohfeldt musste auch wieder gehen. Jetzt soll Niko Kovac weg? Wir Spieler stehen in der Verantwortung, dass es wieder besser läuft“, sagte Joshua Guilavogui. Der Wolfsburger Aufsichtsratschef Frank Witter meinte zudem: „Es gibt überhaupt keinen Zweifel daran, dass Niko Kovac der richtige Trainer ist.“ Und auch Jörg Schmadtke stärkte die Position des Trainers. „Wir stellen ihn nicht infrage. Und wir stellen ihn auch nicht in den Wind“, sagte der Sport-Geschäftsführer zuletzt der „Wolfsburger Allgemeinen Zeitung“ und sprach von „großem“ Vertrauen: „Nico Kovac ist jemand, der über die Dinge sehr reflektiert nachdenkt.“

Die Trennung Schon beim FC Bayern hatte Kovac das eine oder andere Probleme mit den Stars, unter anderem scheiterte er beim Versuch, Thomas Müller aufs Abstellgleis zu schieben. In Wolfsburg kam der Coach nicht mit Max Kruse klar und erklärte öffentlich, dass der Großverdiener (Jahresgehalt angeblich 3,8 Millionen Euro) unter ihm kein Spiel mehr machen werde. Fortan war Kruse (34) als Hilfskraft beim Torwarttraining im Einsatz, was zu noch mehr Unruhe führte. Zuletzt feilte der Kicker an seiner Karriere als Influencer. Mit frechen Sprüchen auf Youtube nimmt der Profi, dessen Vertrag weiterläuft, in seiner neuen Rubrik „Schlag den Max“ seine Situation aufs Korn. Nach einem verunglückten Schuss sagte er in Anspielung auf seine Ausmusterung: „Man merkt, dass ich schon ein paar Tage suspendiert bin.“

Muskelverletzung im Training

Zuletzt wurde Kruse beim Abschiedsspiel von Claudio Pizarro von den Werder-Fans frenetisch gefeiert („Es war anstrengend. 60 Minuten habe ich lange nicht mehr gespielt“), danach traf es ihn allerdings hart: Im Training erlitt er eine Muskelverletzung, er wird mehrere Wochen aussetzen müssen. Gut möglich, dass ein angedachter Vereinswechsel im Winter deshalb nicht zu realisieren sein wird – und Kruse dem VfL Wolfsburg erhalten bleibt. Auch als Unruheherd.