In dieser Szene wurde VfL-Torjäger Walter Vegelin (in Weiß) noch gestoppt. Foto: Kraushaar

Dieser VfL Nagold war zu stark für die SV Böblingen. Der Tabellenführer der Landesliga Staffel 3 gewann 1:0, weil sein Torjäger Walter Vegelin im Privatduell mit SVB-Keeper Dominik Traub ein einziges Mal Sieger blieb.

SV Böblingen – VfL Nagold 0:1 (0:0). "Zu schlampig", meinte der Böblinger Trainer Enzo Marchese, der sich ein besseres Ergebnis gewünscht hätte. "In den entscheidenden Zweikämpfen waren wir nicht präsent, in der ersten Hälfte auch zu weit weg vom Gegenspieler. Und nach vorne haben wir zu wenig Akzente gesetzt, weil der Ball zu schnell verloren ging."

Böblinger Ausrufezeichen

Dennoch setzte seine Mannschaft das erste Ausrufezeichen. Tahir Bahadir schickte Sascha Raich, doch bei dessen Abschluss in aussichtsreicher Position fehlte der nötige Schmackes (11.). Die Nagolder Antwort folgte 120 Sekunden später: Einen Heber von Elias Bürkle lenkte Traub im Rückwärtslaufen gerade noch über die Latte. Glück für ihn, dass er die nötigen Zentimeter Körpergröße mitbringt. Damit war Traub aber in seinem ersten Spiel nach einigen Wochen voll da. Was auch nötig war gegen diesen Gegner. Die Nagolder waren ballsicher und technisch versiert, trugen ihre Angriffe strukturiert nach vorne. Das war alles sehr durchdacht. Und dazu noch brandgefährlich, wenn es schnell ging.

Nur das Tor fehlt

Dem künftigen Balinger Vegelin sprang der Ball im Sechzehner zu weit vom Fuß, dann klärte Traub gegen ihn mit Fußabwehr und blieb noch einmal gegen den frei vor ihm auftauchenden Torjäger Sieger.

Das sah alles sehr gefällig aus, aber das Tor fehlte. "Der Druck war hoch", räumte Gäste-Trainer Armin Redzepagic ein. Konkurrent Young Boys Reutlingen hatte am Freitagabend mit dem 4:0 gegen Seedorf vorgelegt, Nagold musste also gewinnen – und investierte viel dafür. Chris Wolfer hatte aus kurzer Distanz das 0:1 auf dem Fuß, wurde aber im letzten Moment von Simon Lechleitner gehindert. "Wir haben insgesamt gut verteidigt", lobte Marchese nicht nur seine Dreierkette, die viel wegräumte. Was dennoch durchkam, entschärfte Traub. "Er hat uns lange im Spiel gehalten", so der SVB-Trainer über seine Nummer eins.

Chancen 1:4, Tore 0:0

Und kurz vor der Pause wagten sich tatsächlich auch die Böblinger noch einmal nach vorne. Über Sascha Raich und Fabian Schragner kam die Kugel zu Eldar Cavcic, der aber weit verzog. Chancenverhältnis zur Pause 1:4, nach Toren aber stand es noch 0:0.

Nagold macht nach dem Wechsel nahtlos weiter. Bei einem Kopfball von Bürkle fehlten nur Zentimeter, dann zog Vegelin einmal mehr gegen Traub den Kürzeren. Gespielt waren da noch nicht einmal drei Minuten in Halbzeit zwei. Doch plötzlich wurde die Partie offener, die Ballstafetten bei der SVB dauerten länger, durch eine Volleyabnahme von Din Emir Ljajic und einen 20-Meter-Zwirbler Richtung Dreieck von Ferdinand Schmidt gab es sogar zwei gute Schusschancen.

Vegelin schlägt zu

Nagold war nicht mehr so dominant, blieb aber am Drücker. Beim Direktversuch von Bürkle nach einer Ecke war Traub im kurzen Eck, auch Vegelins Schuss aus der Drehung war kein Problem für ihn. Und dann musste sich der lange Schlaks zwischen den SVB-Pfosten doch geschlagen geben. Vegelin war nach einem Lupfer von Wolfer frei durch – 0:1 (69.).

VfL hat alles im Griff

Für Böblingen wurde es jetzt doppelt schwer, nennenswerte Aktionen im VfL-Sechzehner gab es keine mehr. Und weil auch die Nagolder bis auf einen 18-Meter-Schuss von Wolfer, der wie ein Strich knapp übers Gebälk rauschte, vorne nicht mehr in Erscheinung traten, blieb es beim 0:1. "Wir haben es immerhin geschafft, einer Spitzenmannschaften Probleme zu bereiten", war SVB-Trainer Enzo Marchese keineswegs ganz unzufrieden.

Rezepagic schnauft tief durch

Ein 0:1 liest sich auch besser als die Ergebnisse zuvor gegen die beiden Titelaspiranten (2:6, 1:5, 0:3). Sein Gegenüber Armin Redzepagic schnaufte erst mal tief durch: "Jetzt haben wir den Druck an Reutlingen weitergegeben", dachte er er an die zwei Punkte Vorsprung, allerdings bei einem mehr ausgetragenen Spiel. An die mögliche Relegation mag er angesichts der sowieso schon strapaziösen Saison lieber nicht denken. "Das wäre dann ein Pensum wie bei die Profis." Und er ergänzt mit einem Schmunzeln: "Dann würde auch keine Eistonne mehr helfen."

Statistik

SV Böblingen: Traub, Lechleitner, Di Romualdo (46. Körtge), Schmidt, Bahadir (63. Mayer), Schragner, Hamann, Raich, Sener (79. Esteves), Cavcic, Ljajic (82. Quaranta).

VfL Nagold: Sanyang, Konz, Fleischle, Quiskamp, Özhan (60. Essig), Schäuffele, Bürkle (76. Sieb), Pedro, Wolfer (84. Halimi), Fleischle, Vegelin (89. Weinhardt).

Tor: 0:1 (69.) Vegelin.

Schiedsrichter: Streckenbach (Dettingen/Erms).

Zuschauer: 250.