Fünfmal musste der Nagolder Keeper Tiago Melicias hinter sich greifen. Foto: Albert M. Kraushaar

Lange sah es für die Verbandsliga-Fußballer vom VfL Nagold in Tübingen gut aus, doch dann präsentierte sich die Gastgeber für kurze Zeit wie ausgewechselt und drehten das Spiel.

TSG Tübingen – VfL Nagold 5:2 (0:1). Die Zuschauer auf dem Kunstrasen am Tübinger Freibad bekamen in dieser Partie der Fußball-Verbandsliga zwei grundverschiedene Halbzeiten zu sehen. Hatte der Aufsteiger von der Nagold nach den ersten 45 Minuten eine hoch verdiente 1:0-Führung mit in die Kabine genommen, so stand er am Ende der zweiten Halbzeit wie ein begossener Pudel da. Eine wie ausgewechselt auftrumpfende TSG hatte innerhalb von acht Minuten das Spiel gedreht. In der Schlussphase gelang dem eingewechselten Philipp Schäuble auf Vorarbeit des ebenfalls eingewechselten Johannes Fleischle zwar ein zweites Nagolder Tor, doch das änderte nichts an der Niederlage.

Fleischle und Schäuble hatten am Tag zuvor in der zweiten Mannschaft durchgespielt. Somit war zu erwarten, dass beide nicht in der Startelf auftauchen würden. Für die hatte VfL-Trainer Armin Redzepagic den wegen einer Verletzung lange fehlenden Nico Graf auf die für ihn ungewohnte Position rechts in der Abwehr für den abwesenden Fabian Mücke gebracht. Links spielte erneut Perparim Halimi, vor der Abwehr Lysander Skoda und Tastan Burak.

Zwingende Chancen bleiben aus

Das sah lange Zeit gut aus, auch weil sich die TSG bis zur Mittellinie zurückgezogen und nur wenig Interesse an Zweikämpfe gezeigt hatte. Somit hatte der VfL Gelegenheit, Ball und Gegner zu kontrollieren. Zwingende Chancen blieben jedoch bis auf den Flachschuss von Laurenziu Biemel ins lange Eck eine Seltenheit. Aber der VfL machte einen guten Eindruck, hatte die Partie weitgehend im Griff, benötigte im ersten Abschnitt nur einmal das Glück, als Tiago Melicias bei einer Eins-gegen-eins-Situation von Tom Vetter angeschossen wurde (41.).

„Wir haben taktisch umgestellt und sind zum eins gegen eins übergegangen“, erklärte Michael Frick. Der Christian Streich der TSG Tübingen hatte seine Elf weiter nach vorne geschoben. Die lief jetzt früh an, zwang den VfL Nagold zu Fehlern und die kamen gleich en masse. „Abstände einhalten“, hatte Redzepagic noch gefordert, aber beim dritten Eckball in Folge war TSG-Torjäger Tim Steinhilber per Kopf mit dem Ausgleich zur Stelle.

Nur vier Minuten später blickte die VfL-Abwehr komplett auf den Ball, übersah dadurch Tom Vetter und der konnte aus wenigen Metern zum 2:1 einschieben.

Mit der Hans auf den Ball gefallen

Es sollte noch schlimmer kommen: Lysander Skoda verpasste in der 53. Minute den Ausgleich, im Gegenzug fiel Admir Osmicic bei einem Abwehrversuch mit der Hand auf dem Leder. Den fälligen Elfmeter wuchtete Steinhilber sicher in die Maschen.

Trotz des Rückstands gab der VfL nicht auf. David Weinhardt (61.), Johannes Fleischle nach Kombination mit Christos Thomaidis (69.) hatten Chancen, doch der Anschluss wollte nicht fallen. Dafür schloss Lukas Pfister einen TSG-Angriff ganz cool zum 4:1 ab.

Das 2:4 von Philipp Schäuble war danach zwar in erster Linie Ergebniskosmetik, aber auch Balsam für die Seele des ehemaligen Stammheimers, der in der laufenden Saison kaum getroffen hatte.

In der letzten Minute der Nachspielzeit zeigte Schiedsrichter Daniel Traub zum zweiten Mal auf den Punkt. Da der zweifache Torschütze Tim Steinhilber zu diesem Zeitpunkt das Spielfeld schon verlassen hatte, übernahm der eingewechselte Noah Dörre die Verantwortung. Auch gegen ihn war Tiago Melicias machtlos.