Fitnesscoach Christos Papadopoulos hat den VfB-Profis sensomotorisches Training verordnet.
Stuttgart - Die Vorrunde der vergangenen Saison war verheerend. Auch weil die Profis des VfB Stuttgart nicht fit waren. Diesen Fehler will das Trainerteam um Bruno Labbadia nun unbedingt vermeiden - mit ganz neuen Methoden.
Christos Papadopoulos ist ein alter Hase im Fußballgeschäft. Wer das nicht glaubt, sollte sich mal die Klassiker anschauen, die ein deutscher Sportsender regelmäßig sendet. Kürzlich gab es das DFB-Pokalfinale 2001 zu sehen, am Spielfeldrand führte Huub Stevens seine Schalker zum Sieg, ein paar Meter weiter hinten saß der Mann, der die Knappen fit dafür gemacht hatte - eben Christos Papadopoulos, der jetzige Fitnesstrainer des VfB.
Kein monotones Laufen, kein einförmiges Krafttraining
Der Mann hat also Erfahrung im Umgang mit Fußball-Profis und kann den Wandel im Trainingsbetrieb gut einschätzen. Vor allem dann, wenn es um Kraft und Ausdauer geht. "Früher", sagt Papadopoulos, "ist jede Mannschaft erst einmal viele Tage nur gelaufen." Auch der VfB begab sich zum Start meist in ein Lauftrainingslager. Vor dieser Saison aber fällt diese Maßnahme aus - weil sie in den Urlaub der Profis verlegt worden ist. "Das Privileg der Zeit haben wir nicht mehr", sagt Papadopoulos, aber es hilft uns, dass die Spieler viel athletischer und körperbetonter geworden sind." Die Jungs des VfB waren in der freien Zeit fleißig, was den Vorteil hatte, dass das Trainerteam um Bruno Labbadia auf einem anderen Niveau einsteigen konnte - und mit ganz neuen Schwerpunkten. Dank Christos Papadopoulos.
Dessen Credo war seit jeher: Das Kraft- und Ausdauertraining sollte den speziellen Anforderungen eines Fußballers gerecht werden. Also: kein monotones Laufen, kein einförmiges Krafttraining und kaum Sprints ohne Richtungswechsel. Entsprechend hat er seine Philosophie über die Jahre verfeinert - und so schnell zum sensomotorischen Training gefunden.
"Wir mischen klassische Inhalte mit modernen"
Dass dies erst einmal ungewohnt ist und auch aussieht, haben Spieler und Fans des VfB schnell entdeckt. "Man braucht einige Zeit, um reinzufinden", sagt etwa Torhüter Sven Ulreich. Und die Zuschauer wunderten sich über die vielen großen Bälle.
"Wir mischen klassische Inhalte mit modernen"
Wobei die Beschreibung nicht ganz korrekt ist. Zwar ähneln die Geräte dem lange bekannten Pezziball, die Version, die den VfB-Profis zur Verfügung steht, hat aber eine ovale Form, die sogenannten luftgefüllten Stepper können nicht wegrollen - und sollen den Effekt des Trainings vervielfachen. Kraft, Koordination, Ausdauer - durch das Training auf dem flexiblem Untergrund werden je Übung deutlich mehr Muskelgruppen angesprochen. "Es ist wie bei einem Überraschungsei", fasst Papadopoulos zusammen, "man erfüllt drei Wünsche auf einmal." Entsprechend nennt er den Hauptgrund für seine Methodik: "Monotone Bewegungen gibt es im Fußball nicht." Zudem werde die Verletzungsanfälligkeit gesenkt.
Ein-, zweimal pro Woche gibt es die neuen Ballspiele nun also zu bestaunen, sie sind allerdings nicht die einzige Neuerung im Programm der Roten. Gestern zum Beispiel bat Labbadia immer zwölf Profis zum Spielchen sechs gegen sechs, das Ganze ging viermal vier Minuten, und unter ihren T-Shirts trugen die Kicker ein Pulsmessgerät, das die Daten in Echtzeit an den Laptop am Spielfeldrand übertrug. Dort saß Co-Trainer Eddy Sözer und konnte sehen, welcher Spieler unter den geforderten Pulsbereich von 85 Prozent der Maximalleistung fällt. "So können wir jeden Spieler aktuell und individuell steuern", erklärt Sözer. Ist der Puls zu niedrig, wird sofort mehr Aktivität gefordert. "So bekommen die Spieler ein Gefühl für die Belastungen", sagt Sözer.
Dies also sind zwei der neuen Methoden, mit denen die VfB-Trainer arbeiten, dazu kommen das gelenkschonende Aquajogging oder auch Life Kinetik. Das alles wirkt modern, die Frage allerdings ist: Kann man bei aller Raffinesse nicht das eigentliche Trainingsziel aus den Augen verlieren? Womöglich, aber Papadopoulos versichert, dass er den Blick weiter fasst. Erstens könne auch das sensomotorische Training ungemein anstrengend sein - was Sven Ulreich bestätigt: "Der Schweiß fließt." Zudem sagt Papadopoulos: "Wir mischen klassische Inhalte mit modernen, kürzlich haben wir zum Beispiel Intervallläufe gemacht." Und die können ja auch nicht so verkehrt sein. 2001 hatte er sie sicher auch schon im Programm.