Mehmet Scholl stellt der jungen Trainerriege in der Bundesliga kein gutes Zeugnis aus. Foto: dpa

Gemeinsam saßen Mehmet Scholl und Hannes Wolf vor rund sechs Jahren in der Ausbildung zum Fußball-Lehrer. Jetzt kritisiert Scholl: „Die junge Trainerriege ist nicht mehr am Spieler als Individuum interessiert.“

Stuttgart - Der ehemalige Fußball-Nationalspieler und einstige ARD-Experte Mehmet Scholl hat die neue Trainer-Generation um den Stuttgarter Chefcoach Hannes Wolf scharf attackiert. „Die Tedescos, die Wolfs – sie sprießen aus dem Boden, und der deutsche Fußball wird sein blaues Wunder erleben“, sagte der 47-Jährige in seiner Radiosendung „Mehmets Schollplatten“. Bereits vor zwei Jahren hatte Scholl die jüngere Trainer-Garde um den damaligen VfB-Chefcoach Alexander Zorniger attackiert – und sie als „Laptoptrainer“ abqualifiziert.

Mit dem Klassenbesten Zorniger hatte Scholl 2011/12 seine Trainerausbildung im 58. Lehrgang an der Deutschen Sporthochschule, seiner Zeit in Hennef, absolviert. Auch Hannes Wolf war damals mit dabei.

Ausbildung zum Fußball-Lehrer als „Gehirnwäsche“

Jetzt legt der streitbare ehemalige Bayern-Profi und Europameister von 1996 in scharfem Ton nach: Als „elf Monate Gehirnwäsche“ bezeichnete Scholl die Ausbildung zum Fußball-Lehrer – und nahm sich anschließend die jungen Trainer zur Brust. „Das einzelne Individuum spielt heutzutage bei ihnen keine Rolle mehr. Sie sind nicht wirklich an den Menschen und den Fußballern interessiert“, sagte Mehmet Scholl auch in Richtung von Hannes Wolf, der in dieser Bundesliga-Spielzeit beim VfB Stuttgart bereits 24 Akteure eingesetzt hat.

Ein bestimmter, manchmal unbequemer Spielertyp oder echte Charaktere wie Franck Ribéry, Arjen Robben und Stefan Effenberg seien bei der heutigen Trainer-Riege nicht mehr gefragt und würden aussortiert werden. Auch in den Jugendteams sei diese neue Generation mit ihren Ideen bereits tonangebend. „Die Kinder müssen abspielen, dürfen sich nicht mehr im Dribbeln ausprobieren. Sie kriegen nicht die richtigen Hinweise, warum ein Pass nicht gelingt, warum ein Dribbling nicht gelingt, warum der Zweikampf verloren wurde, erklärte Mehmet Scholl, der für seine provokanten Sprüche und Thesen bekannt ist, „stattdessen können sie 18 Systeme, rückwärtslaufen und furzen.“

Diese Äußerungen von Mehmet Scholl findet Michael Reschke gar nicht witzig. Im Gegenteil. Sie ärgern ihn ziemlich. Der Sportvorstand des VfB verteidigte seinen Trainer – mit ebenfalls deutlichen Worten. „Ich kann nur über Hannes Wolf sprechen: Einen Trainer, der junge Spieler akribisch und erfolgreich formt und auf ein nächstes Level hebt“, sagte Michael Reschke vor dem Heimspiel des Bundesliga-Aufsteigers gegen Bayer Leverkusen gegenüber dem „Kicker“, „ich finde es traurig, dass Mehmet Scholl sich zum wiederholten Male in Oberflächlichkeit ergießt, und ich hoffe zumindest für ihn, dass er seine Aussagen selbst nicht so ernst nimmt.“