Der Fußball-Bundesligist VfB Stuttgart erinnert mit einer Gedenksäule an Mitglieder, die in der Zeit des Nationalsozialismus aus dem Verein verdrängt oder ausgeschlossen wurden.
Stuttgart - Eine Tonne wiegt der raue graue Schieferblock mit rotem Glaselement und Gedenktafel, der seit Freitagnachmittag auf dem Vorplatz der Geschäftsstelle des VfB Stuttgart steht. Mit dieser Stele erinnert der Fußball-Bundesligist an die Vereinsmitglieder, die den Verein zu Zeiten des Nationalsozialismus aus politischen Gründen verlassen haben oder ab 1933 als Juden ausgeschlossen wurden. „Sie steht aber auch ganz aktuell für ein klares Bekenntnis des VfB Stuttgart gegen Rassismus und Gewalt und für Vielfalt, Toleranz und Demokratie“, betonte VfB-Präsident Wolfgang Dietrich bei der feierlichen Enthüllung und verwies auf die „große gesellschaftliche Verantwortung“ des größten Sportvereins in Baden-Württemberg mit rund 68 000 Mitgliedern.
Mihail Rubinstein aus der Repräsentanz der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs und der Stuttgarter Ortsrabbiner Yehuda Pushkin begrüßen die VfB-Bemühungen zur Aufarbeitung des dunkelsten Kapitels der Clubhistorie. „Mit der Erinnerung an die Shoah ist diese Stele nicht nur ein Ort des Gedenkens, sondern gerade auch in dieser Zeit ein wichtiges Zeichen aus der Mitte der Gesellschaft gegen Antisemitismus und für Toleranz und Menschlichkeit“, sagte Rubinstein.
Die Aufarbeitung ist noch nicht abgeschlossen
Ende Januar hatte der VfB die in den 1930er Jahren diskriminierte Mitglieder am Internationalen Tag des Gedenkens der Opfer des Holocaust bereits symbolisch wieder aufgenommen. Die Gedenksäule ist ein weiterer Schritt in der Aufarbeitung der NS-Zeit. Dies war lange vernachlässigt worden – und ist nicht abgeschlossen. So wird beispielsweise im Rahmen des Projekts „VfB Mitglieder 1932-1945“ über die vereinseigenen Internetkanäle weiter nach Namen der Vertriebenen oder Material mit Hinweisen aus Privatbesitz gesucht.
„Antisemitismus und Hass auf andere haben bei uns keinen Platz – nicht in der Politik, nicht in der Gesellschaft, nicht in den sozialen Medien, nicht auf dem Fußballplatz und nicht auf den Zuschauerrängen“, sagte Michael Blume, Beauftragter der Landesregierung gegen Antisemitismus. Dies bekräftigt der VfB mit seiner Stele, die von dem Künstler Hans-Jürgen Trinkner gefertigt wurde. Auf deren silberfarbenen Gedenktafel, deren Text die Cannstatter Stolperstein-Initiative mitgestaltet hat, steht: „Wir erinnern an unsere Mitglieder, die uns ab 1932 aus politischer Überzeugung verlassen haben oder ab 1933 als Juden zum Austritt genötigt und ausgeschlossen wurden. Sie gehören zu uns. Wir stehen gegen Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung. Wir stehen für Vielfalt, Toleranz und Demokratie. VfB Stuttgart.“
Dieses Bekenntnis des VfB ist unverrückbar – eine Tonne schwer und fest zementiert.