Vor Konstantin Rausch (23) ist kein ruhender Ball sicher. Das bestätigte sich beim Mittwochstraining schnell. Klicken Sie sich durch die Trainingsbilder. Foto: Pressefoto Baumann

Wenn der ruhende Ball zur Waffe wird: Linksverteidiger Konstantin Rausch bringt mit seinen Standards eine neue Qualität ins Spiel des VfB Stuttgart.

Stuttgart - Als das Vormittagstraining des VfB Stuttgart beendet ist, bestätigt sich eines schnell: Vor Konstantin Rausch (23) ist kein ruhender Ball sicher. Wild verteilt liegen die Kugeln auf dem Rasen herum – und eine nach der anderen muss dran glauben: Kurzes Trippeln auf der Stelle, Anlauf, Schuss, und auf zum nächsten Ball. Dass in Benedikt Röcker ein Innenverteidiger im Kasten steht und ein bisschen unbedarft herumspringt, stört Rausch nicht. Er will immer schießen, aus allen Lagen. Wenn er das Tor und einen Ball vor Augen hat, feuert er mit links ab – denn der Verteidiger startet in diesen Tagen sein ganz spezielles Standardprogramm.

Schon im ersten Bundesligaspiel für seinen Club beim FSV Mainz 05 (2:3) zeigte Rausch, was in seinem Fuß steckt. In der zweiten Hälfte schoss er zwei tolle Freistöße, und der Mainzer Keeper Heinz Müller musste sich schon mächtig strecken, um die Bälle zu entschärfen. Weil der Abwehrmann, der im Sommer ablösefrei von Hannover 96 kam, mit seiner linken Klebe obendrein mit präzisen Ecken glänzte, scheint ein altes VfB-Problem, die Standards, behoben.

Wo früher die Zuschauer im Oberrang hinter dem Tor noch Panikattacken ritten, kommen die Bälle nach Freistößen nun wieder scharf aufs Tor. Dabei drischt auch Rausch die Kugel mal in die Mauer, über den Kasten oder in die Arme des Keepers, na klar. Nur passiert ihm das in der Regel eben seltener als den meisten anderen Profis in der Bundesliga.

Rausch wandelt etwas auf den Spuren von Linksfuß Balakov

„Entweder man kann es – oder man kann es halt nicht“, sagt Rausch mit der Inbrunst der Überzeugung zu seinen Qualitäten bei ruhenden Bällen. Und wer selbst mal gekickt hat, mag dem jungen Mann da gerne recht geben. Denn es braucht eben dieses nicht trainierbare, spezielle Gefühl im Fuß, die Fähigkeit, die Bälle optimal zu treffen und zu platzieren. Die Qualität, das Spielgerät mit Effet und viel Tempo aufs Tor zu bringen. Nur wenige bekommen diese Gaben in die Wiege gelegt.

Linksfuß Krassimir Balakov war so einer beim VfB, nun wandelt Rausch zumindest schon ein bisschen auf dessen Spuren. „Man kann so etwas in der Jugend gar nicht so speziell einüben, und ich kann auch gar nicht sagen, ob und wann ein Trainer mich da mal so richtig gefördert hat – man hat die Standards einfach drin und schnappt sich dann irgendwann wie selbstverständlich die Bälle“, sagt Konstantin Rausch.

Fakt ist: An diesem Samstag, im ersten Heimspiel in der Bundesliga gegen Bayer Leverkusen (15.30 Uhr/Sky), will der Linksverteidiger es noch besser machen als in Mainz und nun auch ins Tor treffen. Am Donnerstag und am Freitag wird Rausch dafür wieder fleißig üben. Denn ein bisschen verfeinern geht immer, und wenn es nur in der Abstimmung mit den Mannschaftskollegen ist. „Ein bis zwei Tage vor dem Spiel stehen Standards immer auf unserem Trainingsplan“, sagt Rausch, „man muss dabei immer im Kopf haben und sich darauf fokussieren, dass jeder ruhende Ball im Spiel verdammt entscheidend sein kann.“