Bewerber um das Amt des neuen VfB-Präsidenten stehen nicht Schlange. Foto: dpa

Er ist der neue starke Mann im Vorstand des VfB Stuttgart – und als solcher tritt Fredi Bobic mit der Losung an: Versöhnen statt spalten! Das bedeutet aber nicht, dass er Konflikte scheut. Derweil geht die Suche nach einem neuen Präsidenten weiter.

Stuttgart - Die personellen Planungen für die kommende Saison lassen Fredi Bobic kaum Zeit für andere Dinge. Seit Tagen ist er unterwegs, um Spieler für den VfB an Land zu ziehen. Zuletzt hat er „vier Spiele in vier Tagen“ gesehen und Gespräche geführt, bis Mitte nächster Woche macht er sich wieder rar. „Ich bin gerade nur unterwegs“, sagt er. Dabei ist seine Anwesenheit im Clubzentrum seit seiner Beförderung am Mittwoch noch nötiger als bisher. Da gab der Verein nicht nur bekannt, dass Präsident Gerd Mäuser am 3. Juni sein Amt abgibt – Bobic rückte auch neben Finanzchef Ulrich Ruf in den Vorstand auf. „Ich habe jetzt noch mehr Pflichten“, sagt Bobic – und macht gleich den Tauglichkeitstest für den Alltag.

Als Stürmer liebte der Mann ja Sololäufe, in seiner neuen Funktion aber lehnt er sie rigoros ab. Und so schickt Bobic mit Blick auf die Präsidentensuche gleich einen ersten Gruß nach Uhingen – zum Aufsichtsratschef Dieter Hundt, der Mäuser bei der Wahl vor zwei Jahren gegen große Widerstände als einzigen Kandidaten durchgedrückt hatte. Vor der nächsten Wahl am 22. Juli sagt Bobic: „Alle müssen hinter der Person stehen. Es darf keinen Alleingang geben. Es muss eine Entscheidung von allen sein.“

Ein herausstechender Wesenszug von Bobic ist, dass er gern Contra gibt. Jetzt legt er Hundt an die Kette. Es ist eine erste Kraftprobe, die er da wagt, und bestimmt nicht die letzte. Zum Beispiel im Ringen mit seinem Vorstandspartner Ulrich Ruf um zusätzliche Mittel für Spielerverpflichtungen: „Da wird es auch einmal knirschen und rauchen“, ahnt Bobic.

Intern die Gräben wieder zuzuschütten

Der Sportdirektor gestaltet die Vereinspolitik jetzt aktiv mit, und dabei versteht er sich zuallererst als Integrationsfigur. Er tritt an, um intern die Gräben wieder zuzuschütten, die durch die zahlreichen Verwerfungen in Mäusers Amtszeit entstanden sind. In einem „sehr positiven Gespräch“ habe er Hundt gesagt, dass „man auch die anderen hören muss“. Er sei sicher, dass sich alle bewusst seien, dass die Präsidentenkür eine „eminent wichtige Entscheidung“ ist.

Eine wichtige – und eine überaus schwierige Entscheidung. Denn die Bewerber stehen nicht Schlange, im Gegenteil: Es hagelt Absagen in Serie. Am Donnerstag gaben in Hermann Ohlicher, Dieter Hoeneß und Wolfgang Kuhn gleich drei mögliche Kandidaten dem VfB einen Korb.

Ohlicher, ehemaliger Kapitän und Mitglied der Meisterelf 1984, sagte im Gespräch mit unserer Zeitung klipp und klar: „Ich stehe nicht zur Verfügung.“ Als Bezirksdirektor der Neckar-Alb GmbH ist Ohlicher für 330 Toto-Lotto-Annahmestellen in Esslingen, Reutlingen, Tübingen und Zollernalb verantwortlich, sein Vertrag läuft bis 2015, „und ich halte meine Verträge ein“.

Südwestbank-Chef Wolfgang Kuhn verschickte am Donnerstag im Intranet an alle Mitarbeiter seines Hauses ein Schreiben, in dem er seinen Verzicht auf eine Kandidatur erklärte. „Das ist natürlich eine reizvolle Aufgabe“, sagte Kuhn im Gespräch mit unserer Zeitung, „aber im Moment hat die Integration ins Südwestbank-Team für mich Vorrang.“

Hoeneß: „Mein Lebensmittelpunkt bleibt in München“

Auch Dieter Hoeneß, Ex-Profi und Ex-Manager des VfB, mag nicht als Präsidentschaftskandidat in die Bütt steigen. Vor einem halben Jahr hat er sich in Grünwald ein Haus gekauft, er sei „nach den vielen Jahren des Herumreisens“ sesshaft geworden. „Mein Lebensmittelpunkt bleibt in München“, sagt er, „deshalb komme ich für das Amt nicht infrage.“ Eine generelle Absage ist das aber nicht. „Wenn es um eine beratende Funktion geht, kann man sich darüber unterhalten“, sagt Hoeneß. Er wolle aber „keine falschen Hoffnungen wecken, die Konstellation bietet keine guten Voraussetzungen, dass wir zusammenkommen könnten“. Im Übrigen suche der VfB „ja keinen Berater, sondern einen Präsidenten“.

Fredi Bobic mag diese Absagen bedauern, aber sie bestätigen ihn in seiner Ansicht. Auf der Suche nach einem geeigneten Kandidaten könnte sich die Führungsriege des VfB noch manches Mal eine blutige Nase holen. Deshalb ist es für den Sportdirektor wichtig, dass intern alle eng zusammenrücken: „Wir haben jetzt die Riesenchance auf einen Neuanfang. Dabei wollen wir alle Gremien mit einbeziehen.“ Das ist ganz im Sinne von Hermann Ohlicher, der sich als Mitglied im Ehrenrat „Sorgen um die Öffentlichkeitswirkung“ des VfB macht und die Initiative von Bobic begrüßt: „Wenn der Verein mehr Durchlässigkeit und Gespräche wünscht, steht der Ehrenrat zur Verfügung.“

Ob sich dabei ein neuer Präsident findet, ist eher fraglich. Sicher weiß Bobic aber nur: „Wir müssen die Sache sauber und respektvoll zu Ende bringen. Wir dürfen dem Verein nicht noch mehr schaden.“ Da kann er sich der Zustimmung des Ehrenrats sicher sein.