Georg Niedermeier. Foto: Pressefoto Baumann

Der VfB hat zurzeit genügend Probleme, vor dem Spiel bei Werder Bremen kommt ein weiteres dazu. Georg Niedermeier muckte gegen den Trainer auf. Die Retourkutsche von Manager Fredi Bobic folgte prompt.

Stuttgart - Es ging nicht lange, da nahm Fredi Bobic das Heft des Handelns in die Hand. VfB-Trainer Bruno Labbadia berichtete von einem Gespräch mit Innenverteidiger Georg Niedermeier am Freitagmorgen, als der Manager in der Presserunde das Wort ergriff. „Da muss ich mich jetzt mal einklinken“, sagte Bobic – und attackierte Niedermeier scharf. Der hatte sich nach dem 2:2 gegen Steaua Bukarest in der Europa League und seinem Tor zum Ausgleich kurz vor Schluss öffentlich über sein Reservistendasein zu Saisonbeginn beklagt („Ich bin sehr enttäuscht“) – jetzt kam der Konter des Managers. „Wir wollen mündige Spieler“, sagte Bobic, „aber der eine oder andere sollte aufpassen, dass er sich nicht überschätzt.“ Wer nach außen hin so selbstbewusst auftrete, solle das auch mal auf dem Platz zeigen. Rums, das saß. Und es ging noch weiter.

Keiner werde sich beim VfB über das Team stellen, sagte Bobic: „Jeder muss sich unterordnen. Wir sind immer für die Spieler da, wir treiben in der Öffentlichkeit nie eine Sau durchs Dorf. Aber jeder Profi muss aufpassen, wo die Grenzen liegen.“

Dann berichtete Bobic noch von Bastian Schweinsteiger von Bayern München, der vor der Partie an diesem Samstag beim FC Schalke gesagt habe, dass es durchaus sein könne, dass er mal nicht spielt: „Und Borussia Mönchengladbach hat in der Europa League drei Leute daheim gelassen. Dieses Gejammere von einzelnen Spielern, die mal nicht zum Einsatz kommen, gibt es doch eigentlich nicht mehr. Da ist auf Vereinsebene eine ganz andere Mentalität eingekehrt.“ Die hat Niedermeier in den Augen von Bobic wohl noch nicht so ganz verinnerlicht.

Über eine Strafe für Niedermeier wollte Bobic sich nicht äußern

Die Schärfe in den Aussagen des VfB-Managers überrascht – Bobic selbst war ja als Profi auch kein Kind von Traurigkeit. Oft äußerte er Kritik in der Öffentlichkeit, oft prangerte er Entscheidungen der Trainer an. Immerhin – Bobic selbst war es, der genau das am Ende einräumte. Er habe das früher ja auch gemacht. Aber man müsse eben wissen, wie weit man gehen könne. Über eine Strafe für Niedermeier wollte er sich nicht äußern: „Kein Kommentar“, sagte er nur.

Der Nebenkriegsschauplatz Niedermeier ist also eröffnet – und womöglich kommt das den VfB-Strategen gerade recht. Denn es gibt ja zurzeit durchaus größere Probleme. Der verpatzte Saisonauftakt in der Liga mit nur einem Punkt aus drei Partien etwa. Die spielerisch schwachen Auftritte und die Fehler in der Defensive in der Europa League gegen Bukarest. Die Debatte darüber, dass das Team, das in der vergangenen Rückrunde tollen Fußball spielte, jetzt in vielen Situationen keinen Fuß mehr vor den anderen bringt. Und die Diskussion, ob die Jungprofis Raphael Holzhauser, Antonio Rüdiger und Kevin Stöger vielleicht nicht doch mal eine Chance verdient hätten, weil die Etablierten nicht an ihre Leistungsgrenze kommen. Vor der Partie bei Werder Bremen an diesem Sonntag (17.30 Uhr/Sky und Liga total) drehte sich stattdessen alles um Niedermeier – wenn Fredi Bobic bei seiner Attacke gegen den Verteidiger tatsächlich ein wenig von den anderen Diskussionen ablenken wollte, ist ihm das ganz gut gelungen.

Der Mann, der sich mit seinen Äußerungen den Ärger des Managers und des Trainers einhandelte, musste am Freitag jedenfalls zum Rapport bei Bruno Labbadia. Der wollte über den Inhalt des Gesprächs nicht reden – stattdessen verteidigte der Coach seine Entscheidung, in der Innenverteidigung zum Saisonstart auf Maza und Serdar Tasci gesetzt zu haben: „Georg hat in der Vorbereitung die Duelle gegen sie verloren.“

Niedermeier sieht sich „als Spieler, der sich immer voll einbringt“

Das sieht Niedermeier anders – er machte seinem Ärger nach der Partie gegen Bukarest Luft. „Die Entscheidung war ein Schlag ins Gesicht“, sagte er, „ich bin immer mit vollem Einsatz dabei und nehme mir alles sehr zu Herzen. Ich habe immer meine Leistung gebracht und hätte mir mehr Vertrauen gewünscht.“ Er werde seine Lehren daraus ziehen, sagte Mannschaftsratsmitglied Niedermeier – welche das sein werden, ließ er offen. Einen Vereinswechsel schloss er aus: „Daran habe ich nie gedacht.“

Niedermeier, der oft schon lange vor Trainingsbeginn auf dem Vereinsgelände ist und individuelle Übungen macht, sieht sich „als Spieler, der sich immer voll einbringt“. Umso bitterer war die Reservistenrolle für den Musterprofi, die er nur loswurde, weil Tasci mit Oberschenkelproblemen ausfiel. Als er bei seinem Torjubel im Spiel gegen Bukarest auf eine Werbebande stieg und anschließend gegen die nächste trat, „war da schon viel Frust dabei“, sagte Niedermeier. Am Ende widersprach der Innenverteidiger seinem Trainer Bruno Labbadia noch. Der sagte, dass er sich im Defensivverbund gegen Steaua mehr Kommandos gewünscht hätte. Niedermeier konterte: „Ich habe viel geredet, ich fühle mich da nicht angesprochen.“