Nick Woltemade zieht es auf die Insel. Foto: Pressefoto Baumann/Julia Rahn

Der Stürmer verlässt den VfB für eine Rekordablöse. Den Stuttgartern stehen nun intensive Tage auf dem Transfermarkt bevor.

Jetzt ist es doch noch passiert. Allen Aussagen des VfB Stuttgart zum Trotz. Nick Woltemade verlässt den Fußball-Bundesligisten mit sofortiger Wirkung. Völlig überraschend zieht es den Nationalstürmer nach England – zu Newcastle United. Nach Informationen unserer Redaktion haben sich der Premier-League-Club und der deutsche Pokalsieger auf eine immens hohe Ablösesumme geeinigt. 85 Millionen Euro erhält der VfB als Grundbetrag plus fünf Millionen Euro an Boni.

 

Der VfB bestätigte am Donnerstagabend zwar nicht den Transfer – sehr wohl aber, dass Woltemade für Gespräche freigestellt worden sei. Dem Verein sei das Angebot eines europäischen Clubs für einen sofortigen Transfer Woltemades eingegangen: „Die Rahmenbedingungen dieses Angebots haben die Clubverantwortlichen dazu veranlasst, Nick Woltemade vom Trainings- und Spielbetrieb freizustellen, um Gespräche mit dem Interessenten über einen möglichen Wechsel zu führen.“

Noch an diesem Freitag soll der Transfer perfekt gemacht werden. Für insgesamt 90 Millionen Euro geht Woltemade – da gab es für den Stuttgarter Vorstand keine andere Lösung, als den Angreifer auf die Insel ziehen zu lassen. Es siegte schlichtweg die wirtschaftliche Vernunft. Selbst wenn der VfB-Boss Alexander Wehrle vor knapp zwei Wochen unmittelbar vor dem Anpfiff des Supercups gegen den FC Bayern (1:2) die Akte mit dem Vermerk „unverkäuflich“ geschlossen hatte.

Kontaktaufnahme von Newcastle erst am Dienstag

Danach war erst einmal Ruhe eingekehrt, nachdem der Transferpoker mit dem Rekordmeister wochenlang die Schlagzeilen in Fußball-Deutschland bestimmt hatte. Woltemade wollte zu den Bayern – und nur zu den Bayern, hieß es. Und die Münchner wollten ihn. Es kam zu einer schnellen Einigung.

Nur die Herren an der Mercedesstraße in Bad Cannstatt spielten nicht mit und wiesen die Angebote aus der Säbener Straße in München zurück. Am Ende standen da etwa 63 Millionen Euro, da sowohl der Spieler als auch sein Berater Danny Bachmann auf Geld verzichten wollten, um den Wechsel möglich zu machen. Es reichte nicht.

Doch jetzt erhalten die Stuttgarter noch einmal deutlich mehr Geld für den 23-Jährigen, der beim VfB über einen Vertrag bis 2028 ohne Ausstiegsklausel verfügte. Noch nie in der Vereinsgeschichte erhielt der VfB ansatzweise so viel Geld für einen Spieler wie Woltemade, der vor einem Jahr ablösefrei von Werder Bremen gekommen war. Zur Einordnung: Die bisherige Rekordsumme brachte der Wechsel von Benjamin Pavard ein, für den der FC Bayern 2019 rund 35 Millionen Euro zahlte. Nun erhalten die Stuttgarter mehr als das Doppelte aus England, wo die Clubs aufgrund der hohen TV-Erlöse bekanntermaßen über große finanzielle Möglichkeiten verfügen.

Die Einigung mit den Newcastle-Verantwortlichen erfolgte offenbar in Monaco im Umfeld der Europapokal-Auslosungen. Newcastle spielt in der kommenden Saison in der Champions League, erst am Dienstag hatten die Engländer ihre Transferattacke geritten. Woltemade soll sich bereits auf dem Weg zum Medizincheck befinden.

Sportlich ist der Wechsel des Senkrechtstarters aus der Rückrunde der Vorsaison ein Verlust. Denn auf den 1,98 Meter großen Zielspieler mit den großen technischen Fertigkeiten hatte Sebastian Hoeneß zuletzt das Spiel der Stuttgarter ausgerichtet. Der Blondschopf stand im Zentrum des Sturms.

Nun ist alles anders und der VfB-Trainer muss nach Enzo Millot auf die nächste Stammkraft verzichten. Begeisterung löst das sicher nicht aus bei Hoeneß, zumal sich der VfB ja noch um einen Millot-Ersatz bemüht. Jetzt braucht es aus sportlicher Sicht zwei Klasseleute, um die Lücken zu schließen, die durch den geplanten (Millot) sowie den ungeplanten (Woltemade) Abgang entstehen. Ein Fall für Fabian Wohlgemuth, den Spezialisten für findige Lösungen. Der Sportvorstand hat noch wenige Tage bis zum Ende der Transferperiode am kommenden Montag Zeit, um die passenden Spieler zu verpflichten, die dem VfB neuen Erfolg versprechen.