Alexandru Maxim mag immer mal wieder hören, wie gut er ist – denn der VfB-Profi vermisst die nötige Wertschätzung. Foto: Getty

Alexandru Maxim sitzt bei Spielbeginn oft nur auf der Bank. Doch warum kommt der Mittelfeldspieler des VfB Stuttgart nicht über die Rolle des Edeljokers beim Fußball-Zweitligisten hinaus?

Stuttgart - Zweifellos verfügt Alexandru Maxim über feine Füße. Rechts wie links kann er Pässe in Räume spielen, die sonst kaum einer sieht. Mit einer Drehung oder einem gezwirbelten Freistoß kann er einer Begegnung auch eine Wendung geben. Das ist sogar seine Spezialität. Doch diese fußballerischen Fähigkeiten kommen beim VfB Stuttgart nicht ausreichend zum Tragen. Weil er zu wenig spielt, sagen die einen. Weil er zu viele Pirouetten auf dem Platz dreht, meinen die anderen.

In der Tat kann man sich dem Mittelfeldspieler von zwei Seiten nähern. Da gibt es die Fans und Fachleute wie Peter Neururer, die überzeugt sind, dass ein Maxim immer spielen muss. Gerade in der zweiten Liga, wo es viele Renner und weniger Techniker gibt. Ein Mann mit den Finessen des 26-jährigen Rumänen bildet da doch den Unterschied zu den meisten Gegnern.

Mit Labbadia fing es an

Allerdings existiert da noch dieses andere Lager. Es scheint vor allem aus Maxims VfB-Trainern zu bestehen. Von einst Bruno Labbadia bis jetzt Hannes Wolf. Sie alle schnalzen noch immer mit der Zunge, wenn Maxim den Ball mal wieder mit der Hacke weiterleitet – und einen Mitspieler in Szene setzt. Sie alle haben aber im nächsten Zug auch immer die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, wenn Maxim den Ball erneut mit der Hacke weiterleitete – und einen Gegenangriff provozierte.

„Er definiert sich noch zu sehr über Einzelaktionen“, sagt Wolf. „Wir wollen aber dahin kommen, dass er unser ganzes Spiel trägt.“ Im Zwiespalt ihrer Gefühle haben die VfB-Trainer sich dann auch stets dafür entschieden, Maxim zwar spielen zu lassen – aber am Liebsten so 20 Minuten lang. Wie zuletzt im Derby beim Karlsruher SC. Da wurde er für Takuma Asano eingewechselt und erzielte das Tor zum 3:1-Endstand. „Da hat er gezeigt, wie wichtig und wirkungsvoll er für uns sein kann“, sagt der Manager Jan Schindelmeiser.

Da man nun aber geneigt ist, diese Bedeutung Maxims für das Stuttgarter Spiel von der Schlussphase auf die gesamte Partie zu projizieren, stellt sich unweigerlich die Frage, warum es der Nationalspieler nicht über die Rolle des Edeljokers hinaus schafft. Bei keinem Trainer, ohne die Konkurrenz eines Daniel Didavi und nicht einmal in der zweiten Liga.

Die Antwort darauf fällt schwer. Obwohl stets die gleichen Argumente genannt werden: Maxim vernachlässige die Defensivarbeit, Maxim sei nicht der Schnellste, Maxim fehle es an Fitness. Falsch ist davon wohl nichts, aber richtig ist auch, dass Maxim zu den besten Fußballern im Kader zählt, Maxim gerne eine Führungsrolle auf dem Feld einnehmen würde und Maxim sich mit dem Verein identifiziert.

Nach dem Abstieg hat er schnell erklärt, dass er seinen Vertrag erfüllen wolle. Nach dem Weggang Didavis hat er sich zudem schnell das Trikot mit der Nummer zehn gesichert. Ein Statussymbol für Maxim, aber ebenso eine Verpflichtung, dem Spiel seinen Stempel aufdrücken zu wollen. Doch seit dem Saisonstart grummelt es, da ihn schon Jos Luhukay überraschend zur Teilzeitkraft degradierte – und Maxim die Fußballwelt nicht mehr verstand.

Unter Wolf ist das nur vorübergehend besser geworden. Bis zum Spiel in Dresden. Jenem krachenden 0:5 vor drei Wochen, das Maxim aus der Startelf katapultierte. Ein wenig fühlt er sich seither als Sündenbock. Denn ansonsten zog das Debakel außer der Herausnahme des Innenverteidigers Benjamin Pavard keine weiteren personellen Konsequenzen nach sich.

Er ist Didavi der Hauptkonkurrent, nun Özcan

Doch Wolf ist weit davon entfernt, das Kollektivversagen gegen die Dynamo-Elf auf einzelnen Spielern abzuladen: „Ich weiß, dass Alex ein wenig sauer auf mich ist, aber das darf er auch sein“, sagt der junge Coach, der in der Überzeugung arbeitet, dass Fußball ein Mannschaftssport ist und vieles mit vielem zusammenhängt. Zu Wolfs Auswahlkriterien für den nächsten Einsatz wie an diesem Sonntag (13.30 Uhr) gegen Bielefeld gehören deshalb drei Faktoren: die Leistung aus dem vorangegangenen Spiel, die Aufgaben für das nächste Spiel – und die Trainingseindrücke dazwischen.

Bei Letzterem trifft Maxim die Ironie des Schicksals jedoch mit voller Wucht. Er musste ja lange miterleben, wie Didavi bei den Trainern Huub Stevens und Jürgen Kramny als unantastbar galt. Ganz gleich, ob sich der Ex-Stuttgarter als Trainingsweltmeister oder als Trainingswurst präsentierte. Und ganz gleich, wie gut Maxim trainierte. Didavi spielte. Punkt.

Jetzt heißt der Hauptkonkurrent Berkay Özcan – ein 18-jähriges Talent ohne mehr Tempo, und Maxim vermisst das Vertrauen erst recht. Doch eine größere Wertschätzung gibt es offenbar nicht ohne eine größere Gegenleistung. Nicht ohne die Genügsamkeit abzulegen, es lockerer angehen zu lassen, wenn es der Mittelfeldspieler mal wieder in die Anfangself geschafft hat. Weshalb die Frage, ob der VfB mit oder ohne Maxim besser spielt, eine Glaubensfrage bleibt: Will man einen solchen Spielertyp grundsätzlich auf dem Rasen haben – oder will man ihn nur für spezielle Momente?

VfB Stuttgart - 2. Bundesliga

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