Vorstandschef Alexander Wehrle will beim VfB einen verantwortungsvollen Umgang mit KI etablieren. Foto: Pressefoto Baumann/Julia Rahn

Der VfB tritt dem Innovationspark Künstliche Intelligenz bei, was sich demnächst auch an Spieltagen bemerkbar machen soll – unter anderem mit Echtzeit-Daten zu Warteschlangen.

Chinesisch spricht Deniz Undav bekanntlich nicht, die Aussagen des VfB-Stürmers könnten dennoch in absehbarer Zukunft in Mandarin zu hören sein. Wie? Künstliche Intelligenz (KI) übersetzt die Aussagen des 28-Jährigen in andere Sprachen, das Ganze klingt sehr nach Undav – und geht mit dem entsprechenden Hinweis versehen um die Welt. Noch ist ein solches Szenario Zukunftsmusik, es könnte aber in absehbarer Zeit kommen.

 

Denn der VfB möchte KI künftig deutlich stärker nutzen – und geht hierbei nun einen wichtigen Schritt: Der Fußball-Bundesligist tritt als erster Profi-Fußballclub dem Innovationspark Künstlicher Intelligenz (IPAI) in Heilbronn bei, der Unternehmen und Wissenschaft rund um das Thema vernetzt und zusammenbringt. Entscheidender Wegbereiter hierfür war die im August 2024 verkündete Partnerschaft zwischen dem VfB und der Schwarz-Gruppe (unter anderem Lidl), die wiederum maßgeblich in das Heilbronner Zentrum investiert. So waren die Wege kurz.

„Künstliche Intelligenz ist eine Schlüsseltechnologie unserer Zeit, die mehr und mehr in alle Lebensbereiche Einzug hält, auch in den Sport und Profifußball“, sagt der Stuttgarter Vorstandsvorsitzende Alexander Wehrle über den Einstieg. Als mit Abstand größter Sportverein Baden-Württembergs sei der VfB hierbei ein natürlicher Brückenbauer und Multiplikator in praktisch alle Bereiche der Gesellschaft.

Echtzeit-Daten für Warteschlangen am Spieltag könnten kommen

Auch beim IPAI freut man sich über den Neuzugang. Mit dem VfB begrüße man „einen weiteren starken Player und aus der Region und dem Sport, der nicht nur eine beeindruckende Tradition, sondern auch Innovationskraft mit in unsere Community bringt“, sagt der CEO Moritz Gräter: „Die Mitgliedschaft des VfB markiert einen bedeutenden Schritt, mit dem die Künstlichen Intelligenz jetzt in den Profisport vordringt.“

Derzeit befindet man sich beim VfB in der Konzeptionsphase und bringt Projekte auf den Weg – unter anderem mit der Porsche-Tochter MHP, die seit 2023 die Namensrechte an der Stuttgarter Arena hält. In eineinhalb Jahren könnten schon erste Ergebnisse in der Praxis sichtbar sein.

Die Sprachsynchronisation eines flotten Undav-Spruchs ist dabei ein Aspekt des großen Ganzen, der beim Erschließen internationaler Zielmärkte Türen öffnen kann. Darüber hinaus soll KI aber auch im sportlichen Bereich bei der Datenanalyse zum Einsatz kommen – und auch beim Stadionbesuch für Fans einen spürbaren Effekt haben durch Echtzeit-Daten. Wie lange ist die Warteschlange gerade in den diversen Toilettenbereichen oder an den Catering-Ständen, wo kommt man in der Halbzeit am schnellsten zum Bier? Antworten auf diese Fragen liefert womöglich ab Sommer 2026 in Bad Cannstatt die KI.

Dass die neue Technologie auch für Ängste und Unsicherheiten sorgt, ist am Fußball-Bundesligisten zugleich nicht vorübergegangen. Der VfB geht das Thema offensiv an, plant öffentliche Bildungsangebote über die vereinseigene Stiftung oder die Bildungsakademie, die einen verantwortungsvollen Umgang mit Künstlicher Intelligenz vermitteln sollen. Stets mit der Prämisse, dass der Mensch im Fokus bleibt.

„Wir wollen beim VfB Stuttgart vorrangig auf menschzentrierte, angewandte KI-Lösungen – wenn möglich made in Baden-Württemberg – setzen, die verantwortungsvoll und nachhaltig entwickelt werden“, sagt Wehrle.