Jovan Milosevic läuft derzeit per Leihe für Partizan Belgrad auf. Foto: IMAGO/Starsport

Dass der formstarke Stürmer in der Rückrunde für den VfB aufläuft, ist ein konkretes Szenario – aber nicht das einzige. Wann die Entscheidung fallen soll und wovon sie abhängt.

Spielpraxis sammeln und Selbstvertrauen tanken – die Ziele einer Leihe sind stets dieselben, in jeder Liga und bei jedem Verein. Für Jovan Milosevic erfüllen sie sich gerade vollumfänglich. Der an Partizan Belgrad ausgeliehene Stürmer des VfB Stuttgart ist einer der Spieler der Stunde in der ersten serbischen Liga, wo er nach Belieben trifft und trifft. Woche für Woche. Sieben Tore in zehn Spielen stehen bislang zu Buche, hinzu kommen vier Treffer in den Qualifikationsspielen zur Europa und Conference League.

 

Keine Frage: Es läuft, für Milosevic und auch das Team. Nur zwei Punkte beträgt der Rückstand auf Tabellenführer Roter Stern Belgrad – was unbedingt eine Erwähnung wert ist, da Partizans Stadtrivale zuletzt achtmal in Folge die Meisterschaft gewann, in der Vorsaison sogar mit satten 27 Punkten Vorsprung. Nun ist das Titelrennen spannend wie lange nicht – auch dank der Tore von Milosevic, der dabei eine große Bandbreite an den Tag legt: Dreimal traf er in dieser Saison mit dem schwächeren linken Fuß, einmal per direktem Freistoß, einmal vom Elfmeterpunkt.

Ermedin Demirovic fällt bis auf Weiteres aus

Beim VfB verfolgt man das alles genauestens. Das tun die Verantwortlichen ohnehin bei allen Leihspielern, im Fall von Milosevic kommen aber zwei Faktoren hinzu. Zum einen endet der Leihvertrag nicht wie üblich im Sommer, sondern schon in knapp drei Monaten zum Jahresende. Der Hintergrund: Im vergangenen Januar war Milosevics Leihe zum FC St. Gallen vorzeitig beendet worden, mit Partizan einigte man sich im Anschluss auf zwölf Monate Laufzeit.

Zum anderen hat der VfB derzeit bekanntlich kein Überangebot an Mittelstürmern. Nach dem Abgang von Nick Woltemade zerschlug sich die Verpflichtung von Hyeon-gyu Oh, derzeit fehlt zudem Ermedin Demirovic wegen einer beginnenden Fraktur der Fußwurzel bis auf Weiteres. Dass sich die Stuttgarter daher nach Verstärkungen zumindest umsehen, liegt auf der Hand. „Die Mittelstürmer-Position ist eine“, hatte Vorstandschef Alexander Wehrle unlängst im Gespräch mit unserer Redaktion betont, „die wir für das Winter-Transferfenster durchaus im Blick haben.“

In der Saison 2023/24 bestritt Jovan Milosevic sechs Pflichtspiele für den VfB. Foto: Pressefoto Baumann

Legt man den auslaufenden Leihvertrag des formstarken Milosevic und die dünne Personaldecke im Sturm übereinander, drängt sich eine Frage fast schon auf: Holt der VfB seinen Stürmer im Winter aus Serbien zurück? Diese Überlegungen gibt es tatsächlich. Dass der 1,92 Meter große Stoßstürmer in der Rückrunde in Stuttgart spielt, ist nach Informationen unserer Redaktion in den Planungen an der Mercedesstraße ein konkretes mögliches Szenario. Entschieden ist aber noch gar nichts – denn es gilt auch, Dinge abzuwägen.

Zunächst: Dass der Youngster in der Bundesliga ebenso aufspielen würde wie in Serbien, ist alles andere als ausgemacht. Schon vor seinem Wechsel zum VfB im Sommer 2023 hatte Milosevic mit drei Toren in nur fünf Spielen in der ersten serbischen Liga für Aufsehen gesorgt, sich dann aber in Stuttgart nicht durchsetzen können. Es blieb bei sechs Kurzeinsätzen in der Vizemeistersaison 2023/24. Milosevic spricht im Rückblick von einer schönen Erfahrung: „Ich hatte die Ehre, den Platz mit unglaublichen Spielern zu teilen“, sagte er kürzlich im Podcast „Expert IVA“: „Es war sicherlich eine schöne Zeit, aber es wäre noch schöner gewesen, wenn ich mehr Chancen gehabt hätte, dort zu spielen. In der Saison hatten sie unglaublichen Erfolg, und ich habe nichts Schlechtes zu sagen.“

Partizan Belgrad verfügt über keine Kaufoption

Jetzt ist er in Belgrad voll im gewünschten Spielrhythmus – aus dem er gerissen werden würde, sollte sich eine Situation wie in seinem ersten VfB-Jahr nur ansatzweise wiederholen. Und dass sich die Entwicklung des Torschützenkönigs der U-17-EM von 2022 ungebremst fortsetzt, ist auch im Stuttgarter Interesse: Milosevic ist mit seinen 20 Jahren noch jung und steht bis 2027 beim VfB unter Vertrag, er könnte also auch der Stürmer der Zukunft und weniger der Gegenwart werden. Eine Verlängerung der Leihe – zumindest um ein halbes Jahr – steht deshalb ebenfalls im Raum. Partizan wäre an einem Verbleib seines besten Stürmers wenig überraschend interessiert und kann mit sicherer Spielpraxis sowie der Titelchance in Milosevics Heimatland als besonderem Reiz punkten.

Über all das sind die Vereine und der Spieler regelmäßig im Austausch. „Ich bin aktuell zufrieden mit meiner Situation“, sagt Milosevic, der aber natürlich auch Ambitionen hat – wovon ja alleine der Schritt zum VfB 2023 als damals 17-Jähriger zeugte. Man werde im Dezember sehen, wie es weitergehe, so der Stürmer. Akuter Zeitdruck besteht in der Tat nicht. Der VfB hat das Heft des Handelns fest in der Hand, da Partizan über keine Kaufoption verfügt.

Vor Mitte November soll auf keinen Fall eine Entscheidung fallen, letztlich wird sie dann von zwei Faktoren abhängen. Zum einen: Wie entwickelt sich die Lage im VfB-Sturm bis dahin? Spielen sich Profis in den Vordergrund, oder kehrt Demirovic womöglich zeitnah zurück? Das würde den Handlungsbedarf etwas senken. Zum anderen: Macht Milosevic weiter wie bisher? Drängt er sich unverändert stark auf? Vieles wird also von den kommenden vier Ligaspielen bis zur nächsten Länderspielpause abhängen – festhalten lässt sich aber: Die Chance besteht, dass Jovan Milosevic ab Januar das VfB-Trikot trägt.