Chris Führich bekommt nach einer Einheit auf dem Laufband Blut abgenommen. Bei den Leistungstests wird der Fitnesszustand der Profis nach dem Urlaub überprüft. In unserer Bildergalerie bilden wir den aktuellen Kader ab. Foto: Baumann

Borna Sosa, Sasa Kalajdzic, Atakan Karazor: Der VfB Stuttgart startet in eine ungewisse Vorbereitung auf die neue Saison in der Fußball-Bundesliga.

An diesem Montag (15 Uhr) wird es ernst beim VfB Stuttgart. Dann startet Pellegrino Matarazzo mit seinem Team mit einer öffentlichen Trainingseinheit in die Vorbereitung. Wir geben Antworten auf die wichtigsten Fragen.

 

Entsteht um Sasa Kalajdzic und Borna Sosa eine endlose Hängepartie?

Die beiden genießen noch die Sonne des Südens. Sasa Kalajdzic in Griechenland, Borna Sosa in Kroatien. Ihren Urlaubsfotos zu folgen, scheinen sie sich im Moment eher nachrangig mit der Frage zu beschäftigen, für welchen Club sie künftig ihre Fußballschuhe schnüren werden.

Als Nationalspieler dürfen sie ihren Urlaub bis 4. Juli ausdehnen, erst dann werden sie zurück in Stuttgart erwartet. Und auch erst dann werden die Gespräche über ihre Zukunft wieder an Fahrt aufnehmen. Im Fall Kalajdzic sind die Drähte nach Dortmund und München erkaltet. Beide Clubs haben ihre Stürmerpositionen inzwischen prominent besetzt. Bei Sosa gilt: Man weiß nichts Genaues – außer einem angeblichen Interesse aus Chelsea. Ob das Flanken-Kopfball-Duo am Ende womöglich vereint beim VfB bleibt? Unwahrscheinlich. Schließlich ist der Transfersommer noch lang, fast 50 Prozent aller Transfers werden in den letzten zwei Wochen getätigt.

Nervös macht die Hängepartie beim VfB noch niemanden. Wenngleich das Stuttgarter Transfergebaren wesentlich von den beiden Topstars abhängt. Als einziger Verein der Liga ist der VfB noch ohne Neuzugang. Der Transfer von Josha Vagnoman hängt weiter an der Ablöse. Sportdirektor Sven Mislintat wäre schlecht beraten, hätte er keinen Plan B für die Zeit nach Kalajdzic und Sosa in der Schublade. Die entscheidende Frage wird sein: Bis wann fordert er von Kalajdzic und Sosa Klarheit?

Was sind die Folgen des Falls Karazor?

Seit über zwei Wochen sitzt der 25-Jährige nun in Untersuchungshaft. Allem Anschein nach nur der Beginn einer langen juristischen Leidenszeit, die Atakan Karazor aufgrund der Vergewaltigungsvorwürfe bevorsteht. Die U-Haft könnte noch Monate dauern, weshalb der VfB sportlich ohne den Abräumer im defensiven Mittelfeld planen wird. Die Frage lautet, wer ihn ersetzt. Die naheliegendste Lösung hieße Wataru Endo, schließlich hat der Kapitän die Sechser-Position lange bekleidet. Andererseits hat Endo zuletzt mehr und mehr seine Offensivqualitäten bewiesen. Entsprechend weiter vorne will Trainer Pellegrino Matarazzo seinen Mittelfeldmotor einsetzen. Als weitere Alternativen kommen Nikolas Nartey und Naouirou Ahamada ins Spiel. Klassische Sechser, die aber aus langen Verletzungspausen zurückkommen. Gut möglich also, dass sich Mislintat noch nach Ersatz umschaut.

Wie es juristisch in dem Fall weitergeht, ist offen. Der VfB gibt keine Informationen preis; Karazors Anwalt Michael Decker lässt Anfragen unbeantwortet. Aus arbeitsrechtlicher Sicht stellen sich ab kommender Woche neue Fragen: Mit dem Ende der Urlaubszeit beginnt die neue Spielzeit – und als Inhaftierter hat Karazor keinen Anspruch auf Gehalt.

Bekommt der VfB sein Fitness- und Verletzungsproblem in den Griff?

Fit und gesund haben sich die Profis bei den Leistungstests zurückgemeldet. Ohne größere Verletzungssorgen startet Matarazzo in die Vorbereitung, auch die lange ausgefallenen Silas Katompa Mvumpa und Mo Sankoh sind wiederhergestellt. In der vergangene Saison des Leidens verzeichnete der VfB durch Verletzungen und Corona-Infektionen die zweitmeisten Ausfalltage. „Wir müssen darauf achten, mit weniger Verletzungen durch die Saison zu kommen“, sagt Abwehrspieler Waldemar Anton. Leichter gesagt, als getan – rührten die meisten Verletzungen doch aus gegnerischen Kontakten her und waren nicht die Folge verfehlter Belastungssteuerung. Was die athletischen Defizite betrifft, so ist das Problem zumindest identifiziert. Mit den neuen Assistenten Nate Weiss und Jan Schimpchen soll die Trainingsarbeit weiter professionalisiert werden.

Welches Talent setzt zum Sprung an?

Diese Frage stellen sich die Fans der Weiß-Roten Jahr für Jahr aufs Neue. Vor der kommenden Saison ist das nicht anders, die Sehnsucht nach einem neuen Mario Gomez ist groß. Mit Thomas Kastanaras (19) und Laurin Ulrich (17) stoßen zwei vielversprechende Talente zum Profikader. Wunderdinge sind von Stürmer Kastanaras und Ulrich, einem dribbelstarken Mittelfeldspieler, aber noch nicht zu erwarten. Sie müssen sich bei den Profis erst zurechtfinden.

Lilian Egloff ist schon einen Schritt weiter. Für ihn gilt dasselbe wie für Mo Sankoh. Sie werden nach langer Verletzungspause nicht von null auf hundert durchstarten. Einen Neuanfang versucht Alexis Tibidi: Nach diversen Verfehlungen wurde der Angreifer zur zweiten Mannschaft versetzt.