Alle vier Partien des VfB vor heimischer Kulisse in der Königsklasse sind ausverkauft. Wo man noch Chancen auf Rückläufer und Restkarten hat – und womit Anbieter und Käufer von überteuerten Tickets rechnen müssen.
Die Rückkehr des VfB Stuttgart auf die internationale Bühne nach elf Jahren steht bevor – und sorgt beim Anhang für große Euphorie: Die Nachfrage für die vier Champions-League-Heimspiele in den kommenden Monaten übersteigt das Angebot an Eintrittskarten bei Weitem, weshalb die Preise abseits der offiziellen und legalen Kanäle in die Höhe schießen.
Wie ist der Stand des Vorverkaufs?
Der VfB wird viermal vor vollem Haus spielen. Jedes der Heimspiele in der Hauptrunde der Königsklasse ist bereits ausverkauft – wobei noch deutlich mehr Tickets hätten abgesetzt werden können: Fast alle der 36 300 Dauerkarten-Inhaber nutzten ihr Vorkaufsrecht, beim anschließenden Mitgliederverkauf kam im Losverfahren längst nicht jeder und jede zum Zug, einen freien Verkauf gab es gar nicht erst. Die gute Nachricht: Die Stadion-Kapazität ist auf internationaler Ebene inzwischen nicht mehr geringer als in der Bundesliga, seitdem der europäische Fußballverband Uefa vor zwei Jahren das Stehplatz-Verbot gekippt hat. Damit wird die MHP-Arena auch in der Königsklasse für 60 000 Zuschauer Platz bieten.
Rund 3000 davon gehen an den Gastverein. Dabei handelt es sich um das Mindestkontingent von fünf Prozent der Gesamtkapazität, das die Uefa vorgibt und über das der VfB auch in keinem Fall hinausgehen wird. Sparta Prag hat diese Kartenzahl für die Partie in Bad Cannstatt am 1. Oktober schon komplett abgerufen – und beim VfB geht man davon aus, dass das auch die weiteren Gegner Atalanta Bergamo (6. November), Young Boys Bern (11. Dezember) und Paris Saint-Germain (29. Januar 2025) tun. Für deren Fans ist Stuttgart jeweils binnen weniger Stunden gut zu erreichen, Rückläufer sind daher unwahrscheinlich.
Wo gibt es noch Karten?
Für eine besonders zahlungskräftige Kundschaft sind noch hochpreisige VIP-Karten inklusive Kulinarik verfügbar, wobei derzeit keine Einzeltickets angeboten werden – sondern nur Pakete für alle vier Heimspiele. Für einen Logenplatz in der Untertürkheimer Kurve werden 2618 Euro fällig und damit 654,50 Euro pro Spiel, für einen Platz im Tunnelclub mit Sicht auf den Spielertunnel durch eine verglaste Scheibe 5712 Euro und damit 1428 Euro pro Partie. Vereinsmitglied muss man anders als beim Kauf der Standard-Tickets nicht sein. Insgesamt gibt es beim VfB 4500 dieser VIP-Plätze, wovon ein Großteil für die Partien der Champions League bereits verkauft ist.
Eine zweite Option stellt die digitale Zweitmarkt-Plattform des VfB dar, auf der verhinderte Dauerkarten-Inhaber ihre Tickets einstellen können. Dem Verein zufolge lag die Zahl zuletzt bei nachgefragten Topspielen im mittleren bis hohen dreistelligen Bereich. Das klingt fürs Erste nach gar nicht so wenig, verteilt sich aber im Vorfeld einer Partie über mehrere Wochen oder gar Monate. Das nötige Glück ist also unerlässlich, um im richtigen Moment auf ein verfügbares Ticket für die Königsklasse zu stoßen. Nur Vereinsmitglieder haben hierfür Zugang zur Plattform, auf der auch etwaige Rückläufer aus den Gästekontingenten landen könnten.
Ist der Weiterverkauf der Tickets erlaubt?
Prinzipiell ja. Die private Weitergabe ist zulässig, sofern hierbei höchstens 20 Prozent mehr als der Originalpreis verlangt und gezahlt werden. Alles andere stuft der VfB als kommerziell mit Gewinnerzielungsabsicht ein – und damit als illegal. Ohne einen solchen Aufschlag wechseln bei der „Ticketbörse VfB Stuttgart“ Karten den Besitzer, weshalb diese geschlossene Gruppe im sozialen Netzwerk Facebook vom Verein geduldet wird.
Anders sieht es bei Plattformen wie „Viagogo“ aus, auf denen Karten zu oft horrenden Preisen angeboten werden. Ein Beispiel: Für das Heimspiel gegen Prag ist dort derzeit ein Ticket in der Untertürkheimer Kurve für 600 Euro zu haben, das regulär 70 Euro gekostet hat. Diese Angebote sind vom VfB ebenso wenig autorisiert wie jene in Portalen wie „Kleinanzeigen“, auf denen Privatpersonen Tickets ebenfalls nicht selten weit über dem Originalpreis anbieten.
Was droht Anbietern und Käufern von überteuerten Karten?
Der VfB arbeitet mit einer Anwaltskanzlei zusammen, um diese illegalen Offerten nachzuverfolgen und zu sanktionieren. Werden Anbieter identifiziert, müssen sie mit einer Geldstrafe bis zu einer vierstelligen Höhe rechnen und im Extremfall mit dem Ausschluss vom Recht zum Tickererwerb. Das Strafmaß hängt vom Vergehen ab, also von der Anzahl der eingestellten Karten und von der Höhe des ausgerufenen Preises.
Käufer dieser Eintrittskarten haben keine rechtlichen Konsequenzen zu befürchten – müssen aber damit rechnen, keinen Einlass zu erhalten. „Wir raten dringend vom Erwerb solcher Tickets ab, da sie oft nicht gültig oder gefälscht sind“, teilt der VfB auf Anfrage mit. Ein Beispiel: Da die Karten digital ausgestellt werden und nicht mehr wie noch zu Corona-Zeiten personalisiert sind, könnte theoretisch ein- und dasselbe Ticket mit der nötigen kriminellen Energie mehrfach als PDF-Dokument verkauft und versendet werden. In diesem Fall kommt nur die Person ins Stadion, die das Ticket als erstes entwertet – alle anderen müssen umdrehen: „Wer mit solchen Tickets am Einlass abgewiesen wird, dem kann kein Ersatzticket ausgestellt werden“, so der VfB zu möglichen unliebsamen Überraschungen.