Die Stuttgarter beweisen im denkwürdigen Pokalspiel von Braunschweig mehrfach mentale Stärke – dennoch ist eine kritische Aufarbeitung des Abends nötig, kommentiert David Scheu.
Es gibt Spiele, die bleiben noch lange nach Abpfiff in ganz vielen Facetten in lebhafter Erinnerung. Das denkwürdige Pokalduell des VfB Stuttgart bei Eintracht Braunschweig zählt definitiv dazu. Acht Tore, ständige Führungswechsel, große Emotionen, zuletzt noch ein nicht enden wollendes Elfmeterschießen – viel mehr geht nicht.
Dass der VfB schließlich mit 8:7 jubelte, war dabei nicht nur auf fußballerische Faktoren zurückzuführen. Sondern vor allem auf mentale. In der regulären Spielzeit bewies das Team von Trainer Sebastian Hoeneß im Braunschweiger Hexenkessel mehrfach Moral, stemmte sich gegen Widerstände und kam nach Rückständen zurück. Im Elfmeter-Krimi verdiente man sich schließlich den Sieg mit großer Nervenstärke: Viermal hätte ein Fehlschuss das Aus bedeutet, viermal trafen die Stuttgarter und konnten so am Ende feiern.
Einige Schwachpunkte im Stuttgarter Spiel
Zugleich dürfen alle Emotionen den analytischen Blick auf das Geschehen nicht verstellen, der mit einigem Abstand kommen wird und muss. Denn zur Wahrheit gehört auch: Der ambitionierte Bundesligist aus Stuttgart hat beim Zweitligisten nach 120 Minuten nur 4:4 gespielt und dabei mehrere Schwachpunkte offenbart: Kontrolle hatte man gegen das aggressive Pressing der Eintracht nur in wenigen Phasen, bei den Gegentoren fehlte oft die letzte Konsequenz im Verteidigen, in der Offensive verhinderte ein unsauberes Ausspielen von aussichtsreichen Situationen noch mehr Chancen und Tore.
Diese Themen sind alle nicht völlig neu. Der VfB muss sie angehen und sich schnell steigern, will er auch in der Bundesliga in die Erfolgsspur finden. Klar ist aber auch: Die Stuttgarter gehen diese inhaltlichen Aufgaben mit dem Rückenwind des Sieges an.