Im Winter kam Laurin Ulrich vom SSV Ulm zum VfB Stuttgart II zurück. Seither läuft es für den Techniker besser denn je. Das hat seine Gründe.
Seit der U11 ist Laurin Ulrich beim VfB Stuttgart. Zuvor fiel er bei einem Sichtungstag der VfB-Fußballschule den Scouts ins Auge, später durchlief er sämtliche Jugendmannschaften. Der Heidenheimer spielt im Mittelfeld, ist der Typ Techniker und mit dem Auge für den Mitspieler, wohltemperierten Pässen und einer gewissen Torgefahr ausgestattet. Ulrich (20) galt schon früh als Ausnahmetalent, bekam 2022 die Fritz-Walter-Medaille in Silber vom DFB, durchlief diverse DFB-Juniorennationalteams und vielen Beobachtern der Szene war schon lange klar, dass dieser junge Mann das Zeug hat, ganz oben anzukommen.
Beim VfB debütierte er im November 2022 in der Bundesliga, Michael Wimmer, der damalige Interimstrainer der Profis, warf ihn in der Schlussphase einer Partie in Leverkusen ins kalte Wasser. Seither kam keine Bundesliga-Minute mehr dazu. Stattdessen half Ulrich unter Trainer Markus Fiedler, der ihn auch schon als Jugendtrainer mehrfach betreute, den Aufstieg in die 3. Liga zu realisieren. „Er war integraler Bestandteil des Teams, hatte am Aufstieg maßgeblichen Anteil“, blickt Fiedler etwas wehmütig zurück.
In Ulm sollte der nächste Schritt folgen
Denn zu dem Zeitpunkt stand schon fest, dass Ulrich den VfB auf Leihbasis verlassen würde. Nach Ulm zu den Spatzen sollte es gehen. Zweite Liga, Abstiegskampf. Der Sprung aus dem Nest misslang. Er wurde gar zu einer Sackgasse für den ambitionierten Mittelfeldspieler. „Ich wollte einen Tapetenwechsel. Ich brauchte Veränderung, wollte natürlich auch Spielzeit in der 2. Liga. Das hat nicht funktioniert und dennoch glaube ich, dass der Schritt nach Ulm wichtig für mich war. Weil ich mich dort insbesondere persönlich weiterentwickeln konnte“, bilanziert Ulrich die sechs Monate in der Domstadt, in der er lediglich zu fünf Teilzeiteinsätzen mit insgesamt nur 70 Minuten Spielzeit kam.
Die Folge: Leihabbruch, der VfB holte sein Toptalent im Winter zurück. Es ging wieder zu Fiedler in die U21. „Er vertraut mir. Ich weiß, was er sehen will. Das ist meine vierte oder fünfte Saison unter ihm, wir führen quasi schon eine längere Beziehung. Das passt richtig gut!“, freut sich Ulrich und sein Trainer gibt die Blumen postwendend zurück. Fiedler freut sich, „dass er jetzt wieder dabei ist und nicht nur sein Talent, sondern auch seine Entwicklung als Person zeigen kann. Ich bin überzeugt, dass sein Weg hier nicht enden wird.“
„Fühle mich jetzt frei“
Doch der Weg zurück zu den Wurzeln ist es nicht allein, der Ulrich aktuell explodieren lässt. Zehn Spiele, zwei Tore, fünf Vorlagen hat er seither aufgelegt und so maßgeblich dazu beigetragen, dass der VfB II zuletzt vier Siege aus sechs Spielen holen konnte. Ulrich stellte alles auf Null, trennte sich von seiner Berateragentur, hinterfragte sich. „Ich habe vieles überprüft, ein paar Dinge geändert, auch im privaten Bereich. Jetzt fühle ich mich frei auf dem Feld und das zeigt sich auch in den Leistungen“, sagt er.
Und blickt auch schon wieder mit einem halben Auge nach oben. Dorthin, wo er schon einmal war. Zum Profikader von Sebastian Hoeneß. Priorität für ihn habe zwar die „3. Liga und der Klassenerhalt. Das hat ja auch eine Bedeutung für die Jugend. Für alle, die nach uns kommen. Wir haben den Anspruch und die Qualität, das auch zu schaffen“, sagt Ulrich. Hoeneß indes verfolgt Ulrichs Entwicklung genau. „Er kommt reifer und stabil daher und hat einfach richtig gute Sachen gezeigt in den letzten Spielen“, sagte Hoeneß unlängst und holte Ulrich als Belohnung für die guten Auftritte zuletzt in der Länderspielpause für einige Tage zu sich in den Trainingsbetrieb bei den Profis.
Das Ziel: zurück zu den Profis
Der Youngster hat das registriert und wieder richtig Feuer gefangen. „Jeder, der beim VfB spielt, hat das Ziel, bei den Profis anzukommen. Ich war da schon einmal, wenn auch nicht dauerhaft etabliert. Aber da möchte ich wieder hin“, sagt Ulrich und gibt sich hinsichtlich seiner Zukunft entspannt. Darüber mache „ich mir keine Gedanken. Es wird Gespräche geben und dann wird man sehen. Ich möchte weiter befreit aufspielen können und mir darüber nicht groß einen Kopf machen.“ Geht dieser Plan so auf wie zuletzt, dann dürfte das auch nicht notwendig sein.