Die Erleichterung nach dem 1:0 in Hoffenheim war riesig – nicht nur für den VfB Stuttgart, sondern auch für Martin Harnik. Der Stürmer beendete seine Torflaute und hat mit den Roten jetzt noch Großes vor. Foto: dpa

VfB-Angreifer Martin Harnik spricht im Interview über das vermeintliche Ende der Krise beim Bundesligisten und den Stimmungswandel in der Mannschaft.

Stuttgart - Der VfB Stuttgart hat am Sonntag in Hoffenheim seinen ersten Sieg in diesem Jahr gefeiert – und Martin Harnik hat dabei seine persönliche Torkrise überwunden. „Wir sind erleichtert“, sagt der Angreifer, „aber jetzt müssen wir nachlegen.“

Herr Harnik, der erste Sieg in diesem Jahr ist unter Dach und Fach – hat sich die Stimmungslage im Team schon verändert?
Euphorie würde ich es zwar noch nicht nennen, aber klar, wir sind schon alle sehr erleichtert.

Woran machen Sie das fest?
Die Spieler laufen wieder mit einem Lächeln durch die Kabine. Schließlich waren es auch drei wichtige Punkte, um nicht in den Kampf gegen den Abstieg zu geraten. So haben wir den Vorsprung auf Hoffenheim ausgebaut und uns wieder ins Mittelfeld abgesetzt.

Schauen Sie dennoch nach unten?
Um das Thema endgültig zu beenden, wollen wir noch einige Punkte folgen lassen. Wir müssen jetzt nachlegen. Aber für die nächsten Spiele ist es ein ganz gutes Polster.

Zunächst liegt der Fokus nun auf der Europa League. Eine Woche später geht’s im DFB-Pokal gegen Bochum um den Halbfinal-Einzug.
Und in beiden Wettbewerben haben wir eine richtig gute Chance, weiterzukommen. Das muss uns bewusst sein. Was überhaupt nicht bedeutet, dass uns die Bundesliga ab jetzt egal ist.

„Kritik und Zweifel sind ganz normal“

Sie selbst hatten – wie die ganze Mannschaft – schwere Wochen. Da tut so ein Siegtor vermutlich gut.
Klar, ich war erleichtert. Aber weniger, weil unbedingt ich ein Tor erzielen musste, das ist nicht meine Hauptaufgabe. Sondern weil dieser Treffer im weiteren Spielverlauf vieles einfacher gemacht hat. So konnten wir uns mehr auf die Ordnung konzentrieren und auf Konterchancen lauern. Aber auch meiner Leistung hat es gutgetan, ich konnte dann entspannter an die Sache gehen und cleverer spielen.

Wie sind Sie persönlich in den vergangenen Wochen mit der Krise und auch der Kritik umgegangen?
Es war ja nicht von der Hand zu weisen, dass meine und unsere Leistung nicht so war, wie man sich das vorstellt. Da ist es ganz normal, dass Kritik und Zweifel aufkommen. Ich war darauf vorbereitet und kann damit umgehen.

Trotz schwächerer Leistungen standen Sie immer wieder in der Startelf . . .
. . . was ein Vertrauensbeweis des Trainers war. Ich hätte zwar nicht böse sein können, wenn er mich mal draußen gelassen hätte, aber es tut gut zu wissen, dass man auch einmal eine schlechte Phase haben darf, ohne gleich an den Pranger gestellt zu werden. Ich bin froh, dass ich nun wieder etwas zurückgeben konnte.

Sind denn alle so cool mit den Misserfolgen umgegangen wie Sie?
Natürlich hat da jeder seine eigene Art. Und womöglich hat sich der eine mehr Sorgen gemacht als der andere. Unruhe aber ist im Grunde nie aufgekommen, dafür haben die sportliche Führung und die Führungsspieler gesorgt. Wir waren immer guter Dinge Im Endeffekt kommt es schließlich darauf an, dass man sich da gemeinsam wieder rausarbeitet. Das haben wir am Sonntag getan.

Wie groß war der Schritt aus dem Schlamassel denn nun?
Das wird sich in den nächsten Spielen zeigen. Es war aber auf jeden Fall ein wichtiger Schritt, da noch einmal klar geworden ist, dass wir unsere Ziele nur gemeinsam erreichen können. Es bringt ja nichts, wenn der eine Teil der Mannschaft offensiv denkt, der andere aber ein bisschen defensiver. Dann werden wir auseinandergerissen. Am Sonntag hat man gesehen, dass wir alle das gleiche Ziel hatten: Hinten die Null zu halten. Ein weiterer entscheidender Punkt war das frühe Tor. Das hat uns die Sicherheit gegeben, die uns zuletzt immer wieder abhanden gekommen ist. Diesmal gab es keinen Knacks im Spiel.