VfB-Verteidiger Antonio Rüdiger (oben, gegen Thomas Müller/Bayern) Foto: dpa

Beim VfB Stuttgart ist er Stammspieler. Davon träumt Antonio Rüdiger auch in der Nationalmannschaft – nach der WM. Um ein Haar hätte er seine erste Nominierung verpasst.

Beim VfB Stuttgart ist er Stammspieler. Davon träumt Antonio Rüdiger auch in der Nationalmannschaft – nach der WM. Um ein Haar hätte er seine erste Nominierung verpasst.

Stuttgart - Jugend forsch: Mit zwölf Neulingen, so viele wie seit 63 Jahren nicht mehr, geht Bundestrainer Joachim Löw in das Länderspiel gegen Polen an diesem Dienstag (20.45 Uhr/ZDF) in Hamburg. Sieben von ihnen stehen in der voraussichtlichen Startelf, die einen Altersschnitt von 21,5 Jahren aufweist, die fünf anderen hoffen auf eine späte Berufung im Laufe des „Spiels der jungen Gesichter“ – darunter Antonio Rüdiger (21). „Die Nominierung ist eine große Ehre für mich“, sagt der Innenverteidiger des VfB Stuttgart, „ich bin überglücklich und topmotiviert für das Spiel.“

Diese Einstellung fordert Assistenztrainer Hansi Flick von allen Kandidaten. Wobei nicht viel gefehlt hätte, und Antonio Rüdiger wäre gar keiner geworden. Als Hansi Flick ihn anrief, um ihn mit der erstmaligen Berufung ins A-Team zu überraschen, wollte Rüdiger erst gar nicht ans Handy gehen. Warum er es dann doch tat? „Aus Neugier“, sagt Rüdiger.

Als er genauer hinschaute, erkannte er die Vorwahl, die beim DFB gang und gäbe ist. Allerdings nicht die von Horst Hrubesch, der ihn normalerweise zur U-21-Auswahl einlädt, sondern eine unbekannte Durchwahl. „Bei einer Nummer, die ich nicht kenne, gehe ich normalerweise nicht hin“, sagt Rüdiger. Doch gerade noch rechtzeitig hörte er den innerlichen Hallo-wach-Ruf: „Da wollte ich doch wissen, worum es geht, deshalb bin ich drangegangen.“ Sein Glück . . .

Mit seiner Nominierung belohnt der DFB Rüdigers Entwicklung, die seit Monaten steil nach oben zeigt. In der Winterpause wählten ihn seine Mitspieler beim VfB als Vertreter der jungen Garde in den Mannschaftsrat, seit Januar hat er keine Spielminute verpasst. Als Huub Stevens kam, gab ihm das noch einmal einen Schub. „Er hat mir viele praktische Tipps gegeben, wie ich mich auf dem Spielfeld besser verhalte. Das hat mir und meinem Spiel mehr Sicherheit gegeben“, sagt er.

Was nicht heißt, dass er nichts verbessern müsste. Besonders in der Spieleröffnung hat er noch Luft nach oben, dafür geht er nicht mehr übertrieben rustikal in die Zweikämpfe. „Ich war nie ein Rambo, aber ein-, zweimal habe ich mich vielleicht ungeschickt verhalten.“ Deshalb zieht er immer noch regelmäßig einen Psychologen zurate, mit dem er seit geraumer Zeit zusammenarbeitet.

Ansonsten gilt: „Ich muss lernen, lernen, lernen.“ Keiner hört das lieber als Joachim Löw, nicht nur von Antonio Rüdiger. Immerhin neun Profis aus dem Kader gegen Polen spielen noch um ihren Platz fürs Trainingslager (21. bis 31. Mai) und letztendlich um ihr Ticket nach Brasilien. „Sie haben die Chance, noch auf den WM-Zug aufzuspringen“, sagt der Bundestrainer, der an diesem Mittwoch verraten will, welche 25 Spieler er nach Südtirol mitnimmt. Selbst ein einigermaßen etablierter Nationalspieler wie Benedikt Höwedes, mit 26 Jahren und 18 Länderspielen erfahrenster Akteur gegen Polen, muss bangen.

Antonio Rüdiger steht da nicht so unter Druck, zeigen will er sich aber trotzdem, falls Löw ihn einwechselt: „Hansi Flick hat mir klar gesagt, dass ich nur für das Spiel gegen Polen nominiert bin. Für die WM muss ich mir keine Hoffnung machen. Aber danach werde ich voll angreifen.“

Das ist der Auftrag an alle für das Spiel gegen Polen. „Ich kann versprechen,dass alle Spieler alles aus sich herausholen und sich zerreißen werden“, sagt Hansi Flick. Ein bisschen Werbung kann die Partie gut vertragen: Erst 36 000 von 57 000 verfügbaren Karten sind verkauft.Kein Wunder: Von den großen Stars ist kein einziger zu sehen – sie bereiten sich alle auf Spiele mit ihren Clubs an diesem Wochenende vor.