Nichts zu machen. Torhüter Gregor Kobel ist an allen Gegentoren schuldlos. Foto: Baumann

Der VfB Stuttgart verliert mit 1:3 gegen den VfL Wolfsburg und damit zum dritten Mal in Folge. Vor allem, weil er zu viele gute Möglichkeiten liegen lässt und vom Gegner in Sachen Effizienz eine Lehrstunde erhält.

Stuttgart - Ein Mittwochabendspiel gegen den VfL Wolfsburg vor leeren Rängen ist normalerweise nicht das, was die Herzen der VfB-Fans in unendliche Höhe schlagen lässt. Auch das Duell am 30. Spieltag der Saison 2020/21 dürfte kaum jemand im Lager der weiß-roten Gemeinde in besonderer Erinnerung behalten. Mit 1:3 (0:2) zog der VfB Stuttgart gegen den Tabellen-Dritten den Kürzeren. „Ein bitterer Abend“, bilanzierte Mittelfeldspieler Philipp Förster. „Wolfsburg hat aus seinen wenigen Chancen Kapital geschlagen. Das haben sie uns voraus, das müssen wir noch lernen.“ Ähnlich sah es sein Trainer Pellegrino Matarazzo: „Wir waren in der ersten halben Stunde ganz gut im Spiel und hatten unsere Möglichkeiten. Wir haben aber nicht so sauber verteidigt. Der große Unterschied war diesmal die Effizienz.“

 

Gegenüber der 1:2-Niederlage bei Union Berlin hatte Matarazzo sein Team erneut umbauen müssen. Den Platz des Linksverteidigers nahm wieder Marc Kempf ein. Den gelb-gesperrten Konstantinos Mavropanos vertrat Atakan Karazor. Erstmals in dieser Saison rückte der Langzeitverletzte Clinton Mola in den Kader. Im Angriff setzte Matarazzo auf Philipp Förster, Mateo Klimowicz und Sasa Kalajdzic.

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Der Österreicher hatte auch gleich die Chance zur Führung. Doch nach Zuspiel von Förster vergab der sonst so treffsichere Stürmer ungewohnt kläglich (9.). Für das frühe 1:0 sorgte auf der anderen Seite Xaver Schlager. Nach einer schlampigen Kopfballabwehr von Kempf hielt der Österreicher wuchtig drauf. Aus 22 Metern schlug der Ball links unten ein – Kobel war ohne Chance. Und sein Team gefordert. Es galt, gegen die zweitbeste Defensive der Liga Druck aufzubauen. Doch die auf umformierte und durch viele Ausfälle geschwächte Mannschaft tat sich schwer. Kam mit dem Angriffspressing der Wolfsburger überhaupt nicht zurecht. Waldemar Anton hatte Schwierigkeiten mit der Ballannahme, Atakan Karazor mit dem Stellungsspiel. Auf den Außenbahnen waren Roberto Massimo und Tanguy Coulibaly von den aggressiven und strukturierten Wolfsburger abgemeldet.

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Und doch war der VfB plötzlich wieder im Spiel. Massimo spielte Anthony Brooks den Ball an die Hand – Elfmeter. Doch wer sollte in Vertretung der verletzten Stammschützen antreten? Förster versuchte sein Glück – und scheiterte grandios. Mit dem halbhoch geschossenen Strafstoß hatte Schlussmann Koen Casteels erst wenig Mühe. Den Abpraller jagte Förster über die Latte (26.). Sportdirektor Sven Mislintat wollte ihm aber keinen Vorwurf machen. „Normal hat er eigentlich eine gute linke Klebe.“ Förster erklärte seinen Fehlschuss wie folgt: „Ich habe mich für eine Ecke entschieden, aber der Schuss war nicht platziert genug. Bitter.“

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Effektivität bewiesen nur die Gäste. Drei Minuten später zirkelte der Ex-Stuttgarter Josip Brekalo eine Maßflanke in den Strafraum, Anton zog gegen Wout Weghorst den Kürzeren und der Wolfsburger Torjäger köpfte die Kugel Torhüter Kobel durch die Beine ins Tor.

Schnell lag der VfB also mit 0:2 zurück. Doch verloren war noch lange nichts. Weil sich Matarazzos Mannschaft trotz vieler Mängel immer wieder recht gefällig Richtung Tor kombinierte, sobald die Pressing-Linie des VfL überspielt war. Und der Champions-League-Aspirant dahinter viele Räume ließ. Doch weder Mateo Klimowicz (28.), Tanguy Coulibaly (35.) noch der junge Naouirou Ahamada (45.) vermochten ihre zahlreichen Chancen zu nutzen. „Wir waren hinten zu fehleranfällig und vorne nicht effektiv genug“, analysierte Mislintat.

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Die zweite Hälfte gestalteten die Mannen in Weiß couragiert und dominant. Wolfsburg verließ sich ausschließlich aufs Kontern. Ein zielstrebiger Gegenangriff genügte, um das Spiel zu entscheiden. Yannick Gerhardt vollendete nach 65 Minuten zum 3:0. Weder taktisch noch spielerisch fand sich bei den Gastgebern ein Mittel, um die Abwehr der Gäste und den starken Casteels im Tor noch zu überwinden. Erst der eingewechselte Gonzalo Castro konnte mit einem abgefälschten Schuss in der Nachspielzeit das Ergebnis noch etwas aufhübschen.

Dass es für den VfB die dritte Niederlage in Folge war, kommt nicht von ungefähr. Personell zu stark gebeutelt kommt der Aufsteiger zum Ende der Saison daher, als dass er den Top-Teams der Liga noch das Wasser reichen könnte. Keiner derer, die lange mit der Bank vorliebnehmen mussten und jetzt zu regelmäßigen Einsatzzeiten kommen, konnte bislang den Beweis antreten, ein gleichwertiger Ersatz zu sein. Gut aus Stuttgarter Sicht, dass der Kampf gegen den Abstieg kein Thema mehr ist. Denn der nächste Brocken wartet schon: Am Sonntag (15.30 Uhr) geht es zu RB Leipzig.

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