Teamkollegen bei der österreichischen Nationalmannschaft: Michael Gregoritsch (li.) und Sasa Kalajdzic Foto: imago

Beim Spiel zwischen dem VfB Stuttgart und dem SC Freiburg treffen an diesem Samstag auch zwei der derzeit besten Angreifer der Fußball-Bundesliga aufeinander. Ex-VfB-Profi Martin Harnik wirft einen Blick auf seine beiden österreichischen Landsleute.

Ralf Rangnick ist nicht nur ein weit gereister Fußballtrainer und erfahrener Funktionär. Der Backnanger, der derzeit die österreichische Nationalmannschaft trainiert, gibt auch einen guten Ratgeber für alle Lebenslagen ab. So empfahl der 64-Jährige Nationalspieler Michael „Gregerl“ Gregoritsch vor der Saison einen Wechsel nach Freiburg. Was der frühere Augsburger prompt beherzigte und nun im Breisgau kickt. Zugleich fungierte Rangnick als Berater für einen anderen seiner Schützlinge. Sasa Kalajdzic legte er jüngst einen Verbleib beim VfB Stuttgart nahe. „Wenn er diese Saison in Stuttgart bleibt, ist das für seine Entwicklung nicht von Nachteil“, urteilte Rangnick. Wo wiederum Gregoritsch anderer Meinung ist: Er gab seinem Nationalmannschaftsspezl die Empfehlung, doch unbedingt zu Manchester United zu wechseln, sollte sich die Möglichkeit ergeben.

 

Der Eiertanz des Sasa Kalajdzic

Nun, an diesem Samstag (15.30 Uhr) treffen die beiden Gipfelstürmer aus der Alpenrepublik im direkten Duell aufeinander. Der Grazer Gregoritsch im Dress des SC Freiburg, der Wiener Kalajdzic im Trikot mit dem Brustring. VfB gegen SC, das ist auch das Duell der beiden Top-Angreifer vom Team Austria. Gregoritsch kommt nach zwei Spieltagen auf zwei Tore und eine Vorlage; sein Gegenüber auf drei Assists. Beide befinden sich in starker Frühform – und doch sind die Vorzeichen verschieden.

Der 28-jährige Gregoritsch scheint nach langer Wanderschaft über Hoffenheim, St. Pauli, Bochum, den HSV, Schalke und Augsburg sein Glück in Freiburg gefunden zu haben. Besonders Christian Streich hat es ihm angetan. „Er ist einfach Mensch. Das habe ich noch nicht so oft erlebt, dass ich von den ersten fünf Gesprächen vier über das Private geführt habe“, schwärmt der Angreifer über das SC-Urgestein. Von Kalajdzic hingegen hat man zuletzt kaum Schwärmereien gehört. Eher das große Hadern.

Seit Wochen ist der 25-Jährige gefühlt auf dem Absprung; nach dem 2:2 in Bremen musste er auf Fragen zu seiner Zukunft einen Eiertanz vollführen, der dann so klang: „Es sind Sachen, die ich nicht beeinflussen kann. Und es gibt einige Dinge, die passen müssen.“ Wobei auch die Ablöse gemeint sein dürfte, die dem VfB bei einem Abgang vorschwebt (mindestens 20, eher 25 Millionen Euro). Offenbar ist noch immer keiner der viel gehandelten Großclubs bereit, diese zu bezahlen. Die neuesten News aus England besagen, Manchester United habe sich eine Absage von Kalajdzic eingehandelt.

Ex-VfB-Profi Martin Harnik vergleicht die beiden

Zumindest am Samstag wird all das für 90 Minuten kein Thema sein. Dann stehen sich zwei Vollblutstürmer mit ähnlichen Stärken gegenüber. Martin Harnik (35), der ehemalige VfB-Profi und österreichische Nationalspieler, kommt zu folgender Einschätzung: „Sie sind beide Zielspieler, die gut Bälle ablegen können. Und sie sind beide groß gewachsen. Sasa ist in der Luft noch stärker, dafür hat Gregerl einen überragenden linken Fuß.“

Bei Gregoritsch habe es in der Vergangenheit nicht am Talent, allenfalls an der nötigen Konstanz gefehlt, um ein richtig guter Bundesliga-Stürmer zu sein. „Für einen Angreifer ist das immer schwer“, erinnert sich Harnik an seine Zeit in der Bundesliga zurück, „du brauchst einen Lauf und einen Trainer, der dich unterstützt.“ Gregoritsch hatte in der Vergangenheit immer mal wieder zwischenmenschliche Probleme, zuletzt in Augsburg. Beim SC Freiburg, glaubt Harnik, könnte seinem Landsmann der endgültige Durchbruch gelingen.

Kalajdzic, obwohl drei Jahre jünger, ist da schon einen Schritt weiter. Der Zweimetermann hat sich im deutschen Oberhaus längst einen Namen gemacht, was auch mit seinem Naturell zu tun hat. Der Wiener war noch nie um einen Schmäh verlegen und steht damit in bester Tradition von Kickern aus dem Nachbarland, welche die Bundesliga durch ihre urösterreichische Art bereicherten: Man denke an Franz Wohlfahrt, Toni Polster oder Andi Herzog. Auch Gregoritsch ist nicht auf den Mund gefallen. In Augsburg moderierte er ein Quiz auf Youtube, kam mit seinen Sprüchen aber nicht immer gut an. Zum Beispiel mit diesem hier, auf die wiederkehrende Frage nach einem Verbleib beim FCA: „Meiner Freundin sage ich auch nicht jeden Tag, dass ich bei ihr bleibe.“

Gregoritschs flotter Spruch mit der Freundin

Ein flotter Spruch, wie er in Gregoritschs Heimat öfters mal durchrutscht, im Bundesliga-Betrieb aber schnell Schnappatmung auslöst. Was die Beziehungen Österreich/Stuttgart angeht, findet Harnik, passe jemand wie Kalajdzic perfekt hierher. Weil er wirklich bodenständig sei, wie der Torjäger vom Oberliga-Club TUS Dassendorf meint, und weil Stuttgart nach München sowieso so etwas wie der zweite Zufluchtsort für Österreicher in der Bundesliga sei. „Seit Buffy Ettmayer und Franz Wohlfahrt hat der VfB in Österreich einen sehr guten Ruf.“

Wie lange ihn Sasa Kalajdzic noch über die Grenzen trägt, steht in den Sternen. Vielleicht gibt ihm jemand nach dem Spiel am Samstag ja einen neuen Ratschlag.