Die Stuttgarter tun sich gegen den FCH lange schwer, steigern sich dann aber in mehreren Bereichen und gehen mit einer starken Ausgangslage in die Pause. Unsere Analyse.
Die Heimbilanz des VfB Stuttgart in dieser Saison bleibt makellos: drei Spiele vor eigenem Publikum, drei Siege, alle ohne Gegentor – das hatte es in Bad Cannstatt zuletzt zum Auftakt einer Bundesliga-Saison vor mehr als 30 Jahren unter Trainer Christoph Daum gegeben. Bis der hart erarbeitete 1:0-Erfolg gegen den 1. FC Heidenheim am Sonntag aber feststand, war gegen einen leidenschaftlich verteidigenden Gegner viel Arbeit und Geduld gefordert. „Es war ein typisches Spiel am Ende einer englischen Woche, in dem wir ein bisschen gebraucht haben, um Tempo aufzubauen“, sagte VfB-Trainer Sebastian Hoeneß, für den es das 150. Spiel als Bundesliga-Trainer war.
Dabei starteten die Stuttgarter vor 60 000 Zuschauern in der ausverkauften MHP-Arena direkt mit einer Großchance ins Spiel: Nach einem langen Einwurf von Außenverteidiger Lorenz Assignon tauchte Flügelstürmer Badredine Bouanani frei vor dem Heidenheimer Tor auf und visierte die lange Ecke an (6.) – verfehlte mit seinem Abschluss das Gehäuse dann jedoch knapp. Aber: Gelegenheiten dieser Größenordnung waren in der Folge vorerst nicht mehr zu notieren. Die Stuttgarter taten sich schwer, gegen die dicht gestaffelte Defensive der Gäste gute Möglichkeiten herauszuspielen. Den Ballpassagen fehlte das Tempo, den Pässen die Präzision – sodass das Team von Trainer Frank Schmidt den VfB fürs Erste gut vom eigenen Tor fernhalten konnte.
El Khannouss findet die Lücke
„Wir sind nicht so gut in die Partie gekommen“, sagte VfB-Linksverteidiger Maximilian Mittelstädt, „es war uns klar, dass es kein einfaches Spiel wird. Wir haben nicht ganz so frisch gewirkt.“ Nennenswerte Abschlüsse resultierten folglich weniger aus dem Positionsspiel heraus, sondern kamen durch Distanzschüsse von Innenverteidiger Jeff Chabot (29.) und Assignon (43.) sowie von Jamie Leweling nach einem Konter (23.) zustande.
Und die Heidenheimer? Setzten offensiv auf Nadelstiche und kamen in Person von Mikkel Kaufmann zu zwei Abschlüssen (21./45.). Einen Ballverlust von VfB-Kapitän Atakan Karazor im Spielaufbau, der für Angelo Stiller ins Team gerückt war, konnte der FCH dagegen nicht nutzen (20.). So ging es nach einem chancenarmen ersten Durchgang torlos in die Kabinen. „Wir haben eine sehr gute erste Hälfte gespielt und sehr kompakt verteidigt“, sagte Schmidt.
Nach dem Seitenwechsel änderte sich das Bild vorerst nicht, einzig Bouanani traf nach einer Einzelaktion das Außennetz. Hoeneß reagierte mit einem Dreifach-Wechsel – und brachte Verteidiger Ameen Al-Dakhil, Taktgeber Angelo Stiller und Offensivakteur Tiago Tomas (57.). Die Stuttgarter erhöhten nun die Schlagzahl, spielten zielstrebiger nach vorne – und belohnten sich in dieser Phase direkt mit der Führung: Nach einer schnellen Passfolge spielte Mittelstädt per Direktpass Offensivakteur Bilal El Khannouss frei, der 20 Meter vor dem Tor von halblinks ins Zentrum zog. Sein Abschluss in die lange Ecke war zwar alles andere als scharf, aber eben platziert – sodass der Ball vom Innenpfosten zum umjubelten 1:0 ins Tor prallte (65.). „Schwer zu verteidigen“ war diese Aktion aus Sicht des Heidenheimer Trainers Schmidt, der aber auch betonte: „Da dürfen wir ihn nicht durchlassen.“
In der Folge erhöhten auch die Heidenheimer ihre Offensivbemühungen, was zu einem offenen Spiel führte. Tore fielen trotz Chancen auf beiden Seiten nicht mehr – auch, da der VfB seine Konter unsauber ausspielte. Ein Tor des Stuttgarter Mittelstürmers Ermedin Demirovic pfiff Schiedsrichter Tobias Stieler nach einem Zweikampf mit Marnon Busch wegen Fouls zurück. „Es hätte gelten müssen“, sagte Hoeneß. Auswirkungen hatte die Szene aber nicht mehr, kurz darauf war Schluss. Schmidt sprach von einem Arbeitssieg der Stuttgarter, die mit zwölf Zählern nun auf Platz vier in die Länderspielpause gehen. „In der ersten Hälfte waren wir nicht griffig und mutig genug, haben dann aber durch die Steigerung verdient gewonnen“, sagte Stiller. Weiter geht es für die Stuttgarter in zwei Wochen beim VfL Wolfsburg, während die Heidenheimer Werder Bremen empfangen.