In Deutschland ist das Modell der Relegation umstritten. Ein Blick nach England zeigt, wie es anders geht – und besser?
Relegation, so lehrt es der Lateiner, bedeutet im Wortsinn „Verbannung, Ausschluss“. Es geht also darum, jemanden loszuwerden. Im deutschen Profifußball also den jeweils Tabellen-16. der ersten beiden Ligen. In der Bundesliga-Relegation tritt bekanntlich der VfB Stuttgart gegen den Hamburger SV an, das Hinspiel steigt an diesem Donnerstag (20.45 Uhr). Eine Etage tiefer duellieren sich Arminia Bielefeld und der SV Wehen Wiesbaden um den letzten freien Platz in der zweiten Liga.
Mit der Einführung der eingleisigen zweiten Liga im Jahr 1982 wurden auch die Relegationsspiele eingeführt. Sie gab es bis 1991, ehe sie abgeschafft und schließlich 2009 reaktiviert wurden. Schließlich bringen sie lukratives Fernsehgeld.
Umstritten ist die Relegation dennoch. HSV-Sportvorstand Jonas Boldt wiederholte zu Beginn der Woche das seit Jahren formulierte Hauptargument der Kritiker: „Von der Statistik her“, sagte der 41-Jährige, „hat der Erstligist in der Relegation sehr, sehr viele Vorteile. Es wäre vielleicht auch mal eine Idee, das zu überdenken und die drei Plätze komplett anders auszuloten, denn es kann ja nicht im Sinne des Erfinders sein, dass es am Ende immer der Erstligist ist.“ Tatsächlich hat sich seit Wiedereinführung der Relegation 2009 nur drei Mal der Zweitligist durchgesetzt – darunter 2019 Union Berlin gegen den VfB. HSV-Coach Tim Walter bemängelte: „Heidenheim und wir haben beide eine großartige Saison gespielt. Man sollte sich mal ganz generell Gedanken über die Relegation machen.“
In England spielen vier Zweitligisten den dritten Aufstiegsplatz aus
An dieser Stelle ist vielleicht der Blick nach England interessant. Dort gibt es die Relegation auch – nur wird sie ganz anders ausgetragen und heißt auch nicht so, denn ausgeschlossen wird hier niemand. Die drei Absteiger aus der Premier League (bei 20 Mannschaften) sind fix, eine Rettung durch die Hintertür ist nicht vorgesehen. Stattdessen gibt es aus der zweitklassigen Championship zwei feste Aufsteiger. Ein dritter wird zwischen den Dritt- bis Sechstplatzierten in Playoffs ausgespielt. Der Dritte trifft im Halbfinale zunächst auf den Sechsten, der Vierte auf den Fünften. Schließlich gibt es das große Endspiel im Londoner Wembley-Stadion. In diesem Jahr war Luton Town der glückliche Sieger, nach einem Erfolg im Elfmeterschießen gegen Coventry City.
Ein völlig anderes Modell also als in Deutschland, in dem Jahr für Jahr vor allem die Frage diskutiert wird, ob das klassische Prinzip mit drei festen Auf- und drei Absteigern im Sinne der sportlichen Gerechtigkeit nicht das bessere wäre. Konkrete Pläne für eine Abschaffung der Entscheidungsspiele oder eine Änderung des Modus gibt es innerhalb der Deutschen Fußball Liga (DFL) jedoch keine. Und aus Sicht des VfB Stuttgart sei gesagt: Gut, dass es die Relegation gibt.