Nach dem Spiel gegen Mainz treten die Spieler des VfB einer schweigenden Fankurve entgegen. Foto: Baumann

Seltsam emotionslos nimmt das Stuttgarter Publikum den ersten Auftritt von Bruno Labbadias Team beim 1:1 gegen den FSV Mainz zur Kenntnis. Die Verantwortlichen zeigen sich trotz einer höchst mäßigen Leistung zufrieden.

Nach dem Schlusspfiff legte sich eine bleierne Schwere über die Cannstatter Kurve. Für gewöhnlich werden dort die VfB-Spieler für die vorangegangenen 90 Minuten bejubelt oder ausgepfiffen – oder sie erhalten fairen Applaus. Nach dem 1:1 (1:1) des VfB Stuttgart gegen den FSV Mainz 05 kam aus der Kurve aber genau: nichts. Kein Pfiff, kein Klatschen, kein Gesang. Stumm wie der Schnee verabschiedete das Publikum seine Helden in die Kabine, nach dem Motto: Keine Reaktion ist auch eine Reaktion.

Als berauschend hatte keiner der 45 903 Zuschauer den ersten Auftritt von Bruno Labbadias Mannschaft nach dessen Rückkehr an den Neckar empfunden. Erwärmend im Eisschrank Mercedes-Benz-Arena war allenfalls der Führungstreffer von Serhou Guirassy (36.) nach schöner Vorarbeit von Wataru Endo. Ansonsten: Viel Kampf, viel Krampf, wenig Glanz.

Sportdirektor Wohlgemuth spricht von „sehr guter Leistung“

Auch wenn die Beteiligten das hinterher etwas anders sahen. Der neue Sportdirektor Fabian Wohlgemuth wollte gar eine „sehr gute Leistung“ von seiner Mannschaft gesehen haben. Auch Bruno Labbadia bekräftigte: „Ich bin sehr zufrieden. Wir haben viel von dem umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten.“

Die von Wohlgemuth gepriesenen „Grundtugenden“ brachten die Jungs aus Cannstatt tatsächlich auf den Platz. Lauf- und Sprintbereitschaft waren vorhanden, auch wurden Fehler von Mitspielern meist umgehend ausgebügelt. Sehr geordnet agierte die Viererkette, sauber am Verschieben, ohne Schnörkel, ohne Risiko im Spielaufbau. Quer, quer und zurück – so sah das über weite Strecken vor allem der ersten Hälfte aus. Mut und die Bereitschaft zum Risiko war hingegen kaum vorhanden. Genauso Tempo, um die solide verteidigenden Mainzer ernsthaft in Bedrängnis zu bringen.

Mainz kontert den VfB-Führungstreffer prompt

So fiel die Führung fast wie aus dem Nichts: Endo leitete ein Zuspiel von Naouirou Ahamada direkt auf Guirassy weiter, der vor dem Mainzer Ersatztorhüter Finn Dahmen cool blieb. Kurz zuvor hatte er noch die Riesenchance zur Führung ausgelassen, was seinem Trainer Respekt abnötigte. „Da hat er nicht lange gehadert und super nachgesetzt.“ Dumm nur, dass sich der VfB hinten das vorne mühsam Aufgebaute fast postwendend einriss. Ahamada sah bei einem Klärungsversuch den Mainzer Barreiro nicht von hinten ankommen. Satt den Ball traf der Franzose das Bein des Mainzer Mittelfeldspielers. Ein klarer Elfmeter, auch wenn Schiedsrichter Felix Brych dafür die Hilfe der Fernsehbilder in Anspruch nehmen musste. Marcus Ingvartsen verwandelte sicher (40.). „Das passiert“, nahm Labbadia den Verursacher in Schutz. Fabian Wohlgemuth ließ ebenfalls Nachsicht walten. „So einen Fehler wird er in seiner jungen Karriere sicher nicht noch einmal machen.“

Es ist aber wie im vergangenen Jahr meist ein Fehler zuviel, sodass der VfB auch im 30. Heimspiel in Folge nicht ohne Gegentor blieb. Den Bundesliga-Rekord hat er damit weiter ausgebaut. Nun gilt es, wenigstens eine andere Serie zu beenden, welche die auf Platz 16 der Bundesliga verharrende Mannschaft fast ebenso lange begleitet. Seit Dezember 2021 wurde kein Auswärtsspiel mehr gewonnen. Nun bietet sich am Dienstag (20.30 Uhr) bei der TSG Hoffenheim die nächste Gelegenheit, den Auswärtsfluch endlich zu besiegen.

Jetzt geht es nach Hoffenheim, dann nach Leipzig

Punkte wären angesichts der unverändert prekären Lage im Tabellenkeller dringend angebracht; in Hoffenheim sind sie aber ebenso wenig zwingend einzuplanen wie am kommenden Freitagabend in Leipzig. Labbadia versuchte trotzdem, dem 1:1 gegen Mainz das maximal Positive abzugewinnen, als er sagte: „In diesem Abstiegskampf kann noch jeder Punkt wichtig sein.“

Was tut sich noch auf dem Transfermarkt?

Ebenso ließe sich formulieren: Kann auch noch jeder Spieler wichtig sein. Gefragt nach Neuverpflichtungen bis zum Ende der Transferfrist am 31. Januar, machte Sportdirektor Wohlgemuth kein Geheimnis daraus, dass er Josuha Guilavogui (32) sehr gerne in den Stuttgarter Reihen sehen würden. Der Spieler selbst würde ja auch gerne nach Stuttgart, nur der VfL Wolfsburg stellt sich (noch) quer. Um die Personalie Guilavogui könnte noch ein heißer Poker zwischen dem VfB und dem VfL entbrennen. Ansonsten gilt mit Blick auf Kaderveränderungen das Wort von Wohlgemuth: „Ich sehe nach dem Spiel weniger Bedarf, als ich vor dem Spiel dachte.