Seit Sebastian Hoeneß Chefcoach des VfB Stuttgart ist, waren die Duelle mit Bayer Leverkusen immer eng. Allerdings: Zu einem Sieg hat es bislang nicht gereicht. Dabei ist die Sehnsucht des VfB-Trainers nach einem Erfolg gegen die Werkself riesig.
Es ist ja immer eine Frage der Perspektive. Noch nie, muss sich Sebastian Hoeneß vor dem Duell des VfB Stuttgart gegen Bayer Leverkusen (Sonntag, 19.30 Uhr/Liveticker) vorhalten lassen, habe er als Profitrainer gegen die Werkself gewonnen. Da kann der Coach der Weiß-Roten nicht widersprechen. Sechs Duelle gab es mit dem VfB gegen Bayer, vier mit der TSG Hoffenheim – nie gab es drei Punkt für den Cheftrainer Sebastian Hoeneß. Der aber auch die andere Seite der Medaille hervorhebt.
Mit Blick auf seine Bayer-Bilanz mit dem VfB sagt er: „Es gab aber auch nicht so viele Niederlagen, wie sie der eine oder andere Club in den vergangenen zwei Jahren gegen Bayer hat einstecken müssen.“ Tatsächlich: Von den sechs Aufeinandertreffen endeten vier unentschieden – allesamt in der Bundesliga. Dazu gab es im Pokal-Viertelfinale (2:3) der Saison 2023/2024 und im Supercup 2024 (5:6 nach Elfmeterschießen) zwei weitere absolut enge Duelle, die nur knapp verloren gingen. Diese Null-Siege-Bilanz gegen den aktuellen Doublesieger nervt dennoch.
Deshalb sagt Hoeneß vor dem Heimspiel zum Abschluss des 26. Spieltags: „Das wollen wir ändern.“ Wohl wissend, dass eine der größten Aufgaben der Bundesligasaison auf sein Team wartet: „Du brauchst gegen Bayer Leverkusen eine absolute Topleistung. Wir müssen an unser Limit gehen und darüber hinauswachsen.“
Die aktuelle Formkurve spricht zwar nicht für den VfB, die Duelle mit Bayer aus den vergangenen Monaten haben aber gezeigt, dass Hoeneß’ Team das Zeug hat, mitzuhalten mit der Mannschaft von Xabi Alonso. „Wir waren oft genug nah dran“, sagt der VfB-Coach über die Spiele-Serie, die sich zu einer Art Mini-Klassiker im deutschen Fußball entwickelt hat. Immer hochklassig, immer eng, stets mit Spektakel-Faktor.
Das zeige, dass auf beiden Seiten zuletzt sehr gute Arbeit geleistet worden sei, sagt Hoeneß. Der VfB, lobt dementsprechend Alonso, sei „eine der besten Mannschaften in Deutschland“. Der Spanier ergänzt: „Sie sind ein guter Gegner, es war oft sehr hart, intensiv und emotional gegen sie – ich mag die Art und Weise des VfB.“ Noch mehr mag der Spanier, dass er aus den Duellen mit den Stuttgartern noch nie als Verlierer gegangen ist.
Der VfB seinerseits will versuchen, die Serie insofern fortzusetzen, als dass es hochklassig, aber auch wieder hitzig wird. „Ich erwarte, dass mindestens wir dafür sorgen“, sagt Hoeneß, der auch gegen ein neuerliches fußballerisches Spektakel nichts einzuwenden hätte. Mit einer Einschränkung natürlich: Das Pendel soll nun endlich einmal in die eigene Richtung ausschlagen. Ein wenig Hoffnung macht da ein prominenter Ausfall beim Gegner.
Bayer muss weiter auf Florian Wirtz verzichten, den Ausnahmekicker, der so viele Experten begeistert. Auch Sebastian Hoeneß übrigens: „Dieser Spieler ist außergewöhnlich, er ist ein zentraler Akteur aufgrund seiner Torgefahr und seiner Einstellung. Für jede Mannschaft dieser Welt wäre er ein Unterschiedsspieler. Er ist Weltklasse.“ So einer fehlt also auch einem Team wie dem von Bayer Leverkusen. Weshalb die Aufgabe vielleicht eine Nuance einfacher wird für den VfB. Aber Hoeneß weiß halt auch: „Er wird ersetzt von außergewöhnlichen Spielern.“
Die muss der VfB in den Griff bekommen, bearbeiten, bespielen – einfach mal wieder eine Topleistung über die volle Distanz abliefern. „Wir wollen“, sagt Sebastian Hoeneß, „jetzt endlich mal gewinnen.“ Auch im Sinne seiner eigenen Bayer-Bilanz.