Der VfB Stuttgart steht vor seinem ersten Heimspiel der Bundesliga-Saison 2024/25. Das Spiel also, vor dem sich die Karawane Cannstatt ihren Weg zum Stadion bahnt. Trainer Sebastian Hoeneß freut sich auf die Energie und weiß sie einzusetzen.
An diesem Samstag, so gegen 13.30 Uhr, wird sie sich in Bewegung setzen. Wie schon seit mehr als 15 Jahren. Sie wird sich ihren Weg vom Bahnhof aus durch das Veielbrunnenviertel und über die Mercedesstraße zur MHP-Arena bahnen. Tausende, womöglich eine fünfstellige Anzahl Anhänger, werden Teil von ihr sein und sie zu etwas ganz Besonderem machen, was mittlerweile Nachahmer in der ganzen Republik findet, ohne ihr auch nur im Ansatz das Wasser reichen zu können. Ins Leben gerufen wurde sie einst von der Ultragruppierung Commando Cannstatt. Ziel war es, einen Corteo (italienisch für festlichen Umzug oder fröhliche Prozession) zu etablieren, der die Energie von der Straße in die Kurve und damit auf den Platz trägt. Die Rede ist von der Karawane Cannstatt.
Für ganz viele Fans ist sie ein unverzichtbarer Bestandteil im Vorfeld des ersten Heimspiels der Saison, das der VfB Stuttgart an diesem Samstag (15.30 Uhr) gegen den FSV Mainz absolvieren wird. Doch nicht nur das. Auch für den Trainer des deutschen Vizemeisters ist sie bedeutsam. „Auch für uns ist sie ein emotionales Thema“, sagt Sebastian Hoeneß und findet es geradezu „brutal“, welche Wucht durch die Karawane entstehen kann. „Als ich hierherkam, habe ich die Bilder ja auch das erste Mal gesehen“, erinnert er sich zurück an jene Karawane im letzten Sommer – Hoeneß erste als VfB-Trainer, da er ja erst im April 2023 beim VfB einstieg. Damals nutzen er und sein Trainerstab die Macht der Bilder, zeigten Videos der Prozession in der Kabine direkt vor dem Spiel. Das Ergebnis: Bochum wurde mit 5:0 aus dem Stadion gefegt.
Auch an diesem Samstag wird man sich dieses Kniffes wieder bedienen. „Ich hoffe, die Spieler schauen die Pressekonferenz nicht“, schmunzelt der Trainer. „Sonst wüssten sie ja, was wir vorhaben.“ Er verriet aber, dass man „die Karawane thematisieren und nutzen“ werde „im Vorfeld des Spiels. Hundertprozentig!“ Gerade für die Neuen in seiner Mannschaft „wird das etwas Besonderes. Einen Vorgeschmack haben wir schon in Münster erlebt“, führt der Trainer aus. „Was unsere Fans da abgerissen haben. Unter der Woche, ziemlich weit weg. Da hat es im wahrsten Sinne gebrannt“, sagt Hoeneß, ohne dies als Plädoyer für noch mehr Pyrotechnik verstanden wissen zu wollen.
Diese Energie, dieses emotionale Feuer soll nun an diesem Samstagmittag wieder zu spüren sein. „Da wird es knistern. Da wird Energie da sein. Das sollen die Jungs alle spüren, es wird brutal und natürlich werden wir das aufgreifen. Wir freuen uns alle sehr“, blickt Hoeneß voller Vorfreude auf die Begegnung gegen eine Mannschaft, die man auf Stuttgarter Seite nicht unterschätzen sollte.
Denn Mainz unter dem Trainer Bo Henriksen hat in den letzten Monaten einen Weg hingelegt, wie man ihn in Stuttgart nur zu gut kennt. Wie einst Hoeneß in Stuttgart stieg auch der Däne spät in der Saison bei den Rheinhessen ein und riss das Ruder noch einmal herum. Brachte das schlingernde Schiff wieder auf Kurs. „Sie sind ihren Weg gegangen. Unter Bo Henriksen sind sie Fünfter in der Bundesligatabelle, seit er da ist. Das sagt schon einiges. Er hat es geschafft, der Mannschaft einen richtigen Push zu geben“, bilanziert Hoeneß die bisherige Arbeit des Dänen in Mainz, den Hoeneß zwar nicht persönlich kennt, aber ob seines extrovertierten Auftretens als „ziemlich energetischen Kollegen“ einschätzt.
Kurzum: Auf seine Mannschaft wartet eine nicht zu unterschätzende Aufgabe. „Die werden unangenehm zu bespielen sein“, weiß Hoeneß. Eben eine gute Mannschaft, die durchaus eine Herausforderung für die Stuttgarter darstellt, die nach den ersten Pflichtspielen der Saison noch nicht so genau weiß, wo sie steht. Doch auf diese Aufgabe habe man sich gut vorbereitet, versichert der Trainer, der zudem den Fokus lieber auf das legt, was er und sein Trainerteam direkt beeinflussen können.
„Wir wollen unsere Aufgaben erledigen. Und in einer Form auftreten, die unseren Ansprüchen genügt. Das ist uns in Münster gelungen und das erwarte ich auch gegen Mainz“, legt er die Marschroute fest. Mit der Energie und Kraft der Karawane, die im Idealfall ihren Teil zu einem positiven Spielausgang beitragen kann, soll es gelingen, mit einem positiven Ergebnis in die Länderspielpause zu gehen.