Im DFB-Pokal holt der VfB einen hart erkämpften Sieg. Ein entscheidender Faktor dabei: die Defensive um Dan-Axel Zagadou, der im Anschluss viel Lob von den Verantwortlichen erhält.
Dax-Axel Zagadou überragt sie alle beim VfB Stuttgart. Kein Feldspieler im Kader des Fußball-Bundesligisten ist größer als der französische Innenverteidiger, der mit seinen 1,96 Metern auch im Vergleich zu den allermeisten Gegenspielern hervorsticht. Vermutlich aber hatte VfB-Trainer Sebastian Hoeneß nicht nur das im Sinn, als er Zagadou einen „überragenden“ Auftritt beim 1:0-Sieg in der Zweitrunden-Partie des DFB-Pokals gegen den 1. FC Union Berlin attestierte. Der Coach war schlicht sehr zufrieden mit der Qualität des Abwehrspiels.
Davon war vor allem in der Schlussphase eine Menge gefragt, als die Köpenicker mit der Brechstange den Ausgleich zu erzwingen versuchten. Das Mittel: hohe Bälle in den Stuttgarter Strafraum, quasi im Minutentakt. Die Erfolgsquote: sehr überschaubar. Zagadou war fast immer da, köpfte Bälle aus der Gefahrenzone, blockte auch mal Schüsse, grätschte Flanken ins Aus.
Als „absoluten Fels in der Brandung“ bezeichnete auch Sportdirektor Fabian Wohlgemuth den 24-jährigen Verteidiger, der zuletzt – wie schon des Öfteren – mit muskulären Problemen hatte kürzertreten müssen. Gegen die Berliner aber rückte der fitte Zagadou für seinen zuletzt gegen die TSG Hoffenheim (2:3) unglücklich agierenden Landsmann Anthony Rouault in die Innenverteidigung – und stellte an der Seite von Kapitän Waldemar Anton seinen Wert für die Mannschaft unter Beweis. „Mit seiner Größe und Kopfballstärke war er heute besonders präsent und wertvoll“, lobte Wohlgemuth den an diesem Abend viel geforderten Linksfuß.
Anfangs kaum Lücken in der Berliner Defensive
Zu Buche stand dadurch am Ende ein eher ungewöhnlicher Sieg in der bisherigen VfB-Saison. Keiner mit auffallend vielen flüssigen Kombinationen wie bei den meisten der sieben Bundesliga-Erfolge, eher einer aus der Kategorie Arbeitssieg ohne Schönheitspreis. „Es wurde nach und nach ein Fight, bei dem es nur noch darum ging, weiterzukommen“, sagte auch VfB-Coach Hoeneß.
Danach hatte es anfangs noch nicht ausgesehen. Im ersten Durchgang kontrollierte der VfB die Partie mit viel Ballbesitz und Passsicherheit im Mittelfeld – einzig die Suche nach Lücken im Strafraum gestaltete sich kompliziert gegen die Berliner, die nach zehn Pflichtspiel-Niederlagen in Folge das System hin zu einer Viererkette umgestellt und auf einen massiven Defensivverbund gesetzt hatten. Zweimal kam der Stuttgarter Mittelstürmer Deniz Undav aber doch in die ersehnte gute Abschlussposition: Erst scheiterte er nach Vorlage von Chris Führich noch unter Bedrängnis am Pfosten (33.), dann traf er mit dem Halbzeitpfiff in bester Stürmermanier, als er nach einem Abpraller erst richtig stand und dann nicht lange fackelte. Trocken, direkt, mit dem ersten Kontakt.
Danach? Folgte ein kleiner Bruch im Stuttgarter Spiel – und fraglos eine der schwächeren Hälften der bisherigen Spielzeit mit unbedrängten Fehlern im Passspiel. Atakan Karazor unterliefen gleich mehrere davon in der eigenen Hälfte. „Wir waren nach der Halbzeit nicht mehr präzise in unserem Spiel. Das Kombinationsspiel war nicht mehr besonders gut ausgeprägt“, monierte auch Hoeneß mit Blick auf die eigentliche Stuttgarter Stärke. Lediglich „durchwachsen“ sei die Leistung im zweiten Durchgang gewesen.
Knapp eine Million Euro Prämie für den Einzug ins Achtelfinale
So schlug im zuvor oft spielfreudigen Ensemble die Stunde der Defensivspezialisten. „Wir haben gut gefightet. Die brenzligen Situationen musst du dann einfach gemeinsam überstehen“, so Hoeneß. Und hier hätten die beiden Innenverteidiger Anton und Zagadou „einen richtig guten Job“ gemacht. Der Lohn: der Einzug ins Achtelfinale, das am kommenden Sonntag ausgelost und Anfang Dezember ausgespielt wird. 862 400 Euro Prämie erhält der VfB vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) für den Sieg gegen Union obendrein, mit jeder weiteren überstandenen Runde würde sich die Summe weiter steigern. Insgesamt also ein sportlich wie finanziell reizvoller Wettbewerb, in dem das Weiterkommen auch für Hoeneß über allem stand: „Am Ende geht es um Resultate.“
So war die spielerische Delle der zweiten Hälfte gegen die Eisernen nach Spielende kein großes Thema mehr, eher überwog die Zufriedenheit über die Lust am kollektiven Verteidigen gegen die Berliner. „Wir nehmen aus diesem Spiel auch viel mit für den Kopf“, sagte Wohlgemuth mit Blick auf das defensiv geschlossene Auftreten.
Das wird der VfB auch künftig gut gebrauchen können. Sehr wahrscheinlich schon am Sonntag (17.30 Uhr) im Bundesliga-Auswärtsspiel beim Aufsteiger 1. FC Heidenheim, der den Stuttgartern mit Wucht und Physis anstatt der feinen Klinge begegnen dürfte. Auch Wohlgemuth kann sich gut vorstellen, dass im württembergischen Duell ein Gegner „mit einer ähnlichen Spielweise“ wie zuletzt Union Berlin im DFB-Pokal auf den VfB zukommt. Gewöhnt daran ist die Defensive um Zagadou ja jetzt.