Anthony Rouault (hinten) zeigte mit seinen Kollegen in der Abwehr des VfB Stuttgart eine starke Leistung gegen den SC Freiburg. Foto: Pressefoto Baumann/Volker Müller

Der Defensivarbeit galt das Hauptaugenmerk in der Winterpause. Nach drei Siegen mit nur einem Gegentor scheinen die Probleme behoben. Und das, obwohl die Abwehr des VfB Stuttgart immer jünger wird.

An der Zahl der Expected Goals einer Mannschaft, dem xG-Wert, muss man nicht zwingend Gefallen finden. Wer Fußball in seiner Reinform liebt, dem sind all die statistischen Werte ja ohnehin zuwider. Es gibt einen Kick, es gibt ein Ergebnis, am Ende eine Tabelle, die nicht lügt. Manchmal lohnt sich ein Blick auf den xG-Wert dennoch. Zum Beispiel war das am Samstagnachmittag der Fall.

 

Da spielt der VfB Stuttgart das baden-württembergische Duell gegen den SC Freiburg. Und weil die Schwaben die Südbadener 4:0 besiegten, könnte man von einer Show der Brustring-Stürmer ausgehen. Dabei ermöglichte auch ein anderer Faktor dieses klare Ergebnis: die Abwehr des VfB Stuttgart.

Kein Gegentor zu bekommen ist ja schon mal eine Aussage – für Abwehr und Torhüter vor allem. Doch gerade der xG-Wert der Freiburger zeigt, dass der VfB nicht nur Tore verhindert hat, sondern auch quasi komplett aussichtsreiche Möglichkeiten für einen Torerfolg. 0,25 SC-Treffer waren aufgrund der Freiburger Chancen für den Sportclub zu erwarten. Und auch diese Viertel-Chance nutzen die Breisgauer nicht.

„Die Abwehr war heute stabil“, lobte daher der VfB-Sportvorstand Fabian Wohlgemuth – und ergänzte etwas detailreicher: „Unsere Abwehrspieler haben heute nicht nur aggressiv, sondern auch klug und mutig verteidigt. Aufgrund der Schnelligkeit unserer Innenverteidiger konnten wir zudem sehr hoch verteidigen.“ Aus VfB-Sicht das Beste an der Sache: Der Samstag bildete keine Ausnahme.

Noch vor der kurzen Winterpause galt die Defensive der Stuttgarter als Problemzone. „Wir bekommen zu viele Gegentore“, klagte der Trainer Sebastian Hoeneß. Nun, nach drei Partien im neuen Jahr, konnte er aber konstatieren: „Wir haben da einen Schritt nach vorne gemacht.“ Und quasi neues Personal hinzugewonnen.

Ameen Al-Dakhil überzeugte in den vergangenen zwei Partien für den VfB Stuttgart. Foto: Pressefoto Baumann/Volker Müller

Der eigentlich avisierte Transfer eines Innenverteidigers ist zwar nach wie vor nicht geschehen. Aber in Ameen Al-Dakhil ist ein Neuzugang aus dem Sommer nun endlich dort angekommen, wo ihn die VfB-Verantwortlichen aufgrund der Fähigkeiten des jungen Belgiers schon früher sahen. Verletzungen und Krankheiten verhinderten Einsätze in der Bundesliga ein halbes Jahr lang fast ausschließlich. Nun aber ist der 22-Jährige angekommen – und begeistert seit seinem Startelf-Debüt beim 2:1 gegen RB Leipzig am Mittwoch den Trainer und den Sportvorstand.

„Am Ball war das absolut überragend“, lobte diesmal Fabian Wohlgemuth den Abwehrspieler, vergaß aber auch dessen Nebenleute nicht: „Die Aufgabe, die gegnerischen Stürmer vom Tor wegzuhalten, ist ihnen sehr gut gelungen.“ Obwohl man die Viererreihe in der Stuttgarter Defensive etwas flapsig fast als Bubi-Abwehr bezeichnen könnte.

Einer 22 Jahre jung (Al-Dakhil), zwei 23 (Anthony Rouault und Ramon Hendriks), dazu Josha Vagnoman, der mit seinen 24 Jahren schon der Älteste war. „Es ist davon auszugehen, dass da noch Potenzial nach oben vorhanden ist“, blickte Fabian Wohlgemuth angesichts dieser Fakten genüsslich in die Zukunft: „Wenn wir sie gut ausbilden, werden sie möglicherweise noch besser.“ Für den Trainer dagegen zählt bei dem eng getakteten Programm eher die Kurzfristigkeit.

„Das macht für mich keinen Unterschied“, sagte Sebastian Hoeneß zum jungen Alter seiner Abwehrspieler – betonte aber die Wichtigkeit von deren Leistung für den Traumstart nach der Winterpause mit drei Siegen aus drei Spielen. „Das ist die Basis“, sagte der Coach und lobte die gesamte Mannschaft „für ihre Bereitschaft, gegen den Ball zu arbeiten“. Erst einen Gegentreffer haben die Stuttgarter in 2025 bislang zugelassen, wurden dabei von Spiel zu Spiel stabiler. Anthony Rouault gelang mit seinem ersten Treffer für den VfB zudem die wichtige frühe Führung gegen den SC Freiburg. Ameen Al-Dakhil hebt die Qualität im Spielaufbau, war zudem schnellster Stuttgarter am Samstag, hatte auch die meisten Ballkontakte (99) und spielt die meisten Pässe. Josha Vagnoman lief am meisten (11,12 Kilometer), Ramon Hendriks hatte die beste Passquote.

Gute Zahlen für die Abwehr, die am Dienstag (21 Uhr), wenn der VfB in der Champions League bei Slovan Bratislava antritt, aber nicht wieder so zusammenspielen wird. Ramon Hendriks ist für die Ligaphase der Königsklasse gar nicht gemeldet, für ihn wird Maximilian Mittelstädt in die Startelf zurückkehren. Und Jeff Chabot wurde am Samstag geschont, sollte laut Wohlgemuth nicht vier Partien in Folge absolvieren. Also wird auch er wohl wieder in der Startformation auflaufen. Leonidas Stergiou, der es gegen den Sportclub gar nicht in den Kader schaffte, ist dann wahrscheinlich als Alternative dabei.

Und was ist nun mit der oft besprochenen Neuverpflichtung für die Innenverteidigung? Beim VfB werden sie im Lichte des Jahresstarts diskutieren, ob es sie überhaupt braucht. Sicher ist: Der imaginäre xT-Wert für einen zu erwartenden Transfer ist zuletzt eher gesunken.