Bernd Leno im Tor von Bayer Leverkusen Foto: dpa

Bernd Leno nach Leverkusen verkaufen oder behalten? Die VfB-Chefs vor einer heiklen Mission.

Stuttgart  - So viel ist sicher: Gut sind sie beide. Aber ist einer von ihnen besser? Bis zur Winterpause muss die Torhüter-Frage beim VfB Stuttgart entschieden sein. Und wie immer spielt das Geld dabei eine wichtige Rolle.

Es ist ein Problem, das andere Clubs gerne hätten. Der VfB Stuttgart verfügt über zwei exzellente Torhüter: Sven Ulreich (23) und Bernd Leno (19). Der eine macht bei den Roten einen prima Job, der andere überzeugt als Leihgabe im Kasten von Bayer Leverkusen. Jetzt müssen die VfB-Bosse entscheiden - zwischen zwei guten Torhütern und der Aussicht auf eine stattliche Ablösesumme. Wenn nicht alle Anzeichen täuschen, stürzt die T-Frage die neue Führungsmannschaft des VfB Stuttgart in die erste große Kraftprobe. Die Beteiligten wirken inzwischen jedenfalls einigermaßen genervt.

Offiziell kommt Leno zurück

Es ist kein Geheimnis: Die Crew um Präsident Gerd Mäuser und Finanzdirektor Ulrich Ruf muss mit spitzen Stiften rechnen. Im Sommer meldete der Verein der Mitgliederversammlung zum ersten Mal seit Jahren ein negatives Ergebnis. Die Roten machten ein Minus von 2,242 Millionen Euro. Die teuren Spielerverträge aus den Zeiten der Champions League drücken nach wie vor aufs Ergebnis. Der Verkauf von Christian Träsch zum VfL Wolfsburg für neun Millionen Euro hat zwar die finanziellen Probleme entschärft, aber nicht behoben. Gerd Mäuser sagt beharrlich: "Es gilt der Stuttgarter Weg." Was bedeutet: Der VfB kann nur so viel Geld ausgeben, wie er einnimmt.

Ein Verkauf von Bernd Leno wäre demnach unter kaufmännischen Aspekten hilfreich. Über die Bühne gehen müsste der Handel aber möglichst während der Winterpause. Denn Bernd Leno, beim VfB ausgestattet mit einem Vertrag bis 2014, kann gemäß einer Klausel am Ende dieser Saison für eine festgeschriebene Ablösesumme gehen. Die ist gestaffelt nach eventuellen Einsätzen in der VfB-Profimannschaft nach der Winterpause und orientiert sich auch daran, ob der aufnehmende Verein in der Europa-Liga oder in der Champions League spielt. Käme Leno beim VfB nicht mehr zum Zug, wären nach Informationen unserer Zeitung rund drei Millionen Euro Ablöse fällig. Stünde Leno statt Ulreich im Tor, würde sich die Ablösesumme nach Spieleinsätzen gestaffelt erhöhen. Bis zu fünf Millionen Euro könnten so zusammenkommen. Noch lukrativer wäre aber ein vorzeitiger Wechsel schon in der Winterpause. Dann müsste Bayer Leverkusen wohl eine Summe zwischen sieben und zehn Millionen Euro überweisen.

Ob der Wechsel aus sportlicher Sicht sinnvoll wäre, ist eine ganz andere Frage. Beantworten muss sie letzten Endes Sportdirektor Fredi Bobic. Er ist seit seinen aktiven Zeiten mit Ulreichs Berater Jürgen Schwab befreundet, was der Entscheidung zusätzliche Brisanz verleiht. Bobic äußerte sich zur T-Frage bisher ziemlich einsilbig. Offiziell sagt der Sportdirektor: "Leno kommt in der Winterpause zurück, und dann gibt es ein Duell um die Nummer eins mit Sven Ulreich. Bei mir hat sich aus Leverkusen noch niemand gemeldet." Inoffiziell ist auf dem Cannstatter Wasen aber jedem klar, dass genau diese Situation nicht eintreten darf. Die Bosse müssen sich bald schon positionieren: entweder für Leno oder für Ulreich.