Neun Profis des VfB Stuttgart sollen in dieser Saison bei anderen Vereinen Spielpraxis sammeln. Wie stehen ihre Chancen auf eine Rückkehr in den VfB-Kader?
In der zurückliegenden Transferperiode hat der VfB Stuttgart seinen Kader deutlich verkleinert – und sieben Spieler aus der zweiten Reihe verliehen. Insgesamt stehen damit bei den Weiß-Roten derzeit neun Profis unter Vertrag, die leihweise bis Sommer 2023 für andere Vereine auflaufen. Wie sind ihre Perspektiven? Ein Überblick.
Mateo Klimowicz (22) Der einstige Hoffnungsträger kam in der vergangenen Saison kaum noch zum Zug und soll jetzt bei Arminia Bielefeld in der zweiten Liga Selbstvertrauen tanken. Dass Klimowicz beim VfB noch auf dem Zettel ist, belegt eine Vertragsanpassung: Im Zuge der Leihe wurde das Arbeitspapier des Offensivspielers um ein weiteres Jahr bis 2025 verlängert. „Das unterstreicht, dass Mateo in unseren Planungen eine wichtige Rolle spielt“, sagt der Stuttgarter Sportdirektor Sven Mislintat über den U-21-Europameister von 2021.
Clinton Mola (21) Die Stuttgarter haben lange mit sich gerungen, den Defensivspezialisten dann aber am letzten Tag der Wechselperiode doch noch an den englischen Zweitligisten Blackburn Rovers abgegeben. „Ich mache aber keinen Hehl daraus, dass wir es lieber gehabt hätten, wenn er jetzt noch bei uns wäre“, sagt Mislintat mit Blick auf die dünne Personaldecke in der Abwehr. Zugleich sei es Molas Wunsch gewesen, nach zwei Coronajahren mit wenig direktem Kontakt zu seiner Familie wieder in die Heimat zurückzukehren: „Das konnten wir ihm letztlich nicht verwehren.“ Ob der U-21-Nationalspieler Englands nach dem Jahr wieder zum VfB zurückkehrt, ist daher offen.
Wahid Faghir (19) Für 3,5 Millionen und mit vielen Vorschusslorbeeren kam das dänische Toptalent vergangenen Sommer von Vejle BK zum VfB – hatte dann aber doch merkliche Probleme in puncto Physis und Tempo. Jetzt geht es nach sechs Bundesliga-Spielen (ein Tor) zurück in die Heimat zum FC Nordsjaelland, dem derzeitigen Tabellenführer der ersten Liga Dänemarks. Zunächst für ein Jahr, vielleicht auch länger. Denn der Leihvertrag mit Nordsjaelland enthält eine Kaufoption. „Aber eine wirtschaftlich so gute, dass es für uns ein deutliches Gewinngeschäft wäre mit einer hohen Weiterverkaufsbeteiligung“, sagt Mislintat. Völlig abwegig ist das Szenario also nicht, dass Faghir nicht mehr nach Stuttgart zurückkehrt.
Mohamed Sankoh (18) Wegen einer schweren Knieverletzung verpasste der Niederländer fast die gesamte vergangene Saison. Danach kündigte Mislintat ein „Schnupperjahr“ für Sankoh an – das macht er jetzt aber doch nicht in Stuttgart, sondern beim niederländischen Erstligisten Vitesse Arnheim. „Es war beeindruckend zu sehen, mit welcher Energie und mit welcher Disziplin Mo nach der Verletzung an seinem Comeback gearbeitet hat“, sagt Mislintat. In seinen mittelfristigen Planungen spielt Sankoh durchaus eine Rolle: „Er bringt alle Voraussetzungen mit, um auf Sicht ein wichtiger Bestandteil unseres Profikaders zu sein.“ Der Vertrag des 18-Jährigen läuft bis 2026.
Ömer Beyaz (19) Der hochveranlagte türkische U-19-Nationalspieler kam vergangenen Sommer ablösefrei von Fenerbahce Istanbul. Körperlich aber tat sich der 1,71 Meter große Techniker schwer, so dass es bei vier Kurzeinsätzen in der Bundesliga blieb. Beim Zweitligisten 1. FC Magdeburg soll er an Robustheit zulegen, durchgestartet ist er aber noch nicht: Bislang kam Beyaz auf drei Einwechslungen, die jüngsten beiden Partien verfolgte er von der Bank aus. Will er sich für einen Kaderplatz beim VfB ab 2023 empfehlen, müsste sich hier noch einiges tun.
Roberto Massimo (21) Diese Leihe sorgte bei manchen für Verwunderung: Das einst hochgehandelte Offensivtalent ging im Juli nach 36 Bundesliga-Spielen für den VfB in die zweite portugiesische Liga zu Académico Viseu FC. „Für Robbi ist es in der aktuellen Phase seiner Entwicklung besonders wichtig, regelmäßig zum Einsatz zu kommen“, sagt Mislintat. In Portugal bringt es der viermalige deutsche U-21-Nationalspieler beim derzeitigen Tabellenvorletzten bislang auf fünf Einsätze (davon drei von Beginn an) und ein Tor. Der Sprung zurück in die Bundesliga wäre fraglos ein sehr großer.
Alexis Tibidi (18) Viel Talent, wenig Disziplin: Der französische Stürmer hatte in der Vorsaison mehrfach Probleme in Sachen Pünktlichkeit, so dass ihn VfB-Coach Pellegrino Matarazzo im Mai öffentlich und ungewohnt deutlich als „extrem verpeilt“ tadelte. Auf der anderen Seite zeugen 13 Bundesliga-Einsätze von einem gewissen Potenzial des 18-Jährigen, der sich jetzt beim österreichischen Bundesligisten SCR Altach unter Trainer Miroslav Klose ein Jahr lang beweisen soll. Tibidi kam in allen sieben Saisonspielen zum Einsatz und erzielte ein Tor, hängt mit Altach aber auf dem letzten Platz fest. 2025 endet sein Arbeitspapier in Stuttgart.
Leonhard Münst (20) Eigentlich halten sie beim VfB viel vom Mittelfeldspieler, der von 2013 an sämtliche Jugendteams durchlaufen hat. Seit vergangenen Sommer spielt er leihweise für den FC St. Gallen, wo ihm derzeit aber noch immer die Folgen eines Knöchelbruchs zu schaffen machen. Beim VfB besitzt Münst einen Profivertrag bis 2025. „Wir trauen Leo eine sehr positive Entwicklung zu und haben ihn dementsprechend langfristig an den VfB gebunden“, hatte Mislintat vergangenen Sommer gesagt. Vieles wird davon abhängen, wie er nach seiner monatelangen Verletzungspause wieder in Tritt kommt.
Momo Cissé (19) Der guineische Offensivspieler kam im August 2020 vom AC Le Havre zum VfB, ehe er ein halbes Jahr später nach fünf Bundesliga-Einsätzen zum polnischen Erstligisten Wisla Krakau verliehen wurde. Dort lief es aber weder für ihn noch für das Team, Krakau stieg ab. Beim derzeitigen Fünften der zweiten polnischen Liga ist Cissé nach sechs Einsätzen noch ohne Tor und Vorlage – und stand zuletzt zweimal nicht im Kader. Der Weg zurück in den Profikader des VfB ist Stand jetzt also ein sehr weiter.