Christian Gentner verschießt im letzten Pokalspiel gegen den FC Bayern einen Elfmeter. Diesmal soll es besser klappen. Der VfB Stuttgart will die Bayern aus dem Pokal werfen. Foto: Pressefoto Baumann

VfB verspricht FC Bayern heißen Tanz: Pokalsieg, Europacup und weitere Millionengagen locken.

Stuttgart - Wenn sieben Fernsehsender bei der Pressekonferenz ihre Kameras aufbauen, kündigt sich Großes an. Das Duell gegen die Bayern ist immer etwas Großes. Doch das genügt dem VfB nicht. Er will ein Spektakel daraus machen, ein unvergessliches Erlebnis mit einem grandiosen Happy End. Die Roten wollen zu Riesen werden und den Rekordmeister schlagen. Sie haben sich geschworen: Diesmal sind die Bayern fällig.

So ist das zwar immer im Vorfeld, und nur einmal hat es im Pokal (bei sieben Niederlagen gegen die Bayern) auch geklappt. Doch so offen(siv) wie diesmal waren sie selten vor dem Südduell. Beispiele gefällig?

„Die Bayern stehen unter Druck“

„Gegen die Bayern erwartet keiner etwas von uns, da können wir befreit aufspielen. Wenn wir alles abrufen, ist ein Sieg möglich“, sagt Christian Gentner.

„Den 12. Mai habe ich im Kalender dick angestrichen“, sagt Sven Ulreich. Am 12. Mai ist das Finale in Berlin.

„Die Bayern stehen unter Druck, sie müssen einen Titel holen. Es ist wieder mal Zeit, sie zu knacken“, sagt Kapitän Serdar Tasci.

Labbadia: Wir können die Bayern schlagen

„Wenn wir alles abrufen, können wir jeden schlagen. Und irgendwann sind die Bayern mal wieder fällig“, sagt Fredi Bobic. Irgendwann? Der Sportdirektor meint natürlich: an diesem Mittwoch.

Das kann ja lustig werden. Bruno Labbadia verdreht bei solchen Kampfansagen nur die Augen. Um genau zu sein: ein Auge. Das andere ziert neuerdings ein Veilchen. „Da bin ich mit dem Kajalstift abgerutscht“, sagt der Trainer und grinst. In Wahrheit hat ihn im Training „ein Ball gestreift“. Labbadia blieb aufrecht: „Solange die Spieler verschont bleiben, ist es schon okay.“

Trotzdem wäre es hilfreich, wenn seine Jungs ähnlich gute Nehmerqualitäten hätten – damit das dicke Ende nach 90 oder 120 Minuten nicht noch nachkommt. Denn der Trainer weiß: „Die Bayern haben eine Offensive, die unheimlich stark ist und immer ein Spiel allein entscheiden kann. Wir müssen eine Topleistung abrufen.“ Hinzu kommt: Die anderen Mannschaftsteile der Münchner sind auch nicht wirklich schlecht. Von der angeblichen Krise der Bayern kann Labbadia jedenfalls weit und breit nichts entdecken. „Sie haben in Gladbach verloren, die gerade in Topform sind. Und gegen den HSV hätten sie gewinnen können“, sagt er.

Es winken 1,75 Millionen Euro als Prämien

Allerdings will er seine Mannschaft auch nicht kleinreden: „Der Pokal macht echt Spaß, das sage ich den Spielern immer wieder. Wir müssen mit Freude rangehen, dürfen nicht verkrampfen. Wir wissen: An einem guten Tag können wir die Bayern schlagen.“

Das würde sich in mehrfacher Hinsicht lohnen. Der VfB wäre in aller Munde, und er würde weiteres Selbstvertrauen für die Liga tanken. Nach zwei weiteren Siegen könnten die Spieler im Berliner Olympiastadion wieder mal den DFB-Pokal in die Höhe stemmen, und ganz nebenbei hätten sie dann erreicht, was in der Liga kaum möglich scheint – einen Platz im Europapokal. Von den glänzenden Augen ganz zu schweigen, die der Halbfinaleinzug bei Finanzchef Ulrich Ruf bewirken würde. In den ersten vier Pokal-Runden hat der Verein 2,5 Millionen Euro eingenommen – zwei Millionen als Prämien vom DFB sowie 500.000 Euro vom ZDF für die Live-Übertragung des Viertelfinalspiels. Im Halbfinale gibt es noch einmal 1,75 Millionen Euro an Prämien und weitere Fernsehgagen.

Das alles soll den Roten Beine machen. Ohnehin rät Manager Bobic: „Bewegung ist das beste Mittel gegen die Eiseskälte.“ Er erwartet „ein volles Haus und viel Leidenschaft“ – aber keine Schwalben: „Da wird das Trikot nass, das kann bei diesen Minusgraden sehr kalt und unangenehm werden.“ Trotzdem: Einer der beiden Clubs wird am Ende, im übertragenen Sinne, auf der Nase liegen. Und beide hoffen, dass es der andere sein wird.