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Trotz der zu erwartenden Einnahmen beim Wechsel von Schieber kaum Geld für Transfers da.

Stuttgart - Es ist ja nicht so, dass Julian Schieber in der vergangenen Saison Bäume ausgerissen hätte. Fast die gesamte Hinrunde fiel der VfB-Stürmer verletzt aus, und in der Rückrunde war er oft nur Joker. Wenig war zu sehen von dem Glanz, den er im Jahr zuvor als Leihgabe beim 1. FC Nürnberg versprühte. Und doch wiegt der nahende Abgang des Angreifers, der das Angebot des VfB für eine Vertragsverlängerung bis 2016 abgelehnt hat, schwer. Der anstehende Wechsel zu Borussia Dortmund ist ein fatales Signal. Zum einen, weil Schieber als Eigengewächs perfekt den Stuttgarter Weg verkörperte. Und zum anderen, weil die Substanz des Kaders enorm geschwächt wird. Ein wuchtiger Julian Schieber in Topform, ohne lange Verletzungspause davor – darauf zu verzichten, wird Trainer Bruno Labbadia extrem schwerfallen.

Wohl kein namhafter Ersatz für Schieber

Erst recht, weil der VfB weiter sparen muss und es wohl keinen namhaften Ersatz für Schieber geben wird – obwohl im Falle eines Transfers zum BVB viel Geld in die Kassen käme (der VfB hat eine Ablöseforderung von acht Millionen Euro ausgerufen). Fredi Bobic muss in der nächsten Saison die Kosten für die Lizenzspieler um zehn Millionen Euro herunterzufahren. Teure Neueinkäufe sind da nicht drin. Ein Stürmer der Kategorie Pierre-Michel Lasogga von Hertha BSC wäre wohl zu teuer. „Wir sind in der vergangenen Saison bereits mit einzelnen Transferaktivitäten in Vorleistung gegangen, ohne dabei den gesamtwirtschaftlichen Rahmen aus den Augen zu verlieren“, sagt Präsident Gerd Mäuser, „diesen Kurs werden wir beibehalten und weiterhin mit Augenmaß agieren.“ Im Klartext: Spätestens nach dem Winter-Transfer von Vedad Ibisevic, der für fünf Millionen Euro von 1899 Hoffenheim kam, hat Manager Fredi Bobic wenig finanziellen Spielraum für Neuzugänge. Nicht für einen Stürmer – und auch nicht für einen Außenverteidiger. Die Substanz des Kaders, sie könnte in der neuen Saison geschwächt sein.

Der VfB braucht ja nicht nur einen Ersatz für Schieber – hinten links und hinten rechts hakt es ebenso. Nach dem Weggang von Rechtsverteidiger Khalid Boulahrouz hat der VfB nur noch Gotoku Sakai, Cristian Molinaro und Arthur Boka, die als Außenverteidiger infrage kommen. Mit Boka, dessen Vertrag ausläuft, will Fredi Bobic rasch verlängern. Dem Ivorer liegt ein unterschriftsreifer Einjahresvertrag mit stark leistungsbezogenen Bezügen vor.

Der FC will Riether loswerden

Obendrein will der VfB Sascha Riether (29) vom 1. FC Köln verpflichten. „Wir stehen in regelmäßigem Austausch mit dem VfB“, sagt Riethers Berater Hans-Georg Felder, „Stuttgart wäre sicher ein gute Adresse für Sascha.“ Riether könnte den Bundesliga-Absteiger für die festgeschriebene Ablöse von 1,8 Millionen Euro verlassen. Und aus Köln ist zu hören, dass der FC ihn loswerden will. Der Club muss sparen – und Riether ist mit rund zwei Millionen Euro Jahresgehalt nach Lukas Podolski der Topverdiener im Kölner Kader.

So viel Geld wird Riether beim ebenfalls sparenden VfB nicht bekommen – aber womöglich gibt am Ende die sportliche Perspektive mit der Teilnahme an der Europa-Liga den Ausschlag für die Roten. Nachdem der ehemalige Wolfsburger in der vergangenen Saison als Stratege im zentralen defensiven Mittelfeld eingesetzt wurde und dort selten überzeugte, steht die Rückkehr auf die angestammte Rechtsverteidigerposition bevor. Da hatte Riether zuvor mit abgeklärtem, ruhigem Spiel überzeugt.