Seltenes Bild: Johan Audel im VfB-Trikot Foto: dpa

Sieben Operationen, 15 Monate Pause: Johan Audel kehrt frühestens im Sommer ins VfB-Team zurück.

Stuttgart - Es ist eine Geschichte, die fast schon tragisch ist. Da wechselt ein junger Mann zum ersten Mal ins Ausland. Er will durchstarten, den nächsten Schritt auf der Karriereleiter machen. Der Fußballwelt zeigen, was er kann. Als der Franzose Johan Audel im August 2010 zum VfB kommt, ist er voller Tatendrang.

Jetzt, knapp eineinhalb Jahre später, ist er das wieder. Audel will es wissen, er will angreifen. Aber das hat nun einen ganz anderen Hintergrund. Audel (28) wäre froh, wenn er überhaupt mal wieder am Mannschaftstraining teilnehmen könnte, anstatt in der Reha-Welt des VfB permanent Aufbauübungen zu machen. Gerade einmal drei Bundesligaspiele hat der Offensivmann, der 2010 für rund drei Millionen Euro vom FC Valenciennes nach Stuttgart wechselte, bisher für den VfB absolviert. 77 Minuten stand er insgesamt in der Liga auf dem Platz. Bei seinem bisher letzten Einsatz vor 15 Monaten war ein gewisser Jens Keller noch Trainer. Der VfB verlor bei Hannover 96 1:2.

Die Geschichte des Johan Audel, sie ist eine Leidensgeschichte. Siebenmal wurde er seit seinem Transfer zum VfB operiert. Erst war es das Sprunggelenk – und nach der Operation entwickelte sich ein bakterieller Infekt, der vier weitere Eingriffe nötig machte. Im Dezember 2010 zog sich Audel dann einen Kreuzbandriss zu. Doch statt der üblichen sechs bis acht Monate, die ein Fußballer normal zur Genesung braucht, leidet Audel bis heute an der Verletzung.

Audel sitzt auf heißen Kohlen

Es sind die Narben, die dem Franzosen Probleme machen – und sein Reizknie, wie es unter Medizinern heißt. Denn Audel hatte im Dezember 2010 nicht nur einen Kreuzbandriss davongetragen – er zog sich obendrein auch noch einen Meniskusschaden und einen Knorpelschaden zu.

Weil so viel kaputt war im Knie, reagiert es jetzt immer noch empfindlich auf Belastungen, was ein Aufbautraining für die Muskeln massiv erschwert. „Das Knie ist extrem empfindlich, und momentan fehlen Johan die letzten zehn Prozent, um wieder voll ins Mannschaftstraining einsteigen zu können“, sagt VfB-Mannschaftsarzt Raymond Best. Das Knie sei wieder intakt, das Gelenk ausgeheilt, die Bänder stabil – aber Audel müsse sich wegen der Reizung noch gedulden. „Er muss aber sicher nicht um seine Karriere bangen“, sagt Best, „das Ziel ist, dass er in der Vorbereitung für die nächste Saison wieder topfit ist – in dieser Saison wird er aber wohl nicht mehr zum Einsatz kommen.“

Johan Audel, der beim VfB einen Vertrag bis 2014 hat, sitzt auf heißen Kohlen. „Ich bin noch keine 40 – und ich weiß, dass mein Knie wieder hundertprozentig leistungsfähig sein wird.“ Er wolle endlich zeigen, warum ihn der VfB verpflichtet hat: „In Frankreich weiß man schon um meine Qualitäten“, sagt er, „ich bin torgefährlich und kann mit meiner Schnelligkeit den Unterschied ausmachen – und ich kann als linker Außenstürmer und als zentrale Spitze eingesetzt werden.“

Auf dem Weg zu seinem Comeback wolle er nur noch nach vorne schauen: „Ich habe mir zuletzt sogar eine neue, geheime Telefonnummer zugelegt – ich hatte es satt, dass mich permanent irgendwelche Bekannte oder Journalisten aus Frankreich angerufen haben und gefragt haben, wie es mir geht.“ So etwas zermürbe, wenn man so lange nicht mehr dabei gewesen sei: „Doch das interessiert mich nicht mehr – mich interessiert nur die Zukunft beim VfB Stuttgart.“