Joachim Löw hat sich bei SWR Sport unter anderem zur Arbeit von VfB-Trainer Sebastian Hoeneß geäußert. (Archivbild) Foto: dpa/Alex Grimm

Der ehemalige Bundestrainer war am Sonntagabend zu Gast bei SWR Sport. Dort äußerte er sich zu Jamal Musiala, seinem Ende als Bundestrainer und zu Arbeit von VfB-Coach Sebastian Hoeneß.

Ex-Bundestrainer Joachim Löw war am Sonntagabend zu Gast bei SWR Sport und hat dabei aus dem Nähkästchen geplaudert. Dabei sprach er unter anderem, dass es ein Fehler war, nach der WM 2018 nicht aufgehört zu haben, wie er Jamal Musiala mit einem Versprechen ins DFB-Team lockte und was er von VfB-Trainer Sebastian Hoeneß hält.

 

So bedauert Löw in der Nachbetrachtung, nach dem Vorrunden-Aus bei der WM 2018 nicht als Bundestrainer aufgehört zu haben. „Ja, auf jeden Fall. Das war sicherlich ein Fehler“, sagte Löw und ergänzte: „Nach so einer Geschichte hätte ich sagen müssen, ich mache den Weg frei. Jetzt müssen neue Impulse her, ein paar neue Ideen, ein neuer Trainer. Das wäre sicherlich besser gewesen.“

Deutschland war in Russland erstmals in der Ära Löw krachend bei einem Turnier gescheitert. Zuvor hatte die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) unter dem heute 64-Jährigen stets mindestens das Halbfinale bei Europa- und Weltmeisterschaften erreicht. Die Krönung war der WM-Titel 2014 in Brasilien.

Nach dem historischen Gruppen-K.o. vor sechs Jahren - nie war eine Nationalmannschaft so früh bei einer Weltmeisterschaft ausgeschieden - hätten er und Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff sich aber „verantwortlich gefühlt. Wir müssen irgendwie den Karren wieder aus dem Dreck ziehen. Dafür sind wir da und das müssen wir jetzt auch nochmal beweisen. Aber das war natürlich nicht richtig“, sagte Löw und schob mit Blick auf 2018 nach: „Spätestens dann wäre der richtige Zeitpunkt gewesen“, um aufzuhören.

Löw aber machte weiter, führte Deutschland noch zur wegen der Corona-Pandemie in 2021 verlegten Europameisterschaft - und schied mit seinem Team im Achtelfinale gegen England aus. Erst anschließend folgte das Ende auf der DFB-Trainerbank - nach rund 15 Jahren.

Musiala mit ungewöhnlicher Aktion für DFB-Team begeistert

Löw verriet außerdem, wie er Jamal Musiala mit einer für ihn ungewöhnlichen Aktion für die deutsche Nationalmannschaft begeistert hat. „Ich habe zum einzigen Mal in meiner Zeit als Bundestrainer einem Spieler ein Versprechen gegeben“, sagte der 64-Jährige. Er habe dem Offensivspieler des FC Bayern München bei einem Gespräch versprochen, „dass er im Sommer auf jeden Fall bei der EM 2021 dabei sein wird, wenn er sich für uns entscheidet“. 

Musiala, der auch in England aufgewachsen ist und dort fußballerisch ausgebildet wurde, hätte auch für die englische A-Nationalmannschaft auflaufen können. Er entschied sich aber für die DFB-Auswahl, in der der 21-Jährige gemeinsam mit dem gleichaltrigen Florian Wirtz von Bayer Leverkusen mittlerweile ein kongeniales und unumstrittenes Duo bildet. 

„Beide sind in ihren jungen Jahren schon weltklasse. Sie sind unheimlich kreativ, stark im eins gegen eins, sie sind beide torgefährlich und haben einen unglaublichen Weg gemacht in den letzten eins, zwei Jahren“, schwärmte Löw über Musiala und Wirtz: „Sie sind gar nicht mehr wegzudenken aus der Mannschaft, weil sie das Spiel schon prägen und nach vorne so unberechenbar sind für die Gegner.“

Auch wegen des Zauber-Duos hält es der Weltmeistercoach von 2014 für richtig, dass Bundestrainer Julian Nagelsmann nach dem unglücklichen Viertelfinal-Aus bei der Heim-EM gegen Spanien den WM-Titel 2026 als Ziel ausgegeben hat. Es sei „legitim, wenn der Trainer sagt, das ist unser Ziel und da wollen wir hin“, sagte er. Bei der EM habe man gesehen, „dass Deutschland bei dem Turnier mit den Topmannschaften mithalten konnte“.

Löw lobt Hoeneß in den höchsten Tönen

Auch über VfB-Coach Sebastian Hoeneß sprach Löw bei seinem SWR-Sport-Besuch – und lobte ihn in den höchsten Tönen: „Ich verfolge den Weg von Sebastian Hoeneß schon ein wenig länger. Er ist sehr innovativ, sehr kreativ, und er fördert vor allem die spielerischen Lösungen. Das sieht man beim VfB deutlich. In der Zeit vor ihm war der VfB häufig in den Abstiegskampf verstrickt, und auch die Art und Weise, wie gespielt worden ist, war unbefriedigend. Schon in den ersten vier, fünf Wochen war zu sehen, dass seine Handschrift greift. Diese Mannschaft ist fußballerisch viel, viel besser geworden und hat viel an Kreativität und offensiver Strategie dazugewonnen. Die Spieler können sich viel besser entwickeln. Ich habe das letzte Spiel gegen Frankfurt gesehen, das war von beiden Mannschaften auf sehr, sehr hohem Niveau. So macht es wirklich Freude. Die Spieler kommen mit seiner Denkweise sehr gut zurecht.“