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VfB-Koordinator Kienle reißt mit überraschendem Abgang zum FC Bayern Lücke zum schlechten Zeitpunkt.

Stuttgart - Die A-Junioren des VfB Stuttgart waren in den vergangenen Monaten besonders von den rasanten Veränderungen betroffen. Erst war Jürgen Kramny ihr Trainer, dann kurz Ramon Gehrmann, wieder Kramny, danach Tayfun Korkut, seit der Winterpause ist es Ilija Aracic. „Und jetzt auch noch der Weggang von Marc Kienle“, stöhnt Thomas Albeck, der Jugendkoordinator des VfB, „von Kontinuität und Nachhaltigkeit kann da keine Rede mehr sein.“

Auch Fredi Bobic ist alles andere als begeistert, wenn es um die nächste anstehende Veränderung beim Nachwuchs der Roten geht. Am Freitag kam Marc Kienle zum Sportdirektor und bat um die Auflösung seines Vertrags als Koordinator für die A-Junioren und das U-23-Team. „Was sollte ich da machen?“, fragt Bobic, „ich kann keinen halten, der weg will.“ Also verlässt Kienle am Saisonende die Roten, wechselt als Coach der A-Junioren zum FC Bayern München – und hinterlässt beim VfB das nächste Vakuum.

„Die Kaderplanungen befinden sich in der entscheidenden Phase“

„Die Kaderplanungen befinden sich in der entscheidenden Phase“, klagt Albeck. Und derjenige, der sie bislang verantwortet hat, sitzt plötzlich nicht mehr mit am Tisch. „Das ist nicht gut für die Jugendabteilung“, sagt Albeck – war angeblich aber nicht anders möglich. Sagt zumindest Marc Kienle.

Erst vor etwa zehn Tagen seien die Bayern mit dem konkreten Angebot an ihn herangetreten, und nachdem er sich nach langer Bedenkzeit entschieden hatte, „habe ich den VfB schnellstmöglich informiert“. Aber warum geht er überhaupt?

Schließlich hatte Kienle den Posten des Koordinators an der Schnittstelle zwischen Jugend und Profis (Bobic: „Eine entscheidende Position“) erst vor einem Jahr übernommen und einen Vierjahresvertrag unterschrieben. Steckt also mehr dahinter als der Wunsch Kienles, wieder als Trainer arbeiten zu können? „Nein“, versichert der 39-jährige Ex-Profi und widerspricht auch der Meinung (die auch innerhalb des Vereins vertreten wird), die zuletzt fehlende Perspektive für Talente im Profikader des VfB sei der Grund für seinen Weggang. „Ein Jahr wäre dafür doch viel zu kurz“, sagt Kienle, „außerdem bin ich überzeugt, dass der eine oder andere junge Spieler bald oben aufschlagen wird.“ Und überhaupt: „Ich habe im vergangenen Jahr meine Fußball-Lehrer-Lizenz gemacht und wollte einfach wieder Trainer sein.“ Der FC Bayern sei zudem ja auch eine sehr gute Adresse. Mit entsprechenden finanziellen Möglichkeiten – auch in der Jugendabteilung – und einer gewissen Hartnäckigkeit.

Kienle will nicht im Bösen scheiden

Nach Informationen unserer Zeitung nämlich haben die Münchner Marc Kienle schon seit einem Jahr im Visier, was der frühere Stürmer auf Nachfrage bestätigt. Schon im Winter habe er eine Anfrage vom FCB gehabt – aber abgelehnt. Als der Rekordmeister nun einen Nachfolger für A-Jugendcoach Kurt Niedermayer suchte, sagte Kienle zu: „Auch wenn es mir nicht leicht gefallen ist.“ Für die U 19 der Bayern waren auch Ex-VfB-Jugendtrainer Frank Leicht und Martin Schweizer (U 19 SC Freiburg) im Gespräch.

Kienle will nicht im Bösen scheiden. Doch Bobic kann seine Enttäuschung kaum verbergen, wenn er sagt: „Wir brauchen Leute, die ihre Aufgabe zu 100 Prozent erfüllen wollen.“ Am Sportdirektor liegt es nun, ein Feld zu beackern, das bestellt gewesen ist. Kurzfristig müssen mit Blick auf die Planungen für die neue Runde die Kompetenzen schnell geklärt werden, was eine Neubesetzung des Koordinatorenpostens angeht, will sich Bobic aber Zeit lassen: „Wir werden in aller Ruhe nach einer langfristigen Lösung suchen.“ So wie Marc Kienle eine war – eigentlich.